Montag10. November 2025

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Kommunikator und „Stehaufmännchen“

Kommunikator und „Stehaufmännchen“
(dpa)

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ZU DEN ABOS

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Zwei Jahre macht er schon den Job im Weißen Haus. Es ist längst nicht alles so gelaufen, wie Barack Obama es sich gewünscht hatte. Die Frage, ob er die Wiederwahl 2012 schafft, bleibt unterdessen unbewantwortet.

Ausgerechnet die Trauerfeier nach dem Blutbad von Arizona brachte die Wende. Barack Obama, der große Kommunikator, redete so schön, so einfühlsam, dass es selbst hartgesottenen Republikanern das Herz erweichte. „Ich glaube, es war genau der richtige Ton“, lobt „Hardliner“ Newt Gingrich, der ansonsten kein gutes Wort für den Präsidenten übrig hat.

Doch es sind nicht nur seine einfühlsamen Worte über Seelenschmerz und den Zusammenhalt der Nation, die Obama neue Beliebtheit bescheren. Pünktlich zum zweiten Jahrestag seiner Amtsübernahme (20. Januar) geht es auch ansonsten bergauf: Endlich deutet sich in der Wirtschaft ein Silberstreif am Horizont an, von bis zu vier Prozent Wachstum in diesem Jahr ist die Rede; selbst bei der Arbeitslosigkeit bewegt sich was – das Tal der Tränen nähert sich dem Ende.

Umfragewerte positiv für Obama

Auch die Umfragen ziehen wieder an. 54 Prozent der Amerikaner meinen nach einer Erhebung der „Washington Post“, der Mann im Weißen Haus mache einen guten Job. Das ist schon fast als Durchbruch zu werten, auf alle Fälle ist es eine Trendwende, die dem Präsidenten wieder Hoffnung gibt.

Lange Zeit lief es nicht rund für Obama. Die Welle von Enthusiasmus und hochfliegenden Hoffnungen, auf denen er ins Amt kam, verebbte schnell. Statt Visionen umzusetzen und Amerika zu verändern, musste der Nachfolger von George W.Bush das Land durch die schwerste Wirtschaftskrise seit 80 Jahren steuern. Es dauerte nicht mal ein Jahr, da war der Zauber verflogen, der Schlachtruf „Yes, we can“, schal.

Gesundheits- und Steuerreform

Das Eigenartige: Selbst die Verabschiedung der Gesundheitsreform – Topthema im Wahlkampf – oder die Finanzreform, mit der Obama die Banken an die Kette legte, brachte ihm nicht den erwarteten Zuspruch ein. Im Gegenteil: Die Republikaner die populistische „Tea Party“-Bewegung machten gegen die Gesundheitsreform mobil, verteufelten das Gesetz als sozialistisches, unamerikanisches Teufelszeug – und hatten Erfolg damit.

Die einst atemberaubende Popularität Obamas sank zeitweise rascher als bei jedem anderen Präsidenten vor ihm. Doch der entscheidende Nackenschlag kam mit den Kongresswahlen im November: Die Republikaner holten sich die Mehrheit im Abgeordnetenhaus, auch im Senat legten sie zu. Für Obama brach eine neue Zeit an: Kein Gesetz geht mehr ohne das Ja der Republikaner.

Wahlschlappe als Anlaufhilfe

Ironie der Geschichte: Die Wahlschlappe brachte Obama neuen Aufwind. Geschickt schaltete er auf Annäherung um, suchte Kompromisse mit dem politischen Gegner. Die Verabschiedung des Start-Abrüstungsvertrages war ein erster Streich: Obama gelang es durch beharrliche Überredung, einzelne Republikaner auf seine Seite zu ziehen. Die „New York Times“ sieht schon die „Phase zwei“ in Obamas Präsidentschaft.

Schon sprechen flinke Kommentatoren vom „Comeback Kid“ Obama, frei übersetzt: Stehaufmännchen. Sogar „Hardliner“ Gingrich meint über Obama: „Er beginnt, eine Menge Stärke zurückzugewinnen.“ So sei die Ernennung des neuen Stabschefs Bill Daley eine „enorme Bereicherung“. Gingrich spielt wohl darauf an, dass der Neue ein ausgewiesener Wirtschaftsexperte ist, der sogar Bankererfahrung mitbringt.

Wirtschaft bestimmt Wiederwahl

Entscheidend für die Wiederwahl, darin sind sich alle Auguren in Washington einig, ist die Wirtschaft. Schafft es das Land aus der Krise, kommt die Konjunktur endlich in Schwung – dann stehen auch Obamas Chancen zur Wiederwahl nicht schlecht.

Längst hat Obama eine erste Strategie für den Wahlkampf 2012 festgeklopft, und jetzt schon steht etwa fest, welche Top-Leute in Kürze das Weiße Haus verlassen, um den Wahlkampf vorzubereiten. Selbst auf seinen engsten Vertrauten David Axelrod will Obama verzichten – Axelrod ist der Mann, der die Kampagne 2008 ganz entscheidend gesteuert hatte.

Republikaner ohne Gallionsfigur

Zudem kann Obama derzeit auf etwas anderes bauen: Die Personalprobleme der Republikaner. Noch zeichnet sich kein Favorit mit echtem Charisma ab. Sarah Palin, die populistische Galionsfigur der republikanischen Fundamentalopposition, hat sich durch aggressive Töne nach dem Arizona-Blutbad eher ins Abseits manövriert. Umfragen sagen voraus, dass Obama in einem Wahlkampf gegen Palin um seine Wiederwahl nicht bangen müsste.