Kein Unternehmen ist über einen Produktionsstopp erfreut, sei er zeitlich begrenzt oder definitiv. Das sagt Willie Smit, Personalchef der ArcelorMittal-Gruppe in einer Mitteilung wenige Stunden vor Beginn europaweiter Aktionen der Gewerkschaften gegen die Schließung und Stilllegung von Produktionsanlagen. In Belgien etwa wurde die Flüssigphase in Liège definitiv stillgelegt; in Rodange und Schifflingen die Produktion gedrosselt oder zeitweise eingestellt. Alle Beschlüsse seien im Dialog mit den Gewerkschaften und anderen interessierten Akteuren erfolgt, so Smit. ArcelorMittal respektiere die Rechte der demonstrierenden Arbeitnehmer. Allerdings seien die Streiks aufgrund des derzeitigen wirtschaftlichen Umfelds kontraproduktiv, meint seinerseits Nico Reuter, Vizepräsident des Bereichs Langstahlprodukte in Europa.
Die Schließungsbeschlüsse seien Bestandteil einer industriellen Antwort auf die strukturelle Überkapazität in Europa. Smit zufolge befinde sich Europa höchstwahrscheinlich bereits in der Rezesssion. Im vierten Quartal 2011 sowie im ersten Quartal 2012 werde das BIP negativ ausfallen. Die Stahlnachfrage befinde sich derzeit noch auf 75 Prozent des Vorkrisenniveaus. Und eine Rückkehr zur Vorkrisenzeit sei noch nicht in Sicht. Smit weist ebenfalls auf die Gefahr billiger Stahlimporte aus Schwellenländern wie China hin. Die reduzierte Nachfrage müsse seitens der kompetitivsten Werke befriedigt werden. Anders zu handeln wäre kurzsichtig und keineswegs gute Geschäftigsstrategie. Dies sei für alle schwierig, aber zusammen und im permanenten Sozialdialog bemühe man sich, die Folgen zu minimisieren. Auch Nico Reuter betont den Sozialdialog. In Luxemburg befinde man sich kontinuierlich in Dreiergesprächen mit Gewerkschaften und Regierungsvertretern, um einen neuen Folgevertrag für Lux2011 zu finden.
Der Warnstreik in Luxemburg beginnt am Mittwochmorgen um 6 Uhr. An den Stahlstandorten Esch-Belval, Schifflingen, Differdingen und Rodange werden Kundgebungen stattfinden. Solidaritätsaktionen finden auch in anderen ArcelorMittal-Werken statt. Mehrere Gemeinden haben sich mit den Streikenden solidarisiert und ihre Beamten für zwei Stunden freigestellt, damit sie an den Kundgebungen teilnehmen können. Die KPL hat am Mittwoch die Verstaatlichung der Stahlindustrie gefordert.
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