Energiekosten20 bis 30 Prozent mehr: Sudstroum-Direktor Torsten Schockmel zur Strompreisentwicklung

Energiekosten / 20 bis 30 Prozent mehr: Sudstroum-Direktor Torsten Schockmel zur Strompreisentwicklung
 Foto: Editpress-Archiv/Julien Garroy

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Eine böse Überraschung erhielten die Kunden von Sudenergie Anfang des Monats mit ihrer Jahresabrechnung. Zudem steigen gefühlt jeden zweiten Tag die Benzinpreise. Die Energiekosten explodieren und auf dem EU-Sondergipfel war man sich uneins über eine gemeinsame Strategie. Auch der Strompreis steigt kontinuierlich. Worauf sich die Kunden hier einstellen müssen, das erklärt Sudstroum-Direktor Torsten Schockmel im Gespräch mit dem Tageblatt.  

Vor drei Wochen schickte Sudenergie (früher Sudgaz) die Abrechnungen an seine Kunden. Für die vergangenen 12 Monate nachbezahlen mussten die allermeisten, doch hielten sich die Summen noch in Grenzen. Was so manchen aber überraschte, war die deutliche Steigung bei den Vorauszahlungen. Die erhöhten sich im Schnitt um 66 Prozent, was durchschnittlich rund 90 Euro im Monat Mehrausgaben bedeutet. Ganz so schlimm wird es beim Strompreis nicht werden, beruhigt Sudstroum-Direktor Torsten Schockmel ein wenig. Dennoch müssen sich die rund 22.000 Sudstroum-Kunden auf ein Plus von 20 bis 30 Prozent im Gesamtpreis einstellen. Das ist deutlich weniger als beim Gas oder Benzin, entspricht jedoch mehr oder weniger der Teuerung in anderen Bereichen, zum Beispiel bei Rohstoffen wie Holz, im Bau oder Handwerk. 

Im vergangenen Jahr blieb der Strompreis auf dem Weltmarkt mehr oder weniger stabil. Dass die CO2-Zertifikate massiv in die Höhe gingen, hatte zunächst nur geringen Einfluss auf den Strompreis, erklärt Torsten Schockmel. Der Strompreis sei erst stark gestiegen, als der Gaspreis explodierte. Einerseits, weil es geheißen habe, das Gas werde knapp und anderseits, weil Gas auch zur Stromproduktion genutzt werde. „Das hatte zur Folge, dass ab Herbst auch der Strompreis massiv in die Höhe geschossen ist. Bis auf 180 Euro für  die MWh. Es gab Sprünge bis zu 10 Euro pro MWh pro Tag, wo zuvor 2 Euro schon viel war“, erklärt Schockmel die Entwicklung auf dem Weltmarkt.   

Sudstroum-Direktor Torsten Schockmel
Sudstroum-Direktor Torsten Schockmel Foto: Editpress/Alain Rischard

Momentan liegt der Preis bei 125 Euro pro MWh. Und es ist damit zu rechnen, dass er weiter auf einem hohen Niveau bleibt, denn mit der nach der Pandemie wieder anziehenden Konjunktur ist auch die Nachfrage gestiegen. Erst wenn der Gaspreis wieder sinkt, werde auch der Strompreis fallen, sagt Schockmel. Experten rechnen damit, dass das spätestens im April nächsten Jahres der Fall sein wird. Dann weiß man, wie der Winter war. Und auch die umstrittene Nord-Stream-2-Pipeline ist dann in Betrieb. 

Strom und Gas

Das entlastet den Strommarkt in der Hinsicht, da Gas oft zur kurzfristigen Produktion von Elektrizität genutzt wird. Um das zu erklären, muss Torsten Schockmel weit ausholen: „Das Problem beim Strom ist, dass er nicht gespeichert werden kann“, sagt er. „Als Anbieter kaufst du also den Strom für das nächste Jahr ein. Dafür dient der Durchschnittsverbrauch aus dem Vorjahr als Basis. Wenn aber dann der Sommer heiß oder der Winter kalt wird, dann musst du nachkaufen. Und zwar zu dem Preis, der gerade auf dem Weltmarkt verlangt wird.“ Grund: Bei hohen Temperaturen werden verstärkt Klimaanlagen eingesetzt, bei Kälte Elektroheizungen.

Mit Gas jedenfalls kann kurzfristiger und einfacher Strom produziert werden als mit Kohle oder Atom. Deshalb wirkt sich ein starker Anstieg des Gaspreises auch auf die Stromkosten aus. Und wenn die Nachfrage bei der Industrie, die während der Pandemie ihre Produktion zurückfuhr und sogar einstellte, jetzt wieder steigt, dann müssen die Stromanbieter nachkaufen und den aktuellen Weltmarktpreis wohl oder übel akzeptieren.   

Die Prozentsätze für deutsche Haushalte dürften in etwa die gleichen sein wie in Luxemburg
Die Prozentsätze für deutsche Haushalte dürften in etwa die gleichen sein wie in Luxemburg Grafik: Editpress-Archiv

Bei Sudstroum stelle sich das Problem weniger, da man keine Industriebetriebe als Kunden habe, sagt Schockmel. Die Industrie verbraucht ein Vielfaches im Vergleich zur Summe aller Haushalte, weshalb es für Sudstroum beim Strom-Nachkauf um andere Quantitäten geht als bei anderen Anbietern. Und der Nachkauf hält sich in Grenzen, weil Sudstroum den Strom meist für drei Jahre einkauft. In Haushalten ist der Löwenanteil des Energieverbrauchs zudem Heizung und Warmwasser (zusammen rund 85 Prozent). Und da spielt Strom selten eine Rolle.   

Trotzdem wird der Preis steigen. Mit 10 bis 15 Euro für einen kleinen Haushalt (Wohnung) rechnet Torsten Schockmel pro Monat. Wobei das lediglich Schätzungen zum besseren Verständnis seien, wie der Direktor betont. Genau werden es die Kunden Anfang 2021 erfahren, wenn zum 1. Januar der Strompreis festgelegt wird. Ab dann werden auch keine Vorauszahlungen mehr erhoben. Durch die in den letzten Jahren und Monaten installierten Smartmeter wird in Zukunft Monat für Monat der Realverbrauch eines Haushalts abgerechnet.  

Als kleiner Trost zum Abschluss lohnt sich der Blick nach Deutschland. Dort kostet der Strom momentan etwa doppelt so viel als in Luxemburg. Grund ist der Kompensationsfond, der bei unseren Nachbarn aufgrund der Energiewende um ein Vielfaches höher ist als in Luxemburg. Der tatsächliche Energiepreis macht nämlich lediglich 40 Prozent des Strompreises aus. Die restlichen 60 Prozent werden durch den Kompensationsfond und die Netzkosten definiert.  

Grober J-P.
30. Oktober 2021 - 0.08

"Die erhöhten sich im Schnitt um 66 Prozent." Hallo H. Michel, wer hat Ihnen das denn geflüstert? Bei mir sind es auf einmal 106 %. Gerechnet auf den Anfang Juni 2020 gültigen, reinen m3 Preis, ist das ab heute eine 144%-ge Steigerung. Die rechnen also damit, dass ich ab 1. Oktober viel mehr verbrauche als vorher. Da hat wahrscheinlich jemand in die Glaskugel geschaut! Liefert die Kaerzefabrik in Esch-Sauer auch nach Hause?

Grober J-P.
29. Oktober 2021 - 23.56

Herrlich, krieg ich jetzt auch mehr für meinen Solarstrom? Bitte Enovos meldet euch doch endlich!

Energico
29. Oktober 2021 - 17.50

Daat misst de Griengen gefaalen?