Donnerstag23. Oktober 2025

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Die BIL steht auf eigenen Füßen

Die BIL steht auf eigenen Füßen
(Editpress)

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Eine außerordentliche Aktionärsversammlung hat am Donnerstag der BIL ihre Freiheit zurück gegeben. Bemerkenswert: Die Dexia stellte 91 Prozent der Stimmrechte.

Der Verkauf der Dexia BIL erfolgte de facto am 2. Oktober 2011. Am 6. Oktober gab Finanzminister Luc Frieden den Verkauf der Bank bekannt. Ende Juni 2012 soll das „Closing“ erfolgen. Dann bezahlt der Luxemburger Investmentfonds „precision capital“ 90 Prozent des Kaufpreises von 730 Millionen Euro an die Muttergesellschaft Dexia. Der Luxemburger Staat zahlt zehn Prozent der Kaufsumme. „Precision capital“ ist ein Investment der fürstlichen Familie Al Thani in Katar.

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BIL in Zahlen

156 Jahre der Existenz

225.000 Kunden im Private Banking und in der Schalterbank

40 Zweigstellen in Luxemburg, davon 12 in der Hauptstadt

14 Prozent Marktanteil auf dem Luxemburger Bankenmarkt

194 Nationalitäten unter den Kunden

3. Platz unter den Schalterbanken in Luxemburg nach der BGL BNP Paris und der Staatssparkasse

2,4 Milliarden Eigenkapital

François Pauly, Administrateur Délegué der Bank, hat das Amt am 1. September 2011 übernommen. Kandidat sei er dafür nicht gewesen, erzählte er am Donnerstag gegenüber Journalisten. Und als er das Amt angetragen bekommen habe, habe er auch eher aus einem Gefühl heraus reagiert. Bei der Dexia sei er beruflich groß geworden. Und an der Bank hänge er.

Alleine, ohne Mutterbank

Die neue BIL steht nun alleine da, ohne Mutterbank. Sie muss sich alleine auf dem Luxemburger Markt bewähren und nicht nur dort. Die Juristen müssen bis Ende Juni noch die RBC Dexia, das Asset Management und andere Teile aus der Bank herauslösen. Was bleibt dann?

„Es bleibt eine luxemburgische Bank, die sich als Schalterbank für luxemburgische Kunden und für Grenzgänger versteht, die als Privatbank mit Vermögensverwaltung in Luxemburg, in der Schweiz, in Singapur, in Dänemark und im Mittleren Orient arbeitet“, sagt François Pauly. „Wir sind weiter eine Bank für Unternehmen in Luxemburg und in der Großregion. Und wir werden weiterhin unsere Handelssäle in Luxemburg und in der Schweiz unterhalten“.

Den Unterschied zu der großen BGL BNP Paris, die ebenfalls als Schalterbank, Privatbank, Unternehmensbank, auf den Finanzmärkten arbeitet, sieht Pauly so: „Wir stehen alleine und haben keine andere Bank als Aktionär.“ Pauly will auch nicht ausschließen, dass die BIL sich ab Juli weiter entwickeln wird. „Wir müssen uns in der Schweiz entscheiden, ob wir dort die nötige Größe erreichen wollen.

Neue Ära

Die neue Ära der Bank mit Zutrauen der Mitarbeiter zur Zukunft und Vertrauen von außen zeigt sich bei der Personalentwicklung. BIL wird 75 neue Mitarbeiter einstellen und damit eine Tendenz umdrehen. Unter der Herrschaft der Dexia hatte der Trend beim Personalabbau gelegen. Pauly: „Das Vertrauen zu uns zeigt sich darin, dass wir nun wieder spontane Kandidaturen erhalten von Menschen, die bei uns arbeiten wollen. Das zeigt sich nun auch bei den Kunden.

Gestoppt wurde eine Abwanderung von Kunden im Oktober vergangenen Jahres. Als die Dexia in Schwierigkeiten geriet und insbesondere in Deutschland und Großbritannien keinen Unterschied zwischen der Dexia in Belgien und der Dexia BIL in Luxemburg gemacht wurde, verlor die BIL innerhalb weniger Tage Treuhandkonten im Werte von einer Milliarde Euro. Gestoppt wurde dieses ausbluten erst, als Finanzminister Frieden am 6. Oktober den Verkauf bekannt gab.

Seit November vergangenen Jahres haben die Mitarbeiter der BIL 150 Einzelprojekte zur Verwandlung der Dexia BIL in die BIL verwirklicht. Am härtesten waren die vergangenen drei Wochen, als es darum ging, die Dexia Buchstaben abzuhängen und das neue Logo vorzubereiten. Die Genehmigung zum Aufhängen der großen neuen violetten Aluminium Platten am Gebäude der Hauptverwaltung dauert noch etwa drei Wochen, hat das Luxemburger Rathaus mitgeteilt. Und danach wird bis Ende Juni ein Paradoxon existieren: Die Dexia hält noch das Kapital und die Mehrheit im Verwaltungsrat, die BIL tut aber schon so, als sei sie unabhängig und eigenständig.