Schule bei Regen und KälteAuch für die Escher „Bësch-Klassen“ beginnt die Rentrée

Schule bei Regen und Kälte / Auch für die Escher „Bësch-Klassen“ beginnt die Rentrée
Escher „Bësch-Klassen“: Schule mitten in der Natur, täglich von 8 bis 13 Uhr Foto: Editpress/Tania Feller

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Schule wirklich anders. Das sind die „Bësch-Klassen“. Als Schulprojekt wurden sie 2016 erstmals in Esch eingeführt. Bei – fast – jedem Wetter sind die Kinder draußen und lernen eigentlich mehr als der Lehrplan vorsieht. Vernetzt denken, in der Gruppe funktionieren und vor allem sich bewegen und Neugierde entfalten. Kleine Bestandsaufnahme zum Schulbeginn.

Lehrerin Carole Stieber: „Mir gefällt, dass in den ,Bësch-Klassen‘ anders auf die Bedürfnisse der Kinder reagiert wird“
Lehrerin Carole Stieber: „Mir gefällt, dass in den ,Bësch-Klassen‘ anders auf die Bedürfnisse der Kinder reagiert wird“ Foto: Editpress/Tania Feller

Carole Stieber ist Lehrerin. Im Gespräch wird klar: Den heutigen Tag hat sie herbeigesehnt. Heute ist Schulbeginn. Auch in den Escher „Bësch-Klassen“.

54 Kinder werden dort von insgesamt acht Lehrerinnen und Erzieherinnen unterrichtet – von montags bis freitags, von 8 bis 13 Uhr – im Prinzip ausschließlich draußen, in der Natur, im Wald.

Anfangs nur für die Kinder aus der Brill-Schule gedacht, steht das Angebot seit 2021 allen Escher Grundschulen offen. Neu ist dieses Jahr, dass zum ersten Mal Kinder aus dem Zyklus 2.2 (Zweet Schouljoer) mit dabei sind.

Kinder im Mittelpunkt

„Bësch-Klassen“ gibt es mittlerweile an verschiedenen Orten im Land. Die Stadt Esch aber war Vorreiter. 2016 wurde das Projekt ins Leben gerufen. Carole Stieber ist mit dabei, auch weil sie selbst mit ihren Kindern in der „Bësch-Crèche“ gute Erfahrungen gemacht hat. „Mir gefällt, dass anders auf die Bedürfnisse der Kinder reagiert wird als im klassischen Unterricht. Die Bësch-Klassen fördern Bewegung und vernetztes Denken, lassen mehr Zeit zum Entdecken, mehr Raum für Fantasie und Kreativität.“

Das klingt nach alternativen Schulmethoden wie Waldorfschule oder Montessori? „Einige Ziele mögen mitunter dieselben sein, der Weg aber ist ein anderer“, so Carole Stieber. Sie und Yves Ciaffone, Verantwortlicher der Escher Schuldirektion, machen klar, dass Bësch-Klassen wohl eine andere Form des schulischen Angebotes sind. Ein Teil der öffentlichen Schule seien sie nach wie vor und dementsprechend werde also auch der Lehrplan berücksichtigt. Es gelte, Wissen und Kompetenzen zu vermitteln, aber teils mit anderen Mitteln und halt eben in einem anderen Rhythmus. Vor allem aber an der frischen Luft.

Das sei nicht immer so einfach, auch weil die Kinder es vielleicht nicht immer so gewöhnt seien, erklärt die Lehrerin. „Die Kinder werden reifer, sie lernen etwas zu ertragen, sich zu überwinden und in der Natur zu verweilen – gemeinsam in der Gruppe, wo viele Interaktionen möglich sind“, sagt Yves Ciaffone.

Schuldirektor Yves Ciaffone: „Die Kinder werden reifer, sie lernen etwas zu ertragen, sich zu überwinden und in der Natur zu verweilen – gemeinsam in der Gruppe, wo viele Interaktionen möglich sind“
Schuldirektor Yves Ciaffone: „Die Kinder werden reifer, sie lernen etwas zu ertragen, sich zu überwinden und in der Natur zu verweilen – gemeinsam in der Gruppe, wo viele Interaktionen möglich sind“ Foto: Editpress/Tania Feller

Das sei nicht immer so einfach, auch weil die Kinder es vielleicht nicht immer so gewöhnt seien, erklärt die Lehrerin. „Die Kinder werden reifer, sie lernen etwas zu ertragen, sich zu überwinden und in der Natur zu verweilen – gemeinsam in der Gruppe, wo viele Interaktionen möglich sind“, sagt Yves Ciaffone.

Großes Interesse

Zu den Bësch-Klassen gehört übrigens auch ein reger Austausch mit dem Escher Förster. Keiner dürfte besser über den Wald im Allgemeinen und den Ellergrund im Besonderen im Bilde sein und wissen, wenn es nicht angebracht ist, sich draußen oder unter Bäumen aufzuhalten.

Aber was passiert denn eigentlich, wenn das Wetter richtig mies ist? „Dann bleiben wir in unserem Empfangszentrum ‚Bei de Muermeldéieren‘ in der Hiel und machen dort unsere Aktivitäten, dann ist es halt ein wenig mehr klassische Schule“, so Carole Stieber.

Das Interesse an den Bësch-Klassen sei groß. Es gibt Wartelisten, auch in Esch. Carole Stieber und Yves Ciaffone sagen, dass es aber wohl auf absehbare Zeit so sein wird, dass am Ende des Zyklus 2.2 Schluss ist. Das habe vor allem mit der Größe der Infrastruktur zu tun.

Trotzdem: Träumen darf man, und sich wie die engagierte Lehrerin aus Esch wünschen, dass die gesamte Grundschule als Bësch-Klassen funktionieren könne. Das wäre weltweit ein Novum.

Konzept „Bësch-Klassen“

„Mittelpunkt des pädagogischen Konzepts der ,Bësch-Schoul‘ sind die Kinder. Als Entdecker und Forscher gestalten sie ihr Leben“, sagt Carole Stieber. „Wir begleiten diesen Prozess und folgen ihren Interessen.“ Oft könnten Wissen und Kompetenzen über diesen Weg besser vermittelt und aufgebaut werden als in einem klassischen Schulsystem, so die Lehrerin. Weniger als im Klassensaal werde jedenfalls nicht gelernt. Mehr Informationen: schoul.esch.lu.