Dienstag11. November 2025

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Romney schießt zurück

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Um den Totalabsturz zu vermeiden, schoss US-Präsidentschaftskandidat Mitt Romney in einer TV-Debatte am Montag aus vollen Rohren auf Newt Gingrich. Es wirkte.

Müde waren beide. In der Fernsehdebatte vom Montag in Tampa (Florida) – der 18. des laufenden Primärwahlkampfs der US-Republikaner! – konnten der frühere Kongressführer Newt Gingrich und Ex-Gouverneur Mitt Romney nicht verbergen, dass die aufreibende Kampagne um die US-Präsidentschaft Spuren hinterlassen hat. Doch anders als noch vor dem Urnengang in South Carolina hatte Romney diesmal die Nase vorn.

Der als angegrauter Gentleman-CEO aufretende Romney wollte offenbar zeigen, dass er auch aggressiv sein kann. Minutenlang hackte er auf Gingrich herum. Die zwei Hauptvorwürfe: Der frühere Kongressabgeordnete aus Georgia habe das Amt des „Speaker“ im Repräsentantenhaus 1998 „in Schimpf und Schande aufgegeben“, getadelt durch eine Ethik-Untersuchung, in die Wüste geschickt von früheren Kampfgefährten. Und dann habe er über eine Million Dollar als informeller Lobbyist der halbstaatlichen Hypothekenbank Freddie Mac verdient – ausgerechnet jener Institution, die zusammen mit der Schwesterfirma Fannie Mae als Mitverursacherin der Finanzkrise in Verruf geraten ist.

Gingrich in der Defensive

Gingrich mochte nicht auf die Kritik eingehen; er sagte nur, sie strotze vor Fehlern. Seine Replik „Romney ist ein schrecklicher Historiker“ wird ihm aber kaum viele zusätzliche Stimmen einbringen, wenn in Florida am nächsten Dienstag zum vierten Mal ein Gliedstaat seinen republikanischen Favoriten wählt. Nach der Attacke Romneys wirkte Gingrich bis zum Schluss verhalten, manchmal gar zerknirscht. Der Angriff hatte ihn getroffen. Die Debatte gab ihm keine Gelegenheit zu wütender Medienkritik, und anders als in der vergangenen Woche unterblieb auf Anweisung des veranstaltenden Fernsehsenders NBC anfeuernder Applaus aus dem Saalpublikum.

So besteht die Möglichkeit, dass Romney das Steuer doch noch herumreißen kann, obwohl er in South Carolina eine schwere Niederlage gegen Gingrich erlitten hatte. Der Politologe Larry Sabato von der Universität Virginia twitterte allerdings: „Auf keinen Fall hat die Debatte die Fahrtrichtung in Florida beeinflusst. Vielleicht tut das die Debatte vom Donnerstag. Eher noch die negativen TV-Spots.“ Als kapitalkräftigster Kandidat hat Romney schon am Montag mit großflächigen Fernseh-Werbeaktionen begonnen. Am Dienstag hat er zudem, wie von allen Seiten gefordert, seine Steuererklärungen für die Jahre 2010 und 2011 veröffentlicht.

Casino-Millionen für Gingrich

Von den zwei übrigen Anwärtern auf eine Nomination zeigte der sozial-konservative Rick Santorum am Montag seine bislang beste Vorstellung. Der frühere Senator aus Pennsylvania gab zwar keine bühnenfüllende Figur ab, punktete aber mit prägnanten Wortbeiträgen: Er fasste zusammen, was für eine weltbedrohende Gefahr von einem nuklear bewaffneten Iran ausgehen würde und listete die Punkte auf, warum sich weder Romney noch Gingrich mit Fug und Recht als Konservative bezeichnen können.

Doch ist unwahrscheinlich, dass sich Santorum wirkungsvoll in das sich zuspitzende Duell des Führungsduos einmischen kann. Das dürfte auch Ron Paul nicht schaffen, der libertäre Abgeordnete aus Texas. Politdiskussionen wie Fernsehkanäle in Florida dürften bis zum Primärwahltag von den beiden Spitzenreitern dominiert werden. Dass Gingrich mit dem um Dimensionen reicheren Romney mithalten kann, dafür hat die Frau des Kasino-Milliardärs Sheldon Adelson aus Las Vegas gesorgt. Am Montag versprach sie einer mit Gingrich verbündeten Lobbygruppe eine Wahlkampfspende von fünf Millionen Dollar. Adelson selbst hat eine Summe in gleicher Höhe bereits überwiesen.