Sonntag9. November 2025

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Unruhen erreichen die Hauptstadt

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Die heftigen Proteste gegen die Arbeitslosigkeit und die Regierung in Tunesien haben die Hauptstadt Tunis erreicht. In einem Vorort kam es zu Ausschreitungen.

Die schwersten Unruhen seit Jahrzehnten in Tunesien haben jetzt auch die Hauptstadt Tunis erreicht. Die Polizei feuerte am Dienstag am Stadtrand Warnschüsse in die Luft ab, um Menschen daran zu hindern, Gebäude anzugreifen, wie verschiedene Augenzeugen berichteten. Die Polizei setzte außerdem Tränengas-Granaten ein. Einem Reuters-Reporter zufolge warfen Hunderte Jugendliche Steine auf Polizisten, zertrümmerten Läden, setzten eine Bank sowie ein Regierungsgebäude in Feuer. Straßen seien mit brennenden Reifen blockiert worden. Offiziellen Angaben zufolge kamen bei den gewaltsamen Protesten für mehr Jobs und bessere Lebensbedingungen bisher 23 Zivilisten ums Leben.

Laut Menschenrechtsorganisationen liegt die Zahl jedoch höher.Neben Tunis kam es am Dienstag auch in Gassrine 200 Kilometer südwestlich der Hauptstadt zu gewaltsamen Protesten gegen die hohe Jugendarbeitslosigkeit. Dabei kamen vier Menschen ums Leben. Die Menschenmenge habe die Polizei mit Brandflaschen und Eisenstangen angegriffen, die Beamten hätten in Notwehr Warnschüsse in die Luft abgefeuert. Auf Seiten der Polizei habe es acht Verletzte gegeben, die auch Brandwunden erlitten hätten.

Präsident Zine al-Abidine Ben Ali hat die Proteste gegen die hohe Jugendarbeitslosigkeit als Terrorakte verurteilt. Sie seien aus dem Ausland gesteuert, um Tunesien zu schaden. Gleichwohl kündigte Ben Ali bis Ende 2012 die Schaffung von 300.000 Arbeitsplätzen an. Trotz dieser Zusage kam es nach Berichten von Augenzeugen in zwei weiteren Städten zu neuen Protesten, bei denen die Polizei Tränengas einsetzte. Wegen der Unruhen sind Schulen und Universitäten bis auf weiteres geschlossen. Die Vereinten Nationen, die EU und die frühere Kolonialmacht Frankreich bedauerten die Zusammenstöße und riefen zu Ruhe und Zurückhaltung auf.