Samstag8. November 2025

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Maulkorb für ProActif-Mitarbeiter

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LUXEMBURG - Nichts soll aus ProActif an die Öffentlichkeit. Das zumindest hatte sich der Präsident des Verwaltungsrat Robert Weber vorgestellt. In der Zwischenzeit rebellieren führende Mitarbeiter.

Der Präsident des Verwaltungsrats von ProActif, Robert Weber, hat seinen Mitarbeitern einen Maulkorb verpasst. Am vergangenen Freitag war der Generaldirektor der Beschäftigungsinitiative, Romain Schmit, suspendiert worden. Am gleichen Tag wurde dem stellenvertretenden Generaldirektor Paul Reuter nahegelegt, nicht über die Beschäftigungsinitiative zu kommunizieren. Er verbiete ihm formell, Erklärungen über ProActif nach außen abzugeben, andernfalls mit Sanktionen zu rechnen sei, heißt es im Schreiben an den stellvertretenden Direktor. Der Brief ist vom Verwaltungsratspräsidenten Robert Weber unterschrieben.

Schmit hatte in einem Interview die Vorwürfe gegen ProActif bestätigt. Damit hatte er seinem Verwaltungsratspräsidenten Weber widersprochen, der am vergangenen Donnerstag noch von „Interpretationsproblemen“ geredet hatte.

Führende Mitarbeiter von ProActif haben sich in der Zwischenzeit mit dem suspendierten Generaldirektor solidarisiert. Sie unterstützten ihn bei seinen Bemühungen, ProActif zu restrukturieren, schreiben sie an die Mitglieder des Verwaltungsrats der Beschäftigungsinitiative. Sie möchten auch weiter unter seiner Leitung diese Arbeit fortsetzen, so das Schreiben, das von den Mitglieder des Managments unterschrieben ist.

Arbeitsminister schaltet Justiz ein

Im Rahmen dieser Restrukturierungsmaßnahmen sollen die Standorte zentralisiert werden. Auch soll die Zusammenarbeit mit dem Beschäftigungsministerium intensiviert werden. Letzteres hat nun ebenfalls die Justiz eingeschaltet. Arbeitsminister Nicolas Schmit hat unseren Informationen zufolge beim Staatsanwalt ein Ermittlungsverfahren zu ProActif beantragt. Bereits zu Wochenbeginn hatte Justizminister François Biltgen den Staatsanwalt mit der Affäre befasst.

Bei ProActif geht es mehr als nur um einige wenige Personen. Die Initiative beschäftigt derzeit rund 650 Personen.
Sie steht seit längerem unter Beschuss. Belgische Wirtschaftsprüfer haben Unregelmäßigkeiten bei der Buchhaltung festgestellt. In den Jahren 2005 bis 2010 seien Ausgaben „aufgebläht“ worden, was zu zusätzlichen Mitteln aus dem Beschäftigungsministerium geführt habe. ProActif schulde dem Staat 2,5 Millionen Euro, so die Revisoren.