Draußen vor der TürAls vor zehn Jahren das Rauchverbot in Luxemburgs Cafés in Kraft trat, …

Draußen vor der Tür / Als vor zehn Jahren das Rauchverbot in Luxemburgs Cafés in Kraft trat, …
Seit nunmehr zehn Jahren darf in Kneipen und Cafés nicht mehr geraucht werden Foto: Editpress/Julien Garroy

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Seit zehn Jahren gilt in Luxemburgs Gaststätten ein absolutes Rauchverbot. Nahm die rauchende Kundschaft das entsprechende Gesetz in Restaurants (das einige Jahre früher in Kraft trat) noch mit relativer Gelassenheit auf, so entbrannte vor dem Verbot am 1. Januar 2014 ein regelrechter Kulturkampf. Die Argumente reichten auf der Seite der Befürworter des Verbots von rücksichtslosen Rauchern mit glasklarer Absicht, die Gesundheit aller anderen Gästen zu ruinieren, bis zum unsäglichen Wunsch der Vernichtung einer jahrhundertealten Bistrot-Kultur andererseits. 

Mittlerweile haben sich die Gemüter zwar beruhigt; immerhin verlangen erneut Anhänger einer von Nikotin und Tabakgeruch unbelasteten Luft ein Rauchverbot auch auf Terrassen von Gastronomiebetrieben. Grund genug, die Auswirkungen des Gesetzes genauer unter die Lupe zu nehmen. 

Auch wenn Eingeweihte die eine oder andere Kneipe kennen, in der zivil ganz ungehorsam, in mehr oder weniger versteckten Ecken (und hiermit sind nicht die offiziell zugelassenen abgeschirmten Raucherzonen gemeint), im Bedarfsfall diskret ein Aschenbecher hingestellt wird, so wird das Verbot generell doch ziemlich konsequent eingehalten. Was übrigens zu einer ganz neuen Form der sozialen Kontakte mit oft gänzlich unbekannten Menschen geführt hat – dem gemeinsamen Frönen der Tabakleidenschaft vor den Türen der Kneipen, Bistrots, Cafés, die inzwischen ante portas mit riesigen Aschenbechern ausgestattet sind.  

200 Schließungen in ersten beiden Jahren

Wie François Koepp, Generalsekretär des Hotel-, Restaurant- und Gaststättenverbandes Horesca, beklagt, verschwanden – ob fehlender Gäste – bereits während der ersten beiden Jahre nach Inkrafttreten des Verbots rund 200 Cafés. Die Zahl der Gaststätten fiel von rund 1.080 auf 880 bis 900, so Koepp; besonders traditionelle „Bope-Bistroten“ hätten das Verbot nicht überlebt. Eine ältere Kundschaft, die traditionell am Stammtisch oder beim Kartenspiel ihre Maryland oder Ducal genoss, sei nicht bereit gewesen, für jede Zigarette aufzustehen und vor die Tür zu gehen. Was diese Betriebsaufgaben an sozialer Verarmung in ohnehin kaum mehr attraktiven Dorfkernen bedeutete und bedeutet, ist nur schwer einzuschätzen.

Vor zehn Jahren entbrannte ein regelrechter Kulturkampf um das Rauchverbot. Mittlerweile haben sich die Gemüter beruhigt
Vor zehn Jahren entbrannte ein regelrechter Kulturkampf um das Rauchverbot. Mittlerweile haben sich die Gemüter beruhigt Foto: Editpress/Julien Garroy

Bei den Unternehmen, die eine eher jugendliche Kundschaft anziehen, seien die Auswirkungen wohl nicht so dramatisch gewesen, so Koepp weiter: Hier stellte sich aber schnell ein anderes Problem. Nachbarn meuterten öfters wegen der zunehmenden Lärmbelästigung durch die Raucher vor der Tür. Nicht ganz unproblematisch, dies ganz besonders nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine und den daraus resultierenden gestiegenen Energiepreisen, waren auch die elektrisch oder gasbetriebenen Heizstrahler zum Komfort der paffenden Gäste, die aktuell denn auch immer weniger genutzt werden. 

Ein Rauchverbot auf Terrassen – wie von manchen gefordert – lehnt der Gaststättenverband kategorisch ab: Dies würde zahlreichen Betrieben, die mit gestiegenen Mehrwertsteuersätzen, Energie- und anderen Preisen zu kämpfen haben, den Todesstoß versetzen, so der Generalsekretär kategorisch. 

Der Shisha-Bars-Hype

Ein interessantes Phänomen im Kontext des Rauchverbots waren und sind teilweise noch die vor der Corona-Pandemie plötzlich dutzendfach öffnenden Shisha-Bars – Gaststätten also, die aus dem Rauchen, wenn auch orientalisch gepimpt, ihr Hauptverkaufsargument machten. 

Handelt es sich hierbei vielleicht um eine kulturelle Gegenbewegung, um einen mehr oder weniger bewussten Protest gegen zunehmende Verbote, besonders von jungen Menschen? Auch wenn die wasserpfeifenservierenden Geschäfte sich an die gleichen gesetzlichen Vorgaben halten müssen wie ihre klassische Konkurrenz: Nur wer einen abgeschirmten und mit starker Be- und Entlüftung ausgestatteten „Fumoir“ einrichtet, darf den Gästen und nur den Volljährigen ihr selbstzerstörerisches Tun erlauben. Ansonsten bleibt nur die Terrasse als Alternative auch für die blubbernden Gefäße, denen Rauch in seltsamen Geschmacksrichtungen entlockt werden kann.

Dass diese Form des Rauchens keineswegs weniger gesundheitsschädlich ist als die traditionelle Zigarette, ist natürlich auch den Behörden und Organisationen wie der Stiftung gegen den Krebs bewusst, die seit langem gegen den blau-grauen Dunst aus Tabakprodukten ankämpfen.

Ein eher seltener Anblick: Eine Plakette für ein vom Gesundheitsministerium autorisiertes Raucherlokal
Ein eher seltener Anblick: Eine Plakette für ein vom Gesundheitsministerium autorisiertes Raucherlokal Foto: Robert Schneider

Verbote und Kampagnen wirkungslos

Mit mäßigem bzw. überhaupt keinem Erfolg: So ist Statistiken und repräsentativen Umfragen von Gesundheitsministerium und „Fondation contre le cancer“ zu entnehmen, dass die Zahl der Raucher 2014 bei 21 Prozent der Bevölkerung lag (24 Prozent Männer und 18 Prozent Frauen). Mittlerweile geben 28 Prozent der Einwohner des Landes an, dass sie mehr oder weniger regelmäßig zur Zigarette greifen: Tendenz steigend. Besonders bei den 16- bis 24-Jährigen ist eine Zunahme von Rauchern festzustellen. Ein vom Parlament beschlossener „Plan national de lutte contre le tabagisme“, der mit einer ganzen Reihe von Maßnahmen während der Periode 2016 bis 2020 wirken sollte, tat dies offensichtlich nicht, ebenso wie alle weiteren, teils teuren Versuche, der ungesunden Sucht Einhalt zu gebieten. Vielleicht liegt es auch daran, dass unter der Rufnummer mit dem trendigen Namen „Tobacco stop line“ (8002 6767) erst gar niemand unseren Anruf entgegennahm … 

Um nicht missverstanden zu werden: Rauchen ist gesundheitsschädlich und besonders das Personal in den Gaststätten hat das Verbot mehrheitlich dankbar aufgenommen. Todesursache Nummer eins in Luxemburg sind laut jüngstem Bericht des Gesundheitsministeriums Tumore, wobei Lungenkrebs besonders bei Männern in der Statistik weit vorne liegt. 

Angesichts der aktuellen Entwicklungen, auch in Sachen Gastättensterben, sollten bisherige Vorgehensweisen allerdings zumindest kritisch nachbetrachtet und weitere Verbotsgelüste erst einmal auf Eis gelegt werden. 

JJ
7. Januar 2024 - 10.16

@Jemp, geet ett nett drems vir déi Leit ze schützen déi nett fëmmen? Wien sech wëll ëmbrengen dee kann dat maachen.Awer ouni aner Leit mattzehuelen.

Jemp
31. Dezember 2023 - 20.04

Vu datt sennlos Verbueter vun deer doten Zort dozou ureizen, sech dergeint ze wieren, hu mer elo mei Femmerte wei virdrun, besonnesch bei Jugendlechen, an dofir och mei Kriibsdoudeger em 2030 bis 2050. Dat rett da villäicht eis Pensiounskeess. Ech hoffen dat war net gewollt an ass vu purer Dommheet geschitt, well een, deen den eischten Abschnitt vu sengem Psychosbuch gelies huet, misst wessen, datt d'Leit an esouengem Fall queesch ginn. Mee bei ville vun eise Politiker geet et wuel un eischter Plaz drems, fir d'Macht ze hunn, an ze weisen, datt se denen aneren eppes virschreiwe kennen. Glecklecherweis kommen esou Leit an enger Demokratie net wäit, a kennen elo hir Wonne lecken. Et ass just schued, datt mer dofir mussen den Däiwel mam Belzebub ersetzen.

JJ
31. Dezember 2023 - 13.45

...war das Geschrei groß,aber...man hat sich gut daran gewöhnt. Kultur welche die Gesundheit Anderer ruiniert ist keine Kultur.