Dienstag11. November 2025

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Amerikas tödlichster Sniper

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Chris Kyle, ein Irak-Veteran, hat im Krieg 160 Menschen erschossen, so viele wie kein anderer Scharfschütze vor ihm. Seine Feinde nannten ihn "Satan", seine Freunde "Legende".

Sein erstes Opfer war eine Frau. Irgendwo im Irak lag er auf der Lauer und bewachte eine Gruppe Marines, als sie sich mit einer Granate den Truppen näherte. Kyle wurde befohlen, sie zu erschießen. Er zauderte. Erst beim zweiten Befehl drückte er ab. Es war das letzte Mal gewesen, dass er zögerte, jemanden zu töten.

Seither erschoss Chris Kyle zwischen 2003 und 2009 im Irak 160 feindliche Kämpfer – offiziell. Inoffiziell soll er über 250 Leben auf dem Gewissen haben: „Zuvor habe ich mich gefragt, ob ich dazu fähig bin, einen Menschen zu töten? Kann ich den Abzug ziehen? Ist es moralisch vertretbar und ist diese Person tatsächlich eine schlechte Person?“, beschreibt Kyle seine anfänglichen Bedenken in „Texas Monthly“.

Vom Cowboy zum Killer

Seine Fragen sollten sich schon bald beantworten. „Nach dem ersten Kill, sind die weiteren kein Problem. Ich schaue durch das Zielfernrohr, nehme das Ziel ins Fadenkreuz und erledige meinen Feind, bevor er einen meiner Leute tötet“, heißt es in seiner soeben erschienenen Biographie „American Sniper“. Er müsse sich nicht aufputschen oder mental vorbereiten. „Du legst deinen Finger nicht an den Abzug, wenn Du nicht bereits bist, zu töten“.

Der Sohn eines Diakons und einer Sonntagsschul-Lehrerin erlernte den Umgang mit dem Gewehr bereits in frühen Jahren. Mit einem Luftgewehr schoss er auf Vögel und Eichhörnchen. Mit acht Jahren erhielt er von seinem Vater eine Flinte und ein Schrotgewehr. Ab sofort wurden größere Tiere gejagt: Fasane, Hirsche, Rehe. Dass er im Umgang mit der Waffe aber derart talentiert war, erkannte der ehemalige Profi-Rodeoreiter erst im Militär.

Satan und Legende

Alleine in der zweiten Schlacht um Fallujah tötete der heute 37-Jährige 40 Menschen. Seine Feinde gaben ihm den Übernamen „Satan“ und setzten ein Kopfgeld von mehreren zehntausend Dollar auf ihn aus. Seine Freunde hingegen nennen den Rekordsniper „Legende“. Nicht nur wegen seiner zahlreichen Abschüsse, sondern auch, weil er 2008 außerhalb von Sadr aus einer Entfernung von 1920 Metern einen Mann mit Raketenwerfer ausschaltete: „Gott blies diese Kugel ins Ziel“, glaubt der Schütze selbst.

Nach zehn Jahren im Irak hat Chris Kyle der Armee den Rücken gekehrt. Um seine Ehe zu retten, wie der zweifache Familienvater sagt. Heute betreibt er eine eigene Sicherheitsfirma und unterrichtet zukünftige Scharfschützen. Ein Leben ohne Tod und Gewalt führt er dabei weiter nicht. Zurück in Texas wurde er nach eigenen Angaben Opfer einer versuchten Fahrzeugentführung. Die beiden mutmasslichen Täter überlebten den Vorfall nicht.