Samstag1. November 2025

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Rebellen rücken gegen Gaddafi-Hochburg vor

Rebellen rücken gegen Gaddafi-Hochburg vor
(AFP)

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Langsam rollen die Aufständischen die letzten Widerstandsnester der Gaddafi-Anhänger auf. In Tripolis legen entdeckte Dokumente nahe, dass der einstige Machthaber vom Westen hofiert und sein Geheimdienst mit CIA und britischem MI-6 kooperierte.

Die Aufständischen in Libyen haben eine der letzten Hochburgen von Ex-Machthaber Muammar al-Gaddafi nahezu eingekreist. Die Kämpfer seien bereit, „innerhalb von 24 Stunden“ in die Wüstenstadt Bani Walid einzurücken, berichtete eine Reporterin des Fernsehsender Al-Dschasira am Sonntag unter Berufung auf Rebellen im Frontgebiet.

Verhandlungen mit Stammes-Vertretern in Bani Walid seien in eine Sackgasse geraten, fügte sie hinzu. „Die Zeit (für Gespräche) ist abgelaufen“, sagte einer der Verhandlungsführer der Rebellen Al-Dschasira. Für Aufsehen sorgen Geheim-Dokumente aus Tripolis, die auf eine enge Kooperation des Gaddafi-Regimes mit westlichen Geheimdiensten schließen lassen.

Bani Walid vor dem Fall

„Wir werden unsere Oberhoheit über das ganze freie Libyen ausdehnen, mit allen Mitteln und ungeachtet der Kosten“, sagte der Militärsprecher des Übergangsrates, Ahmed Bani, am Sonntag in Bengasi. Die Militärkräfte der Aufständischen würden bereits «strategische Schlüsselpositionen» rund um Bani Walid kontrollieren und die Wüstenstadt demnächst „befreien“. Gaddafi und drei seiner Söhne sollen bei ihrer Flucht in den Süden des Landes dort Station gemacht haben.

Banis Worten zufolge seien sich die Stammesführer im Inneren der 150 Kilometer südöstlich von Tripolis gelegenen Stadt nicht einig darüber, ob sie kämpfen oder kapitulieren sollten. „Am Ende werden sie sich unterwerfen, denn sie sind Cousins und wollen nicht, dass des Anderen Blut vergossen wird“, fügte der Sprecher hinzu.

Nato-Angriffe gehen weiter

Nato-Kampfflugzeuge griffen am Sonntag erneut Ziele in den verbleibenden Gaddafi-Hochburgen an. In Bali Walid trafen die Bomben des nordatlantischen Bündnisses unter anderen ein Munitionsdepot. Weitere Militärziele wurden in Sirte und Buairat al-Hasun bombardiert.

In den vom Gaddafi-Regime hinterlassenen Geheimdienst-Zentralen tauchten Dokumente auf, die die enge Zusammenarbeit westlicher Nachrichtendienste mit den entsprechenden libyschen Behörden belegen sollen. Die Gaddafi-Geheimdienste waren für Missachtung der Menschenrechte und Folterpraktiken bekannt. Die Echtheit der Dokumente konnte zunächst nicht überprüft werden, sie wird jedoch als wahrscheinlich angenommen.

Geheimdienste hoffierten sich gegenseitig

So habe die CIA unter anderem achtmal Terrorverdächtige gegen ihren Willen zur Befragung nach Libyen geschickt, meldete die „New York Times“ am Samstag. Auch der britische Geheimdienst MI-6 habe kooperiert und sogar für das libysche Regime Telefonnummern überprüft.

Die Angaben stützten sich auf Dokumente, die Rechercheure der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) in der Zentrale des Auslandsgeheimdienstes in Tripolis gefunden hatten. Sie stammten aus der Zeit 2002 bis 2006, als der spätere Außenminister Mussa Kussa diesen Dienst geleitet hatte. Kussa hatte sich nach Ausbruch der Revolte gegen Gaddafi im Februar nach Großbritannien abgesetzt.

„Kumpelhaftes Verhältnis“ unter Agenten

Den gefundenen Dokumenten zufolge hätten viele westliche Agenten ein „kumpelhaftes Verhältnis“ zu ihren libyschen Kollegen entwickelt, sagte der Nahost-Direktor von HRW, Peter Bouckaert, am Samstag der BBC. Er zitierte aus dem Fax eines westlichen Geheimdienstes an Kussa, in dem stand: „Lieber Mussa, danke für die Orangen, die Sie uns zuletzt sandten, sie waren ausgezeichnet.“

Weder die CIA noch das britische Außenministerium wollten sich direkt dazu äußern. Eine CIA-Sprecherin meinte lediglich, es könne «nicht überraschen», dass ihre Agentur mit ausländischen Regierungen zusammenarbeitet, um «unser Land vor Terrorismus und anderen tödlichen Bedrohungen zu schützen».