Fahrradreise8.000 Kilometer für den guten Zweck: Luxemburgisches Paar radelt quer durch Europa

Fahrradreise / 8.000 Kilometer für den guten Zweck: Luxemburgisches Paar radelt quer durch Europa
Alessandra Lops ist seit knapp sieben Monaten unterwegs – Jo Klein ist im Juli hinzugestoßen Fotos: privat

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Radeln für den guten Zweck. Alessandra Lops und Jo Klein treten seit Monaten in die Pedale. Auf der Reise durch Europa hat das Paar schöne Landschaften gesehen, nette Menschen kennengelernt und Spenden für „Blëtz Asbl“ gesammelt.

8.000 Euro für 8.000 Kilometer: Das ist das Ziel von Alessandra Lops (32) und Jo Klein (30). Das Paar ist in den vergangenen Monaten mit dem Fahrrad quer durch Europa gefahren – das gesammelte Geld geht an den Verein „Blëtz Asbl“, der sich für die Prävention von Schlaganfällen einsetzt. Lops ist schon im März gestartet und war drei Monate allein unterwegs. Klein ist Anfang Juli in Luxemburg hinzugestiegen. Die beiden haben am Sonntag die slowenische Grenze überquert und treten momentan in Österreich in die Pedale. Nächste Woche wollen sie in München ankommen, wo sie ein paar Tage verbringen und dann den Zug nach Luxemburg nehmen. „Ich muss am 2. November wieder arbeiten“, sagt Klein dem Tageblatt.

Jo Klein und Alessandra Lops
Jo Klein und Alessandra Lops Foto: privat

Der 30-Jährige arbeitet bei ProVelo und hat sich für die gesamte Zeit freigenommen. „Ich kann das mit Überstunden reinholen“, so Klein. Lops ist als Neuropsychologin in einer Klinik und hat sich acht Monate „congé sans solde“ genommen. „Wir haben beide das Glück, dass wir uns das erlauben können“, gibt der gebürtige Beforter zu. Ein Urlaub mit Flugzeug oder Auto kam für das Paar allerdings nicht infrage. „Weil uns der umweltbewusste Aspekt wichtig ist, wollten wir die Reise mit einem Verkehrsmittel machen, das keinen großen ökologischen Fußabdruck hinterlässt“, erklärt Klein.

Das richtige Material ist bei einer solchen Exkursion allerdings essenziell. Die beiden haben sich für die Reise ein Gravelbike zugelegt. Das ist eine Mischung aus Rennrad und Mountainbike, die vielseitig einsetzbar ist. Hinzu kommen Zelt, Matratzen, Kleidung … Alles muss in einer besonders leichten Variante gekauft werden. Das gesamte Gepäck wird schlussendlich in Fahrradtaschen eingepackt. Ein spezielles Vorbereitungstraining absolvierten Lops und Klein nicht. „Wir fahren seit Jahren sehr viel mit dem Fahrrad“, sagt Klein. Das heiße allerdings nicht, dass sich nur besonders erfahrene Fahrer an Radreisen herantrauen. Die beiden sind während ihrer Europa-Tour allerdings auch unerfahrenen Fahrradfahrern begegnet. „Der Körper passt sich an“, meint Klein.

Gastfreundliche Griechen

Im Durchschnitt fahren die beiden mittlerweile 60 Kilometer pro Tag – am Anfang waren es noch zwischen 80 und 90. „Für uns ist es trotzdem immer noch Urlaub – wir versuchen uns Zeit für Pausen und fürs Genießen zu geben. Wir sind beispielsweise sehr viel im Meer geschwommen“, sagt Klein. Das Wetter habe bisher auch mitgespielt. Richtig geregnet habe es seit Juli nur an drei Tagen. „Jetzt wird es kälter – das ist relativ ungewohnt für uns“, so Klein.

Auch die einheimische Tierwelt zeigte sich äußerst gastfreundlich
Auch die einheimische Tierwelt zeigte sich äußerst gastfreundlich Foto: privat

Zwölf Länder haben die beiden bisher durchquert. Die Reise führte sie durch Luxemburg, Frankreich, Spanien, Deutschland, Österreich, Italien, Griechenland, Albanien, Montenegro, Bosnien und Herzegowina, Kroatien und Slowenien. Atemberaubende Natur gehörte bisher zum alltäglichen Programm. Viele Landschaften wie die Dolomiten oder die Toskana waren erwartungsgemäß eindrucksvoll. Überrascht waren die beiden allerdings von Montenegro. „Vielleicht auch, weil es ein extremer Kontrast zu Albanien war – Montenegro war sehr sauber, naturbelassen und hatte klares Wasser“, sagt Klein. Vor allem die Bucht von Kotor hat den beiden gut gefallen. „Das war wirklich ein Highlight, mit dem wir nicht gerechnet haben“, so Klein.

Das Schönste sei allerdings der Kontakt mit den Einheimischen. „Vor allem, wenn man sieht, wie gastfreundlich und offen sie sind“, sagt Klein. Die Griechen hätten sie mit offenen Armen empfangen. „Wir wurden oft auf einen Kaffee eingeladen oder haben etwas in der Bäckerei umsonst bekommen“, sagt Klein. Fahrradtouristen würden anders behandelt werden. „Man kommt mit den Menschen sehr oft und schnell ins Gespräch“, erzählt der 30-Jährige. Dadurch sei es möglich, Einblicke in die Kulturen der verschiedenen Länder zu gewinnen, die man mit dem Auto oder Flugzeug vielleicht nicht bekomme.

Für einen guten Zweck

Das Fahrrad habe natürlich nicht nur Vorteile. Vor zwei Wochen gab der Drahtesel von Lops seinen Geist auf. „In den Momenten ist es sehr schwer zu wissen, wie es weitergeht, und nicht sofort aufzugeben“, sagt Klein.  Insgesamt sei die Reise allerdings gut verlaufen. „Wir wurden nicht krank, haben uns nicht verletzt und hatten auch ansonsten auf dem Fahrrad keine schweren Momente.“

Spenden für Blëtz Asbl

Lops und Klein dokumentieren ihre Reise auf der Facebook-Seite „Ali & Jo pedal across Europe for stroke awareness“. Das Projekt können Sie mit einer Spende auf das Konto von „Blëtz Asbl“ mit dem Vermerk „Ali & Baba cycling“ unterstützen. CCPL LU84 1111 7009 1792 0000.

Vor allem, weil es den beiden nicht nur um Erholung, Tourismus und Abenteuer ging. „Auch wenn es für uns Urlaub ist, dachten wir uns, wir könnten das für einen guten Zweck machen“, sagt Klein. Lops habe als Neuropsychologin schon mit Mitgliedern der „Blëtz Asbl“ zusammengearbeitet, da fiel die Wahl einer Wohltätigkeitsorganisation leicht. „Für sie war es wichtig, dass sie der Organisation etwas Gutes tun kann, auch wenn sie nicht arbeitet“, erklärt Klein. Die 8.000 Kilometer haben die beiden vor mehr als einer Woche erreicht – die angepeilten 8.000 Euro Spenden haben sie auch schon fast gesammelt. „Aber wir wären natürlich froh, wenn wir diesen Betrag noch ausbauen könnten“, sagt Klein.

Doch eines ist klar: Die Reise hat die Erwartungen der beiden übertroffen. Auf dem Fahrrad nehme man die Welt um sich nämlich völlig anders auf. Beispiel: die Strecke Luxemburg-München. „Das ist eine Strecke, die ich als Student mit dem Auto sehr oft gefahren bin. Mit dem Fahrrad siehst du die vielen kleinen Dörfer auf der Strecke und nimmst viel mehr mit“, erzählt Klein. „Man schaut immer um sich – es ist eine ganz andere Art und Weise des Reisens. Ich kann den Menschen das nur empfehlen.“