StahlkonzernFür ArcelorMittal war der Jahresbeginn 2021 „das beste Quartal seit einem Jahrzehnt“

Stahlkonzern / Für ArcelorMittal war der Jahresbeginn 2021 „das beste Quartal seit einem Jahrzehnt“
Der weltgrößte Stahlkonzern ArcelorMittal ist mit einem deutlichen Gewinnplus ins Jahr gestartet Foto: Editpress/Alain Rischard

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Der Stahlkonzern ArcelorMittal erholt sich weiter von den Auswirkungen der Corona-Krise. Das Unternehmen hat Verkäufe und Gewinn im ersten Quartal 2021 überaus deutlich gesteigert.

„Das erste Quartal dieses Jahres war unser stärkstes in einem Jahrzehnt“, so Konzernchef Aditya Mittal am Donnerstag laut Pressemeldung. Im Jahr 2020 hatte der Stahlkonzern Corona-bedingt einen heftigen Umsatzeinbruch verbucht. Besonders heftig getroffen wurden die Geschäfte in den Monaten April bis Juni, die Lakshmi Mittal als „eine der schwierigsten Zeiten in der Geschichte des Unternehmens“ bezeichnet hatte. Danach erholte sich die Lage langsam wieder.

In den Monaten Januar bis März 2021 verbuchte der Stahlhersteller nun eine Steigerung der Verkäufe um 14 Prozent auf 16,2 Milliarden Dollar (verglichen mit dem letzten Quartal 2020). Im zweiten Quartal 2020 waren die Verkäufe auf unter 11 Milliarden Dollar eingebrochen. Der operative Gewinn stieg derweil auf 2,6 Milliarden Dollar – im vierten Quartal 2020 waren es zwei Milliarden; im Vorjahresquartal stand noch ein Verlust von 353 Millionen Dollar in den Büchern.

„Wir sehen eine Fortsetzung der positiven Marktdynamik des vierten Quartals und haben die Produktion im Einklang mit der Nachfrageerholung stetig wieder hochgefahren, was durch niedrige Lagerbestände in der gesamten Wertschöpfungskette unterstützt wird“, so Aditya Mittal weiter. „Operativ hatten wir einen sehr positiven Start in das Jahr.“ Der Konzern profitierte im ersten Quartal demnach sowohl von einer steigenden Nachfrage als auch von höheren Preisen. Aditya Mittal bezeichnet die vorgelegten Zahlen als „willkommene Entwicklung“.

Auch die Verschuldung hat der Konzern weiter senken können, auf nunmehr netto 5,9 Milliarden Dollar. Viele Jahre lang hatte der Konzern mit einem hohen Schuldenstand zu kämpfen. Nach der Fusion von Arcelor mit Mittal Steel lag die Verschuldung Ende 2008 bei über 26 Milliarden Dollar. Seitdem arbeitet der Konzern an einer Entschuldung. 2012 waren es noch 21,8 Milliarden; 2015 waren es 15,7 Milliarden Euro. Letztes Jahr (2020) wurde die angestrebte Marke von unter sieben Milliarden (6,4 Milliarden Dollar) erreicht.

Rendite der Aktionäre im Fokus

Dank der guten Entwicklung hat der Konzern die Rendite der Aktionäre wieder in den Vordergrund gerückt. Ein Aktienrückkaufprogramm wurde bereits umgesetzt – ein weiteres angekündigt. Innerhalb der letzten zwölf Monate hat sich der Wert einer ArcelorMittal-Aktie mehr als verdoppelt. Lag ihr Preis Anfang Mai 2020 noch bei unter 10 Euro, so wird sie heute wieder zu etwas mehr als 25 Euro gehandelt. Im Juni will der Konzern eine Dividende von 0,3 Euro pro Titel auszahlen.

Für den Rest des Jahres seien die Prioritäten klar, so der Konzernchef weiter: Beibehaltung eines wettbewerbsfähigen Kostenvorteils; strategisches Wachstum durch renditestarke Projekte in wachstumsstarken Märkten bei gleichzeitiger Nutzung der bestehenden Infrastruktur zur Erschließung der Eisenerzressourcen; konsequente Rückführung von Barmitteln an die Aktionäre sowie eine Führungsrolle bei der nachhaltigen Entwicklung im Stahlbereich.

Am Standort Luxemburg ist die Entwicklung deutlich schlechter: ArcelorMittal hat hierzulande einen Abbau von 15 Prozent der Arbeitsplätze geplant. In Tripartite-Gesprächen mit Gewerkschaften und Regierung wurde dann jedoch vereinbart, keinen Standort zu schließen. Zudem verpflichtete sich der Konzern, bis 2025 mehr als 165 Millionen Euro zu investieren, um so den Fortbestand des Sektors im Großherzogtum zu sichern. Jedoch mit künftig nur noch 3.000 Arbeitsplätzen – vor zehn Jahren zählte der Konzern hierzulande noch etwa 6.000 Mitarbeiter.

Aus ArcelorMittal Italia wurde Acciaierie d’Italia

In der Pressemitteilung von Donnerstag weist der Konzern weiter darauf hin, dass die Aktivitäten des Ilva-Stahlwerks in Italien ab dem zweiten Quartal 2021 nicht mehr mit in den Büchern des Konzerns konsolidiert werden. Es ist das vorläufige Ende einer Saga, die 2017 begann. Als ArcelorMittal damals den Kauf des maroden und verschmutzenden italienischen Stahlwerks Ilva ankündigte, war beim Konzern die Freude groß. Doch die Hoffnungen haben sich nicht erfüllt. Rund zwei Jahre nach dem Kauf kündigte der Konzern an, die Übernahme des Werkes rückgängig zu machen

Vor etwa drei Wochen gab ArcelorMittal dann bekannt, dass es eine Investitionsvereinbarung mit Invitalia, einem italienischen Staatsunternehmen, abgeschlossen wurde. In Zukunft werde das gemeinsame Unternehmen in Acciaierie d’Italia Holding umbenannt, und seine wichtigste operative Tochtergesellschaft ArcelorMittal Italia in Acciaierie d’Italia. Bis Mai 2022 soll Invitalia die Kontrolle über 60 Prozent der Anteile erhalten. Nur die restlichen 40 Prozent am süditalienischen Werk verbleiben im Besitz von ArcelorMittal. In Zukunft wird die Acciaierie d’Italia Holding somit unabhängig operieren und als solche ihre eigenen Finanzierungspläne haben, ohne von ArcelorMittal abhängig zu sein.

Für Luxemburg hat die Geschichte jedoch ein Nachspiel: Um von Europas Wettbewerbsbehörden die Zustimmung zum Kauf von Ilva zu erhalten, hatte ArcelorMittal damals zugestimmt, das konzerneigene Werk in Düdelingen zu verkaufen. Käufer war der damals der aufstrebende Stahlkonzern Liberty Steel. Doch seit die Finanzgruppe Greensill Capital, wichtigster Geldgeber von Liberty Steel, Anfang März Insolvenz angemeldet hat, schweben immer dunklere Wolken über der Gruppe. Es stellt sich die Frage, ob und wie lange Liberty Steel für seine laufenden Ausgaben aufkommen kann. Wie es mit dem Werk in Luxemburg weitergeht, steht in den Sternen. Im Wirtschaftsministerium werden derzeit verschiedene Lösungsmöglichkeiten ausgelotet. Rund 250 Mitarbeiter arbeiten im Werk, das Stahl – etwa für die Automobilindustrie – weiterverarbeitet.

Grober J-P.
7. Mai 2021 - 8.33

Nix steht in den Sternen. 2030 ist Schicht im Schacht, wetten H. Müller. Wenn ich dann noch hier sein sollte zahlen Sie eine Flasche Crémant, vielleicht auch echten Champus. Habe schon 2 gewonnen mit "Stahlprognosen"!