Buschfeuer in AustralienAuch Luxemburg zeigt sich solidarisch

Buschfeuer in Australien / Auch Luxemburg zeigt sich solidarisch
Ganze Siedlungen mussten bereits evakuiert werden, Tausende Australier haben derzeit kein Dach über dem Kopf. Weltweit aber melden sich immer mehr Menschen, die helfen wollen.  Foto: AFP Photo/Royal Australian Navy/Shane Cameron

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Australien brennt. Und ein Ende ist nicht in Sicht. Doch es gibt auch Hoffnung: Weltweit zeigen sich immer mehr Menschen solidarisch und sammeln Spenden, um die Australier im Kampf gegen die verheerenden Buschbrände und deren Folgen zu unterstützen.

Es sind Bilder, die um die Welt gehen: Kängurus, die vollkommen verbrannt an Zäunen hängen, ganze Landstriche, die eingeäschert sind, und Feuerwehrleute, die völlig machtlos dabei zusehen, wie die nächste Gemeinde in den Flammen versinkt. Australien befindet sich in einer Extremsituation, doch die Menschen in Down Under halten zusammen.

„Das Besondere an dem australischen Volk ist, dass es sich von so etwas nicht unterkriegen lässt“, erklärt Barbara Barkhausen. Die Tageblatt-Korrespondentin lebt seit 2002 in Sydney und ist beeindruckt von der Art und Weise, wie die Australier auf die verheerenden Brände reagieren. Viele Menschen mussten ihr Haus dem Feuer überlassen und verloren alles, was sie nicht vor den Flammen retten konnten. „Auch wenn die Politik hier versagt, die Menschen tun es nicht“, erklärt sie. „Es existiert eine große Hilfsbereitschaft im Volk.“ Gegen viele Brände sind die Feuerwehrleute jedoch machtlos. „Die Feuer entwickeln ihr eigenes Wettersystem“, sagt die Korrespondentin. Die Brände kreieren dabei Stürme, die sich auch in Feuertornados entpuppen.

Australier zeigen Solidarität

Für ganz Australien bedeuten die Brände einen herben Verlust an Ökosystemen – wenn gleich ganze Tierarten aussterben. Die Luft in Canberra ist gefährlich verschmutzt, 25 Menschen starben bei den Bränden, die abgebrannte Fläche ist mittlerweile größer als die Niederlande. Und die nationale Politik? Premierminister Scott Morrison machte Urlaub auf Hawaii, andere Kollegen schwiegen zu den Bränden. „Verschiedene konservative Medien versuchen sogar, die Brände unter den Teppich zu kehren“, sagt Barkhausen.

Doch auch wenn die Lage im Land mehr als angespannt ist, zeigen die Australier Solidarität. Manche betroffenen Gemeinden hätten so viele Spenden in Form von Kleidung bekommen, dass sie nicht mehr wüssten, wem sie diese geben könnten. Die Menschen helfen sich gegenseitig und nehmen Leute in ihre Häuser auf. So berichtet Barkhausen von einer aus Victoria geflüchteten Familie, die auf dem Parkplatz eines Supermarktes campen wollte. Auf die Familie kam ein afrikanischer Einwanderer zu. „Er sagte zu ihnen, dass das nicht gehen würde, und lud sie dann ein, bei sich zu Hause zu übernachten“, sagt die Journalistin.

Mut macht den Australiern nicht nur die Solidarität untereinander, sondern auch die Anteilnahme aus aller Welt. Weltweit zeigen sich die Menschen solidarisch und sammeln Spenden, um Feuerwehrleute, Anwohner und Tierwelt auf dem roten Kontinent zu unterstützen. So wurden neuesten Schätzungen zufolge bereits mehr als eine Milliarde Tiere getötet. Und es sind auch diese Bilder, die sich am meisten ins Gedächtnis der Menschen brennen.

Spenden in Millionenhöhe

Laut der australischen Regierung könnte es noch Monate dauern, bis die Brände ganz unter Kontrolle gebracht werden sein. Bis dahin stehen nicht nur weitere Menschenleben auf dem Spiel, sondern auch der Lebensraum der Koalas. Die Solidarität mit den Australiern ist entsprechend groß. Mit jeweils einer halben Million Dollar beteiligen sich etwa die gebürtige Australierin und Schauspielerin Nicole Kidman und US-Sängerin Pink an den Hilfsmaßnahmen. Zum Auftakt der Australian Open haben auch viele Tennis-Profis ihre Unterstützung zugesagt.

Die australische Regierung steht hingegen stark in der Kritik. Die Hilfe sei nur langsam angelaufen und reiche nicht, so der Vorwurf. Ob Premierminister Scott Morrison aber andere Länder um Hilfe gebeten hat, ist nicht klar. Dem Luxemburger Kooperationsministerium ist keine entsprechende Anfrage bekannt. „In Katastrophenfällen wird die Hilfe aus Europa vom Emergency Response Coordination Centre der EU-Kommission koordiniert“, erklärt eine Sprecherin des Kooperationsministeriums. Dafür aber müsse eine Anfrage des betroffenen Staates vorliegen. „Luxemburger Module, wie etwa die Kommunikationsplattform emergency.lu, wurden bislang aber nicht angefragt“, so die Sprecherin.

Auch halten sich die Hilfsorganisationen aus Europa noch zurück und verweisen auf die Niederlassungen und Partnerorganisationen in Australien. So sind Sachspenden und entsprechende Hilfsleistungen aufgrund der strengen Einfuhrbestimmungen problematisch. Aus diesem Grund wird geraten, die verschiedenen Organisationen vor Ort direkt mit Geldspenden zu unterstützen, so zum Beispiel der „NSW Rural Fire Service“ in New South Wales oder die „Country Fire Authority“ in Victoria.

Auch hat das australische Rote Kreuz noch keine Anfrage beim internationalen Verband gestellt, sodass das Luxemburger Rote Kreuz keinen offiziellen Spendenaufruf starten kann. „Wir haben kein Mandat dafür“, betont ein Sprecher. Spenden mit dem Vermerk „Bëschbrenn Australien“ werden dennoch angenommen und an das australische Rote Kreuz weitergeleitet. Dieses hilft Menschen vor Ort, die evakuiert wurden oder ihr Zuhause verloren haben, während die „Foodbank“ Feuerwehrleute und lokale Kommunen mit Lebensmitteln und Wasser versorgt. Einen Spendenaufruf hat auch die Regierung des Bundesstaates Victoria gestartet, und das gemeinsam mit der „Salvation Army“. Das gesammelte Geld soll zu 100 Prozent den betroffenen Siedlungen zugutekommen.

Daneben kümmern sich unzählige Organisationen um das Wohl der verletzten oder bedrohten Tiere. So bietet das „Port Macquarie Koala Hospital“ die Möglichkeit, den Tieren per Adoption zu helfen. Im Gegenzug erhalten die Spender ein Bild des Tieres sowie Updates zu seinem Gesundheitszustand. Einen dringenden Appell zur Rettung der Koalas lanciert auch der „World Wide Fund for Nature“, kurz WWF, der ebenfalls Adoptionen anbietet. Diese Spenden sollen vor allem dazu dienen, den Lebensraum der Koalas nach der Katastrophe wieder aufzubauen. Um die anderen Tierarten kümmert sich die Organisation „Wildlife Rescue“. Ihr Fonds soll dazu dienen, auch Kängurus, Wombats und Flughunde aus den betroffenen Regionen zu retten und aufzupäppeln.

Stoffbeutel aus Luxemburg

Die Umweltorganisation Greenpeace ist indessen eher hinter den Kulissen aktiv, um etwa Druck auf die Politik auszuüben. „Es wird Zeit, dass Premierminister Scott Morrison seinen Job macht und den Klimawandel endlich ernst nimmt, indem die seit Jahren steigenden Treibhausgasemissionen in Australien reduziert werden“, betont Esther Wildanger von Greenpeace Luxemburg. Leider gebe es einen Zusammenhang zwischen den katastrophalen Bränden und dem Klimanotstand. „Buschbrände treten seit Jahren regelmäßig auf, aber durch den Klimawandel beginnt die Saison der Buschbrände in Australien noch früher, dauert länger an und ist umso beängstigender und unvorhersehbarer“, so Wildanger. Natürlich unterstütze Greenpeace aber auch die lokale Bevölkerung, indem man auf persönliche Schicksale aufmerksam macht und eine Spendenaktion für die ländliche Feuerwehr organisiert.

Eine direkte Hilfe aus Luxemburg gibt es auch: In den sozialen Netzwerken haben sich Menschen aus dem Großherzogtum zusammengetan, um das australische „Rescue Collective“ mit sogenannten „Wildlife Pouches“ zu unterstützen. Dabei handelt es sich um selbst angefertigte Stoffbeutel, in denen sich die verletzten Tiere erholen können. „Viele junge Beuteltiere etwa haben ihre Mutter verloren. Andere sind schlimm verletzt. Die Stoffbeutel helfen in beiden Fällen“, erklärt die Initiatorin der Facebook-Gruppe „Save Wildlife in Australia“, Carine Schuler.

Die Mitglieder der Facebook-Gruppe „Save Wildlife in Australia“ benötigen Stoffe, um die Tierbeutel herzustellen“ (Foto: Privat)

Ihr seien die Bilder der verbrannten und verletzten Tiere nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Über Bekannte in Australien sei sie dann auf die Idee gekommen, das „Rescue Collective“ zu unterstützen. „Medikamente oder Lebensmittel können wir aufgrund der Einfuhrbestimmungen nicht schicken. Deshalb die Beutel“, so Schuler. Stolz ist die Luxemburgerin auf die Solidarität ihrer Mitbürger: Mehr als 3.600 Mitglieder zähle die Gruppe inzwischen, im ganzen Land habe man bereits 52 Sammelstellen einrichten können. „Dort können Menschen, die uns unterstützen wollen, Stoffe abgeben und andere Sachen“, ergänzt die junge Frau. Eine Liste der benötigten Materialien sowie Anleitungen zum Herstellen der Beutel werden regelmäßig in der Facebook-Gruppe selbst geteilt.

Verletzte Tiere oder Jungtiere, die ihre Mutter verloren haben, finden in den Beuteln Zuschlupf

Verletzte Tiere oder Jungtiere, die ihre Mutter verloren haben, finden in den Beuteln Zuschlupf (Foto: Privat)

„Mancherorts wurden richtige Nähgruppen gebildet, um die Beutel herzustellen“, sagt Carine Schuler voller Freude, auf die bereits die nächste Herausforderung wartet. Tatsächlich müssen die Beutel nun nach Down Under. Die Gruppe sucht noch nach einem Logistik-Partner, der sich um den Versand der Hilfsmittel kümmern könnte. „Wir müssen nun sehen, wie viele Beutel in den nächsten Tagen noch zusammenkommen. Lange können wir nicht warten“, so Schuler. Die Hilfe werde unbedingt gebraucht.