Sie sitzen mit der Regierung und den Unternehmensvertretern in Dreiergremien wie Tripartite, Konjunkturkomitee, Gesundheitskasse oder Wirtschafts- und Sozialrat. Über die Beschäftigtenkammer äußern sie sich zu wichtigen Gesetzesvorschlägen, die alle Beschäftigten betreffen. Doch nur etwas mehr als ein Drittel der Arbeitnehmer sind Mitglied einer Gewerkschaft: 37 Prozent, wie nun eine im Dezember veröffentlichte Studie von Ceps/Instead ermittelt hat. Ziel der Untersuchung war es, die Gewerkschaftszugehörigkeit der Immigranten zu erforschen und ihre Haltung zu diesen Massenorganisationen.
Mit einem Organisationsgrad von 37 Prozent liegt Luxemburg im europäischen Mittelfeld, wobei lediglich die 15 alten EU-Mitgliedsländer in diesem Vergleich berücksichtigt wurden. Spitzenreiter sind Schweden, Dänemark und Finnland. Nur unsere belgischen Nachbarn kommen mit 52 Prozent vor Luxemburg. Weit abgeschlagen liegen hingegen die Länder, die es oft durch ihre gewerkschaftlichen Aktionen in die Schlagzeilen schaffen wie etwa Griechenland (24 Prozent) oder Frankreich (8 Prozent).
Vor allem portugiesische Immigranten
Überdurchschnittlich stark sind in Luxemburg jene Arbeitnehmer organisiert, die im Land geboren wurden. Laut Ceps sind das 53 Prozent. Bei den Immigranten aus den Nachbarländern fällt jedoch die Lust, sich in die Gewerkschaft einzuschreiben. Nur 19 Prozent der in Frankreich geborenen, aber in Luxemburg wohnenden Beschäftigten sind in der Gewerkschaft. Bei den Deutschen sind das 24 Prozent, bei den Belgiern 27 Prozent. Am stärksten engagieren sich mit 35 Prozent die in Portugal geborenen und nach Luxemburg immigrierten Arbeitnehmer.
Recht unterschiedlich sieht der Organisationsgrad je nach Wirtschaftssektor aus. Besonders stark sind die Gewerkschaften im öffentlichen Dienst mit 63 Prozent der Beschäftigten. Zweitstärkster Bereich ist mit 61 Prozent der Transportsektor. Es folgen dann die Schule mit 60 Prozent und die Industrie mit 48 Prozent. Bei den Betreuungs- und Pflegeberuflern sind 40 Prozent in der Gewerkschaft, bei den Bauarbeitern und Bankangestellten jeweils 39 Prozent. Der Handel kommt auf 25 Prozent und das Gaststättenwesen auf 24 Prozent.
Eine Frage des Vertrauens
Laut Ceps-Untersuchung vertrauen 55 Prozent der Bewohner Luxemburgs den Gewerkschaften. Damit nimmt Luxemburg Platz zwei in der Rangliste der 15 (alten) EU-Staaten ein. Nur Dänemark weist mit 58 Prozent eine höhere Vertrauensrate auf. Das größte Vertrauen haben in Luxemburg die portugiesischen Einwanderer(65 Prozent), das niedrigste mit 47 Prozent die in unseren Nachbarländern geborenen Immigranten. Optimistisch stimmen dürfte die Gewerkschaften auch, dass vor allem junge Menschen ihnen stark vertrauen. Bei den 18- bis 24-Jährigen sind das 67 Prozent, bei den 25- bis 34-Jährigen noch 59 Prozent. Dabei ist der Organisationsgrad in diesen Altersgruppen niedrig: 23 Prozent bei den unter 25-jährigen und 33 Prozent bei 25- bis 34-Jährigen.
Im Vergleich zu anderen Institutionen und Vereinigungen ist der Vertrauensvorschuss in die Gewerkschaften dennoch bescheiden. Immerhin vertrauen 73 Prozent der Bevölkerung der Polizei und 67 Prozent der Regierung.
De Maart

Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können