Tour de France 2010 gestern in Paris vorgestellt: Die neue Klassik

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Die Tour de France will zu ihren alten Tugenden zurückfinden. Das Rennen soll 2010 unter dem Motto „L’éternelle quête des sommets“ eine Hommage an die Pyrenäen sein. Für einen weiteren Hauch von Klassik sorgen die Kopfsteinpflasterpassagen im Norden Frankreichs. / Aus Paris berichtet „T“-Redakteur Kim Hermes

Die Sitzordnung war schon bezeichnend. Bereits um 10.50 Uhr, als das Grand Amphithéâtre noch nicht mal zur Hälfte gefüllt war, hatten sich die Fotografen schon dort aufgestellt, wo später Titelverteidiger Alberto Contador und Lance Armstrong sitzen sollten, die schlimmsten Mannschaftskollegen der Tour 2009, gestern in Paris nur getrennt durch Andy Schleck, der letztes Jahr auch auf dem Podium den Puffer zwischen dem Spanier und dem US-Amerikaner gab.
Inszenierung ist zwar nicht alles, aber viel bei der Tour de France, wo gerne mit Pomp und Glamour gearbeitet wird. Dazu gehören nun mal auch gestelzte und weniger gestelzte programmatische Reden. Um 12.18 Uhr gab Tourdirektor Christian Prudhomme dann endlich grünes Licht und präsentierte, nicht ohne Stolz, die Tour de France 2010. Im Mittelpunkt stehen diesmal die Pyrenäen, mit als Kernstück dem Col du Tourmalet, der gleich zweimal zu bezwingen sein wird. Ein erstes Mal auf der 16. Etappe, in seiner traditionellen Funktion als letzter Brecher vor dem Aubisque. Ein zweites Mal nach dem Ruhetag in Pau als Bergankunft.
Von ungefähr kommt die Huldigung an die Pyrenäen nicht. 2010 feiern die Pyrenäen nämlich ihr hundertjähriges Tour-Jubiläum. „1910 hat die Tour die Berge entdeckt“, formulierte es Christian Prudhomme. 2010 wird sie sie ins rechte Licht rücken wollen und dem Tourmalet, 1910 der erste Tour-Anstieg über 2.000 Meter, der aber 2009 weit vor der Zielankunft in Tarbes lag und mit einem Tempo erklommen wurde, das auch die Sprinter mitgehen konnten, soll 2010 Gerechtigkeit widerfahren. Der Berg soll den Richterspruch zur Tour 2010 liefern.

23 Cols

Doch die Grande Boucle hat es auch schon in den Wochen und Tagen davor in sich und huldigt der Klassik, oder besser: den Klassikern.
In Belgien wird es über die Strecke von Liège-Bastogne-Liège gehen und auf der vierten Etappe nach Arenberg (F) warten 13,2 Kilometer Kopfsteinpflaster, die einige Fahrer noch von Paris – Roubaix her kennen. Nicht dabei ist allerdings die berüchtigte Trouée d’Arenberg, die hinter der Zielankunft der Tour liegt.
Das Mannschaftszeitfahren wurde ebenfalls fallen gelassen. Allerdings wird, bevor es nach Paris geht, wieder ein traditionelles Einzelzeitfahren anstehen, das mit 51 Kilometern recht lang geraten ist. Sollten die Berge wider Erwarten ihren Richterspruch hier noch nicht geliefert haben, wird der Kampf gegen die Uhr entscheiden.
Apropos Berge: 23 Cols hat ASO in die Tour 2010 gepackt, darunter auch wieder den Port de Balès, den Kim Kirchen 2007 als erster Tour-Fahrer überhaupt überquert hat. Nicht dabei ist unter den acht Alpenpässen die Alpe d’Huez, wo sich Frank Schleck 2006 verewigen durfte. Den ersten Col gibt es bereits auf der siebten Etappe im Mittelgebirge des Jura.
Drei Bergankünfte (Morzine-Avoriaz/9. Etappe, Ax-3 Domaines/15. Etappe, Tourmalet/18. Etappe) sind geplant, was auf den ersten Blick an das Szenario von 2009 denken lässt, wo die meisten Gipfel weit weg vom Ziel waren und nicht die Rolle spielten, die ihnen die (Na-)Tour zugedacht hat. Das soll diesmal anders werden. „Die Pyrenäen werden kruzial sein“, so Prudhomme. Das Zeitfahren habe man bewusst zurückgeschraubt.
Das Terrain steht demnach bereit für eine packende Tour. Allerdings ist das auch eine Sache der Fahrer. Ähnlich wie letztes Jahr mit den Vogesen hat man diesmal mit dem Jura wieder Mittelgebirgspassagen eingebaut, wo sich die Anwärter auf die Gesamtwertung ein erstes Mal messen könnten. Letztes Jahr ging es schief. Dass das Rennen zeitweise nur bedingt begeistern konnte, hat man bei ASO offenbar nur allzu gut in Erinnerung.
Da kam den Tour-Machern das Hundertjährige der Pyrenäen gerade gelegen, um für sicheres Spektakel zu sorgen.
Nächstes Jahr feiert übrigens auch der Besenwagen seinen Hundertsten. Was man sich da wohl einfallen lassen wird? 

DIE ETAPPEN

Prolog (Samstag, 3. Juli):
C-l-m Rotterdam – Rotterdam (8 km)
1. Etappe (So. 4. Juli):
Rotterdam – Bruxelles (224 km)
2. Etappe (Mo., 5. Juli):
Bruxelles – Spa (192 km)
3. Etappe (Di., 6. Juli):
Wanze – Arenberg P.du Hainaut (207 km)
4. Etappe (Mi., 7. Juli):
Cambrai – Reims (150 km)
5. Etappe (Do., 8. Juli):
Épernay – Montargis (185 km)
6. Etappe (Fr., 9. Juli):
Montargis – Gueugnon (225 km)
7. Etappe (Sa., 10. Juli):
Tournus – Station des Rousses (161 km)
8. Etappe (So., 11. Juli):
St. d. Rousses – Morzine-Avoriaz (189 km)

Ruhetag (Mo., 12. Juli)

9. Etappe (Di., 13. Juli):
Morzine – St-Jean-de-Maurienne (204 km)
10. Etappe (Mi., 14. Juli):
Chambéry – Gap (179 km)
11. Etappe (Do., 15. Juli):
Sisteron – Bourg-lès-Valence (180 km)
12. Etappe (Fr., 16. Juli):
Bourg-de-Péage – Mende (210 km)
13. Etappe (Sa., 17. Juli):
Rodez – Revel (195 km)
14. Etappe (So., 18. Juli):
Revel – Ax-3 Domaines (184 km)
15. Etappe (Mo., 19. Juli):
Pamiers – Bagnères-de-Luchon (187 km)
16. Etappe (Di., 20. Juli):
Bagnères-de-Luchon – Pau (196 km)

Ruhetag (Mi., 21. Juli)

17. Etappe (Do., 22. Juli):
Pau – Col du Tourmalet (174 km)
18. Etappe (Fr., 23. Juli):
Salies-de-Béarn – Bordeaux (190 km)
19. Etappe (Sa., 24. Juli):
C-l-m Bordeaux – Pauillac (51 km)
20. Etappe (So., 25. Juli):
Longjumeau – Paris (105 km)