Sie haben ihn umworben, sie haben ihm charmiert – genützt hat alles nicht. Am Dienstag gab Chris Christie bekannt, er werde nicht ins Präsidentschaftsrennen 2012 einsteigen. Überraschend kommt die Absage nicht, der schwergewichtige Gouverneur von New Jersey bleibt sich vielmehr selber treu. „Meine Zeit ist nicht gekommen. Ich habe eine Verpflichtung gegenüber New Jersey und werde sie nicht aufgeben“, sagte Christie. Am Mittwoch teilte zudem die ehemalige Gouverneurin von Alaska Sarah Palin mit, dass sie definitiv nicht antreten werde.
Damit dürfte die Kandidatenliste der Republikanischen Partei abgehakt und der letzte Hoffnungsträger ausgestiegen sein. Die Wahrscheinlichkeit, dass jetzt noch ein neuer Kandidat, etwa der ehemalige New Yorker Bürgermeister Rudy Giuliani, ins Rennen steigt, ist klein. Denn bis zur ersten Vorwahl sind es nur noch drei Monate – zu wenig Zeit, um eine schlagkräftige Wahlkampf-Organisation auf die Beine zu stellen und genug Geld zu sammeln. Für die meisten US-Medien und Politbeobachter ist deshalb klar: Das Feld ist gesetzt.
Mißtrauen gegen Romney
Und damit beginnt das Problem, denn die Begeisterung für dieses Bewerberfeld hält sich in Grenzen. Dabei wäre die Ausgangslage hervorragend: Gemäss einer neuen Umfrage von „Washington Post“ und ABC News gehen 55 Prozent der Befragten davon aus, dass der republikanische Kandidat die Wahl 2012 gewinnen wird. Nur 37 Prozent glauben an eine Wiederwahl von Barack Obama. Doch in der gleichen Umfrage konnte nur ein Republikaner deutlich zulegen: Herman Cain. Der schwarze „Anti-Obama“ und ehemalige Chef einer Pizza-Kette gilt als zu konservativ, um gegen den „echten“ Obama gewinnen zu können.
In die Pole Position rückt deshalb einer, mit dem die Partei ihre liebe Mühe hat: Mitt Romney, der frühere Gouverneur von Massachusetts. Er gilt als gemässigt und damit mehrheitsfähig, hat aber auch den Ruf eines Opportunisten, der sich bei den Konservativen anzubiedern versucht. Mit beschränktem Erfolg. Bislang sei es Romney nicht gelungen, „eine zögerliche Partei von seiner Kandidatur zu überzeugen“, so die „Washington Post“. Viele christlich-konservative Wähler misstrauen dem Mormonen, der als Gouverneur eine Gesundheitsreform verabschiedet hat, die der verhassten „Obamacare“ sehr ähnlich ist.
Perry macht sich Hoffnungen
In den Umfragen kommt Mitt Romney stets auf rund 25 Prozent. Das ist alles andere als überwältigend. Trotzdem haben sich mehrere große Geldgeber der Partei, die zuletzt Chris Christie bearbeitet hatten, noch am Dienstag mit Romney verbündet. Sein Wahlkampfteam tut alles, um dessen Nomination als Präsidentschaftskandidat als unvermeidlich darzustellen. „Man beginnt zu realisieren, dass der nächste US-Präsident Mitt Romney oder Barack Obama heißen wird“, sagte Romneys Chefstratege Stuart Stevens gegenüber Politico.
Die innerparteilichen Rivalen geben jedoch nicht auf. Vor allem Rick Perry macht sich neue Hoffnungen. Der Gouverneur von Texas hat sich zuletzt zwischen so ziemlich alle Stühle gesetzt und viele Sympathien verspielt. Nun erhält er eine weitere Chance, sich als konservative Alternative zu Romney in Szene zu setzen. Mehrere Republikaner warnten am Dienstag davor, Perry frühzeitig abzuschreiben. In den nächsten zwei Wochen finden zwei weitere Fernsehdebatten statt – sie könnten das Bewerberfeld nochmals aufmischen.
Vergangenheit spricht gegen Republikaner
Ein Problem bleibt dabei ungelöst, auf welches das „Wall Street Journal“ hinweist: Seit den 1950er Jahren hatte sich bei den Republikanern zu einem ähnlichen Zeitpunkt im Vorfeld der Wahl jeweils ein klarer Favorit herauskristallisiert, der am Ende auch nominiert wurde. Nur zweimal traf dies nicht zu, bei Barry Goldwater 1963 und John McCain 2007. Kein gutes Omen für die Partei – beide verloren die Präsidentschaftswahl.
De Maart

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