Dienstag21. Oktober 2025

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Kein Winter ab Markusberg

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Jeder Hauseigentümer ist von Rechts wegen dazu verpflichtet, den Bürgersteig vor seinem Haus schnee- und eisfrei zu halten. Diese Pflicht kann er gegebenenfalls an den Mieter weitergeben.

Fällt jemand, weil nicht geräumt wurde, kann diese Person Schadenersatz verlangen, beispielsweise für eine kaputte Hose, Erstattung von Verdienstausfall, Schmerzensgeld und schlimmstenfalls sogar eine lebenslange Rente. Da heißt es also, gut versichert zu sein.

Doch wie sieht es in puncto Straßen aus? Hier kann – so hat es jedenfalls den Anschein – jeder machen, was er will. Wenn hier nicht geräumt wird, wird niemand zur Verantwortung gezogen. Was haben wir uns in den letzten Tagen nicht alles von sogenannten Fachleuten der Straßenbauverwaltung und von den zuständigen Ministern anhören müssen: Es kam alles so überraschend! Der Regen ging plötzlich in Schnee über! Die Räumfahrzeuge standen im Stau! Rekordschneehöhe! Kein Salz mehr vorhanden! Die Lastwagen, die neues Salz herbeibringen sollten, steckten anscheinend ebenfalls im Stau! Vertröstet wurden wir auch mit der Nachricht über ein Schiff mit 1.000 Tonnen Salz (oder waren es deren 2.000?), das irgendwann einmal den Merterter Hafen anlaufen sollte!

Außergewöhnlich? Nein!

Auch an Weihnachten hatte sich nichts an dieser schier unmöglichen Situation geändert. Die acht Zentimeter Neuschnee (man höre und staune – acht Zentimeter), die an Heiligabend unser Land überdeckten, bekamen wir ebenfalls nicht in den Griff. Diesmal konnte niemand von einer außergewöhnlichen Situation reden, und doch kapitulierten wir vor den weißen Flocken. Und noch immer war kein Salz vorhanden. „Es werden nurmehr die Hauptverkehrsadern geräumt und gesalzen“, ließ die Straßenbauverwaltung kurzerhand über die Radiosender verkünden.

Doch nicht einmal das klappte. Am Morgen des ersten Weihnachtstages waren weder die Autobahnen noch die Auf- und Abfahrten noch die Zubringerstraßen schnee- und eisfrei. Im allerbesten Fall gab es zwei reifenbreite Spuren auf der rechten Fahrbahn der Autobahn, die frei zu sein schienen.

Dass es auch anders geht, kann zum Beispiel jeder Benutzer der Saarautobahn bezeugen. Kaum hatte man den Markusberg-Tunnel in Richtung Deutschland verlassen, waren die beiden Fahrspuren ordentlich sauber, ja fast wie geleckt, sogar die Seitenstreifen, sprich Pannenspuren waren gesäubert. Hut ab, ihr da drüben! Das gleiche Bild im Elsass. Hier waren an Heiligabend übrigens 20 Zentimeter Neuschnee gefallen!

Im gleichen Moment wurde in Luxemburg ganz einfach die Meldung herausgegeben, dass die Leute doch zuhause bleiben sollen.

Ja, so einfach geht das!

Die, die von Berufs wegen unterwegs sein mussten, schauten in die Röhre. Hausärzte hatten große Probleme, um zu ihren Patienten zu gelangen, die Krankenpfleger von „Help“ und „Hëllef doheem“ sowie die Verteiler von „Essen auf Rädern“ hatten ebenfalls ihre größte Mühe und erreichten längst nicht jedermann, die Novabusse (Transportmittel für ältere, gehbehinderte Mitbürger) fuhren gar nicht, viele Late-Night-Busse auch nicht usw. usf.

Bei allem Respekt vor den Männern, die in den letzten Tagen viele Stunden hinterm Lenkrad ihres Streuwagens sitzen mussten: Das Beamtentum grassiert in den Etagen der Straßenbauverwaltung, und das nicht nur im Winter. In der gesamten Industrie, in Gewerbe, Handwerk und sozialen Einrichtungen arbeiten Menschen Hand in Hand als gut funktionierendes Räderwerk. Schön wäre es, die öffentlichen Verwaltungen à la „Ponts et chaussées“ könnten jemals Teil dessen werden.