Mittwoch22. Oktober 2025

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Das Ende des Klassizismus

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Am Knuedler wird das „Veräinshaus“ gerade zum Bürgeramt samt neuer „Salle de mariage“ umgebaut. Eine moderne Glasbrücke soll das Gebäude dann mit dem Gemeindehaus verbinden.

Und eben diesem Glasbau musste jetzt die Treppe zum Knuedler zwischen Vereinshaus und Rathaus weichen.
Für die Denkmalschützer von „Luxembourg patrimoine“ ein „architektonisches Gemetzel“.

Dabei ärgert wohl weniger das Verschwinden einer 180 Jahre alten Treppe als vielmehr die Zerstörung eines architektonischen Ensembles. Denn das heutige Gemeindehaus wurde 1830 im klassizistischen Stil erbaut. Prägend dabei ist die strikte Symmetrie, die sowohl Fassade als auch die beiden Treppenaufgänge zum Knuedler östlich und westlich des Gebäudes begreift. Die West-Treppe steht noch, von der Ost-Treppe, jener zum „Veräinshaus“ hin, bleiben nur noch spärliche Spuren an einer Baustellenwand.

Die Symmetrie ist erst einmal dahin

Die Symmetrie, und damit das, was dieses in Luxemburg offenbar einzigartige Ensemble ausmachte, ist hinüber. Die Ost-Treppe soll zwar wieder aufgebaut werden, aber nur noch zu einem Drittel und wesentlich kürzer. Von der Zwillingsschwester der West-Treppe bleibt noch nicht mal eine Halbschwester übrig.
Romain Modert, Präsident von „Luxembourg patrimoine“, findet, dass hier nicht „selon les règles de l’art“ vorgegangen wurde. „Es gilt, das Bestehende zu respektieren. Das Neue soll sich anpassen und das Bestehende aufwerten.“ Auf dem Knuedler ist eigentlich das genaue Gegenteil passiert.

Das Bestehende wird zurückgestutzt und dem, was übrig bleibt, wird ein moderner Glasbau aufgesetzt. Der zudem, so Modert, eine der schönsten „vues“ der Hauptstadt verdeckt, und zwar vom Knuedler auf die Kathedrale.
Modert bedauert, dass niemand früher reagieren konnte. Außer aufzuklären und zu sensibilisieren, könne man zu diesem Zeitpunkt nicht viel tun. Aber er fordert, die restlichen Steine der alten Treppe aufzubewahren, um diese, wenn der Glasbau dann irgendwann mal wegkommen sollte, originalgetreu wieder aufzubauen, wobei es für ihn schon eine Frage des „gesunden Menschenverstandes ist, warum man überhaupt eine solche Treppe zerstört“.

Zerstörung ist für ihn auch das Stichwort für das, was im Inneren des Vereinshauses geschieht. Hier bleiben zwar u.a. die Fassaden erhalten, aber dem Gebäude wird laut Modert eine Funktion aufgezwungen, die „zu groß und zu intensiv“ ist. Zwar begrüßt man es grundsätzlich, dass Anstrengungen von den Architekten unternommen wurden, einen Teil der Salons im Inneren zu erhalten, aber der Vereinigung geht das nicht weit genug. Die Arbeiten haben bereits für einige Schäden im Inneren gesorgt (was bei Abrissarbeiten ja an und für sich nicht ungewöhnlich ist), aber für „Luxembourg patrimoine“ wurde doch mehr in Mitleidenschaft gezogen als absolut notwendig. „Das ist schade, aber wir können das nur feststellen und weiter sensibilisieren“, so Modert.

„Abreißen geht weiter, das kann nicht sein“

Immerhin scheint man im Rathaus gesprächsbereit, zumindest, um sich die Bedenken der Denkmalschützer anzuhören. Für Mitte März wurde ein Treffen mit Bürgermeister Xavier Bettel vereinbart. Da kann dann auch gleich mal nachgefragt werden, wie es um das Inventar der schützenswerten Gebäude, Ensembles oder Straßenzüge in Luxemburg-Stadt steht. Das ist zwar laut Modert mit dem neuen allgemeinen Bebauungsplan sowieso Pflicht, aber gestern waren es genau 600 Tage her, dass der hauptstädtische Gemeinderat eine entsprechende Motion von Ben Fayot gestimmt hat.

„Das Abreißen geht weiter und das kann nicht sein“, ärgert sich Modert. Was seit der Abstimmung über besagte Motion passiert ist, weiß man offenbar nicht, „diese Nicht-Kommunikation ist bedauerlich“, so Modert, der zwar anerkennt, dass diese Arbeiten in vielen Gemeinden laufen, aber auch fordert, dass mehr darüber mitgeteilt wird.

Gesprächsthemen für das Treffen mit Xavier Bettel dürfte es demnach genug geben.