Sonntag26. Oktober 2025

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Hungerstreik als letztes Mittel?

Hungerstreik als letztes Mittel?
(Tageblatt/Pierre Matgé)

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Am Donnerstagmittag sind rund 30 irakische Asylbewerber auf der Place Clairefontaine in Luxemburg-Stadt in einen unbefristeten Hungerstreik getreten. Eine Ende scheint noch nicht in Sicht.

Sie protestieren damit gegen die aus ihrer Sicht unhaltbaren Zustände bei den verantwortlichen Behörden. Die Asylbewerber werfen Luxemburg schlechtes Handling und lange Wartezeiten bei den Prozeduren vor. Ihr Sprecher Mikail Wilson will nach eingener Aussage, so lange ausharren, bis die Behörden eine Entscheidung treffen.

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Der Protest lenkt den Blick auf ein seit langem bestehendes Problem. Die verantwortliche Behörde ist mit den Anträgen überfordert und hat wenig Personal. Am Donnerstag hat der Ministerrat allerdings beschlossen, das Personal in der „Direction de l’immigration“ aufzustocken.

Bis zum bitteren Ende

Der zuständige Minister Nicolas Schmit sieht keinen objektiven Grund für den Protest, ist allerdings zu einem Dialog bereit. Mikail Wilson sei sich wohl bewusst, dass eine extreme Maßnahme wie ein Hungerstreik als Art Erpressung ausgelegt werde, doch ihm bleibe nichts anderes übrig. Er könne nicht für die anderen Hungerstreikenden sprechen, er aber werde bis zum bitteren Ende ausharren. Zu der Gruppe Iraker, die im gleichen Fall seien wie er selbst, gehörten auch Kinder. Diese würden aber von den Eltern auf jeden Fall ernährt werden.

Einige der Hungerstreikenden, darunter ihr Sprecher, lebten seit langem in Griechenland. Dort kritisierten sie die unmenschlichen Umstände in griechischen Flüchtlingslagern. Dafür wurde das Land vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in einem Fall sogar verurteilt. Viele EU-Mitgliedsländer setzten daraufhin ihre Rückführungen nach Griechenland aus.

Griechenland ist es gleichgültig

Auf die Frage, ob Wilson damals in Griechenland um politisches Asyl gebeten habe, antwortete er mit Ja, aber er habe in all den Jahren keine Antwort erhalten. Den griechischen Autoritäten sei es gleichgültig, was mit den Flüchtlingen passiere.

Wenn den irakischen Asylbewerbern jetzt ihre Grundrechte versagt werden, erobern sie diese eben selbst, heißt es am Freitagmorgen vor Ort ironisch von einem Passanten. Wie lange die Menschen am Ende auf der Place Clairefontaine bleiben, hängt jetzt von der Politik, den Behörden und im schlimmsten Fall von der Gesundheit der Hungerstreikenden ab.