Cockerill-Grube in Esch-EllergronnBesuch in der Vergangenheit

Cockerill-Grube in Esch-Ellergronn / Besuch in der Vergangenheit
Natur und Industriekultur im Ellergronn: Fast die gesamte Grubenanlage ist erhalten geblieben und kann täglich besichtigt werden. Fotos: Editpress/Alain Rischard

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Während der vergangenen 30 Jahre hat die „Entente Mine Cockerill“ im Naturschutzgebiet Ellergronn mit viel Fleiß und wenig Geld ein hierzulande einzigartiges Museum geschaffen. Ein Ort wie geschaffen, um neben dem Grubenmuseum in Rümelingen oder dem „Train 1900“ im Fond-de-Gras eine Rolle im Kulturjahr Esch2022 zu spielen. Dessen Verantwortliche haben bisher aber noch nicht angeklopft. Das hindert die Mitglieder der „Entente Mine Cockerill“ nicht daran, zu träumen. Nämlich von einer kleinen Zugstrecke und der Möglichkeit, einige Meter durch die Stollen zu gehen. Kein Ding der Unmöglichkeit.

Was zeichnet eigentlich den Süden Luxemburgs aus? Das ist eine von Besuchern aus dem Ausland oft gestellte Frage, vor allem auch im Rahmen des kommenden Kulturjahres Esch2022. Statt zu antworten, sollte man sie einfach mit nach Esch ins Naturschutzgebiet „Ellergronn“ nehmen. Auf einen Blick zeigen sich dort nämlich Gegenwart und Vergangenheit dieser Region und werden fühlbar.

Das ist auch der Verdienst einer Gruppe engagierter Freunde der Industriekultur. Mit viel Aufwand und Liebe haben sie vor rund 30 Jahren damit begonnen, aus dem ehemaligen Grubenstandort Katzenberg ein beachtenswertes Museum aufzubauen. Ehrenamtlich, versteht sich, und dem Gedanken verpflichtet, die Vergangenheit in die Zukunft zu retten.

1967 schließt diese Mine für immer. Unter anderem ein Hersteller von Elementen für Fertigbauhäuser lässt sich noch für kurze Zeit dort nieder. Nach dessen Pleite beginnen die Bauten zu verfallen und auf der gerodeten Fläche, wo sich früher Verladequais und ein dichtes Schienennetz befunden haben, breitet sich die Natur wieder aus.

Sorge um Industrieerbe

1986 hat der Staat Wälder im Ellergronn aufgekauft, um ein Naturschutzgebiet zu schaffen. Zwei Jahre später erwirbt er auch die Grundstücke der Grube Katzenberg. 1991 gründen die Freunde des industriellen Erbes die von vielen begrüßte „Initiativ fir d’Erhale vun de Cockerillsgebaier“. Etwas später wird daraus die „Entente Mine Cockerill“. Deren Präsident, Heng Clemens, ist ein Mann der ersten Stunde. Als Bub hat er bereits im Ellergronn gespielt und die Mine noch in aktivem Zustand erlebt. Seine Begeisterungsfähigkeit ist ansteckend und sein Wissen um die Grube unerschöpflich.

„Damals, vor rund 30 Jahren, waren wir in Sorge, dass auf dem Gelände alles plattgemacht wird, so wie es jüngst bei den Keeseminnen geschehen ist, oder dass die Anlage nicht die Wertschätzung erhalten könnte, die sie verdient – und dass dann alles in Vergessenheit gerät.“ So sei die Gruppe aktiv geworden und habe das Gelände sozusagen besetzt. „Eines unserer Ziele war es, die Gebäude zu erhalten und ins Projekt des Naturschutzgebietes einzubeziehen“, erzählt Heng Clemens. Ein Engagement, das sich gelohnt hat, wie man feststellen muss.

Von der Leistung der „Entente Mine Cockerill“ kann sich jeder bei einem spontanen Besuch oder einer Führung vor Ort überzeugen. Beispielsweise ist zu erfahren, dass die 1881 von den Gebrüdern Collart gegründete Mine eine der ersten war, in der es Elektrisch gab. Die Mine hat auch nie zur Arbed gehört. Das in Katzenberg geförderte Eisenerz sei anschließend in die Collart-Hüttenwerke nach Steinfort oder Rodange geliefert worden.

Das Museum hat täglich geöffnet. Sechs Mann stemmen den Betrieb, darunter sind auch noch frühere Bergleute. Allerdings fehlt es an Nachwuchs. „Denn wenn wir niemanden mehr haben, der nach dem Rechten schaut, Leute empfängt und Führungen macht, dann kann es hier schnell zu Ende sein“, sagt Heng Clemens. Es sind Worte, bei denen einem mulmig zumute wird.

Finanziell scheint die Zukunft abgesichert. Zumindest besteht seit drei Jahren eine Konvention mit Gemeinde und Naturverwaltung, mit dem Ziel, zu investieren und die Anlage vor dem Zerfall zu bewahren.

Für eine Besonderheit auf dem Grubengelände könnte es dafür aber bereits zu spät sein. Die Mine verfügte nämlich über einen seltenen Treppenschacht, über den die Bergleute von der Oberfläche senkrecht in die in verschiedenen Tiefen liegenden Stollen gelangen konnten. Bei Schichtende ging es wieder die Treppe hoch, während die vollbeladenen Buggys über Rampen nach draußen geschafft wurden. Dieses interessante Element einer Eisenerzgrube ist leider nicht mehr zugänglich, weil verpasst wurde, zeitig in die Treppe zu investieren. „Unreparierbar ist sie allerdings nicht“, so Heng Clemens.

Solche und andere Details machen, dass die Minen der Gebrüder Collart im Ellergronn etwas wirklich Besonderes sind. Nicht umsonst gehört die Anlage zur sogenannten Minett-Tour. Diese verbindet über 35 Kilometer fünf Standorte mit unterschiedlichen Ausrichtungen. Dazu gehören neben dem Ellergronn der Minett-Park im Fond-de-Gras, die Hochöfen in Belval, das Grubenmuseum in Rümelingen sowie in Düdelingen das Viertel Italien mit dem Dokumentationszentrum für Migrationen.

Esch2022 und ein Traum

Insgesamt also beste Voraussetzungen, um eine wichtige Rolle im Kulturjahr Esch2022 spielen zu können. Besonders wenn man, wie es auf der Webseite des Kulturevents heißt, eine Region zeigen möchte, die einen bleibenden Eindruck bei den Besuchern hinterlässt.

Bisher ist die Entente aber nicht eingebunden, sagt Präsident Heng Clemens: „Ich habe jedenfalls noch nichts gehört, noch ist kein Offizieller an uns herangetreten.“ Ob noch was folgt, weiß er nicht, er geht aber davon aus, dass die Entente selbst ein Projekt startet, nämlich eine Ausstellung mit Fotos über den Industriestandort Ellergronn – damals und heute.

Die Entente hat aber noch ein ganz anderes Projekt auf ihrer Wunschliste und hat auch bereits mit der Gemeinde Esch und der Naturverwaltung darüber diskutiert. Dabei gehe es darum, einen Zug auf dem Gelände fahren zu lassen, erklärt Heng Clemens. Auf einer kleinen bescheidenen Strecke. Der Zug soll vom Empfangszentrum bis zum Kreisverkehr am Eingang des Ellergronn (bei der Bushaltestelle) und dann zurück zum Museum fahren.

Der Traum der „Entente Mine Cockerill“ geht aber noch weiter: „Die Leute steigen beim Museum aus dem Zug, werden in der ‚Salle des pendus‘ eingekleidet und ziehen dann wie richtige Bergleute mit Lampen in der Hand ein Stück weit durch die beiden Stollen“, so Heng Clemens. Mehr Gruben-Feeling geht kaum. Vor allem Schulkinder (aber nicht nur sie) würden begeistert sein. Dabei ist die Umsetzung dieser Idee nun wirklich kein Ding der Unmöglichkeit. Über den bleibenden Eindruck, den sie hinterlassen könnte, braucht man wohl nicht lange zu diskutieren.

Museum Cockerill-Grube

Das Gelände der Cockerill-Grube (auch bekannt als Katzenberg-Mine) im Ellergronn ist täglich frei zugänglich. Dank vieler Informationstafeln (in Deutsch und Französisch) erschließt sich deren Geschichte auch jenen, die auf eigene Faust kommen. Bei einer geführten Tour kann man die einzigartige Atmosphäre allerdings noch näher kennenlernen und es gibt mehr Erklärungen. Touren sind immer noch möglich, für Schulklassen zum Beispiel, die nach einer interessanten Aktivität suchen, die größtenteils an der frischen Luft stattfindet. Anmeldung telefonisch unter 26 54 42-1 oder per E-Mail an ellergronn@anf.etat.lu.

Een an der rue des mines Gebuerenen
29. Oktober 2020 - 10.35

Hoffentlich sofort unter Denkmalschutz , oder ? Im heutigen Esch weiss man ja nie..........!!!!!!