So sehr hat der Fußball die Menschen in Luxemburg zusammengebracht

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Was wäre die luxemburgische Nationalmannschaft heute ohne einen Daniel da Mota, einen Christopher Martins oder einen Mathias Jänisch? Ohne die verschiedenen Migrationsströme würden sie heute das Trikot der „Roten Löwen“ nicht tragen.

Die Familie Cardoni aus Rümelingen steht seit Generationen für guten Fußball

„Das Thema begleitet mich eigentlich seit meiner Kindheit. Als kleiner Junge habe ich mir bei einem Spiel der Nationalmannschaft die Frage gestellt, warum ein Spieler mit einem Namen wie Manuel Cardoni für Luxemburg aufläuft“, erklärt Jean Ketter mit einem Schmunzeln den ersten Kontakt mit der Materie. Mittlerweile hat sich der 28-Jährige diese Frage beantwortet und das Thema Integration und Fußball in seiner Abschlussarbeit an der Universität Luxemburg behandelt. Ketter, der bis zum 13. Lebensjahr beim FC Perlé eine Lizenz besaß und heute aktiver Basketballer bei der Arantia Fels ist, wurde von der „Fondation Robert Krieps“ für die beste Master-Arbeit 2016 ausgezeichnet.

Historiker Denis Scuto begleitete ihn während seiner Arbeit als Tutor. „Die Jury der Uni Luxemburg hat die Arbeit unter fünf Abschlussarbeiten wegen der Originalität, der Herangehensweise und der Quellen-Vielfalt ausgezeichnet. Im Buch wird mit einigen Mythen aufgeräumt. Wie zum Beispiel, dass die Jeunesse von italienischen Einwanderern gegründet wurde und der Vereinsname an Juventus Turin angelehnt ist“, erklärte der ehemalige Kapitän der Jeunesse.

Keine allgemeingültige Antwort

Buchautor Jean Ketter mit seinem Werk.

Seit fünf Jahren vergibt die Stiftung diesen Preis. Neben der Auszeichnung bekommt der Autor 2.500 Euro und die Kosten der Veröffentlichung des Buches werden übernommen. „Wir wollen ein möglichst breites Publikum mit interessanten Themen ansprechen. Es gibt eine Voraussetzung, um an der Ausschreibung teilzunehmen: Das Thema muss einen Bezug zu Luxemburg haben“, so Ben Fayot, ehemaliger LSAP-Abgeordneter und Mitglied der „Fondation Robert Krieps“.

Das Buch mit dem Titel „L’immigration dans le football luxembourgeois – Influence du football de rue et du football en club sur l’inclusion des immigrés“ ist in vier Hauptkapitel unterteilt. Unter die Lupe genommen und erklärt wird der Einfluss des Fußballs auf die Migrationswellen aus Italien, Portugal und Ex-Jugoslawien. Ein weiteres Kapitel ist der FLF-Auswahl gewidmet.
Die zentrale Frage des Werkes ist, ob und wie der Fußball hier in Luxemburg zur Integration beigetragen hat. Dabei gibt es keine allgemeingültige Antwort. Die Italiener kamen beispielsweise Anfang der 20er-Jahre und siedelten sich vor allem im Süden des Landes an. In Esch und Düdelingen gab es mit der Jeunesse und der Alliance zwei Vereine, die traditionell sehr viele italienischstämmige Menschen anzogen. Die erste Welle an portugiesischen Einwanderern kam Anfang der 60er-Jahre. Nach und nach wurden eigene Vereine gegründet und später sogar eine eigene Liga. Diese wurde 2006 aufgelöst. Die lusitanischen Vereine wie Benfica (mit RM Hamm), Sporting (mit Steinfort) und der FC Porto (mit AS Luxemburg) fusionierten mit luxemburgischen Klubs.

Das Buch

Titel: „L’immigration dans le football luxembourgeois – Influence du football de rue et du football en club sur l’inclusion des immigrés“
Autor: Jean Ketter
Preis: 25 Euro (erhältlich in den meisten Buchhandlungen)
Buchvorstellung: 3. Dezember im Stade Amadeo Barozzi in Düdelingen (16.00)

Aufgrund des Jugoslawien-Krieges wanderten Anfang der 90er-Jahre viele Menschen vom Balkan ins Großherzogtum aus. 2001 wurde hierzulande der erste Verein mit jugoslawischen Einflüssen gegründet. Avenir Flaxweiler und Beyren-Udinesina fusionierten zu Flaxweiler-Beyren Udinesina 01 Sandžak. Mittlerweile sind die Vereinsgründer nach Mühlenbach weitergezogen. Auch dieser Verein ist nach Sandžak, einer Region im Südwesten Serbiens und Nordosten Montenegros, benannt.

„Anhaltspunkt“

„Mein Fazit ist, dass der Fußball einen großen Anteil an der Integration hat. Er hat vielen Menschen geholfen, erste Kontakte hier in Luxemburg herzustellen, Freundschaften zu knüpfen und die Sprache zu erlernen. Auch die portugiesische Liga, die kritisiert wurde, weil der Eindruck aufkam, dass diese Leute unter sich bleiben wollten, hatte einen positiven Einfluss. Es war ein Anhaltspunkt und ein Art interne Integration. Man darf jedoch nicht außer Acht lassen, dass diese Bewegung auch teilweise zur Exklusion geführt hat, weil sie außerhalb der luxemburgischen Gesellschaft stattfand. Heutzutage sind solche rein nationalen Vereine nicht mehr nötig, weil die Integration funktioniert hat“, resümiert Jean Ketter sein Buch.


Der Grenzer in Italien

Nello Saltutti im Trikot der Sampdoria Genua

Der Name Nello Saltutti sagt mittlerweile nur noch den wenigsten Luxemburgern etwas. 1947 in Gualdo Tadino geboren, wanderte er kurz darauf mit seiner Familie nach Luxemburg aus. In Esch schloss er sich wie viele Kinder der Jeunesse Esch an. Jean Ceccotto, Vorstandsmitglied des Rekordmeisters, erinnert sich an die gemeinsame Jugend: „Wir haben damals zusammen Zeitungen ausgetragen. Eines Tages erzählte er mir, dass er zum AC Mailand wechseln würde. Ich dachte, es wäre ein Kindheitstraum. Kurz danach habe ich aber festgestellt, dass er die Wahrheit sagte.“ Der Linksaußen bestritt 159 Partien (41 Tore) in der Serie A für den AC Mailand, den AC Florenz und Sampdoria Genua. 2003 verstarb Saltutti. Einen ähnlichen Weg schlug der heutige italienische U16-Nationaltrainer Daniele Zoratto (56) ein. Auch er wurde in Esch geboren, verbrachte aber seine gesamte Fußballerkarriere in der Serie A (u.a. AC Parma).

Hector
24. November 2017 - 16.05

Keng Anung wat de Fussball wär, iwwerflësseg wéi e Krapp war en nach ëmmer. Mä dëse Post wäert alt erëm geläscht ginn, wéi all Post déi deen hellege Fussball net 'respektéieren'.