Kopf des TagesDie Ukulele macht Jendrik Sigwart zu Deutschlands ESC-Starter – und glücklich

Kopf des Tages / Die Ukulele macht Jendrik Sigwart zu Deutschlands ESC-Starter – und glücklich
 Foto: NDR/dpa

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Jendrik Sigwart wird für Deutschland an den Start gehen

Er hat Charme, er hat Witz, er ist unbekümmert – aber hat er auch den richtigen Hit? Am Donnerstag darf Jendrik Sigwart das Geheimnis lüften, mit welchem Lied er für Deutschland beim Eurovision Song Contest (ESC) im Mai im niederländischen Rotterdam antritt. Sicher wird der 26-Jährige seine mit 4.000 Strasssteinchen selbst beklebte Ukulele in den von ihm geschriebenen Beitrag einbauen.

Die Präsentation des deutschen Lieds erst knapp drei Wochen nach der Bekanntgabe des ESC-Teilnehmers ist ein Kunstgriff, mit dem der Norddeutsche Rundfunk (NDR) als verantwortlicher ARD-Sender vermutlich das Interesse an Jendrik anfeuern wollte. Wie schon im Vorfeld des wegen der Corona-Pandemie abgesagten ESC im Vorjahr verzichtete der Sender erneut auf einen deutschen Vorentscheid – Juroren entschieden für Jendrik, der bisher sein Geld als Musicaldarsteller verdiente.

Der deutsche ESC-Starter kam am 27. August 1994 in Hamburg zur Welt, wie er mit „Moin“ als Grußwort gern dokumentiert. Er stammt aus einer Großfamilie mit fünf Kindern. Der Familienbande verdankt er auch seine große Leidenschaft für die Ukulele. Jendriks Schwester bekam das Instrument im Grundschulalter geschenkt. Doch statt der Schwester spielte der Bruder mit dem Geschenk.

„Es ist einfach so, dass die Ukulele gute Laune verbreitet“, sagte Jendrik dem NDR. Das sei auch wissenschaftlich erwiesen, er schrieb in seiner Bachelorarbeit an der Musikhochschule darüber. Für ESC-Fans in Deutschland macht die Ukulele noch aus einem anderen Grund gute Laune: ESC-Legende Stefan Raab nutzte sie ebenfalls immer wieder, und mit Raab verbanden sich stets gute Platzierungen.

Jendrik studierte in Osnabrück von 2014 bis 2018 Musical und Vokalpädagogik. Seit dieser Zeit stand er in 17 Musicals auf der Bühne – angefangen mit „Alice im Wunderland“ im Theater Osnabrück, wo er später auch in „My Fair Lady“ oder „The Addams Family“ zu sehen war.

2019 spielte er in zwei Produktionen der Luisenburg-Festspiele und zuletzt als Comedian Harmonist im Musical „Berlin, Berlin“ im Berliner Admiralspalast. Bei einer seiner Produktionen passierte Jendrik auch sein bisher größter Fauxpas: „Ich habe mal in einer Show die erste Strophe zu singen vergessen“, danach habe er sich zu Tode geschämt.

Beim ESC-Finale sollte ihm solch ein Hänger nicht passieren – es ist der weltweit am meisten vom Publikum beachtete Musikwettbewerb. In welchem Rahmen dieser angesichts der andauernden Pandemie stattfinden kann, soll sich allerdings erst in der zweiten Aprilhälfte entscheiden.

Jendrik wäre möglichst viel Publikum in der Halle in Rotterdam am liebsten. Aber es ist nicht ausgeschlossen, dass es überhaupt keine Liveauftritte gibt. Die Teilnehmerländer wurden aufgefordert, bis Ende März fertig produzierte Videoclips einzureichen. Diese könnten dann abgespielt werden, wenn keine Show mit Künstlern vor Ort möglich ist.

Der mit einem Mann liierte Sänger sagt, er schätze den ESC auch deshalb so, weil dort Diversity – also die Wertschätzung aller Menschen unabhängig von Herkunft, Religion oder Sexualität – gepflegt werde. Es sei ein Traum, dass er dabei sein dürfe. (AFP)