Regierung, Gewerkschaften und die Vertreter von ArcelorMittal haben sich am Mittwoch nach einer anderthalbstündigen Sitzung auf ein mehrjähriges Abkommen verständigt. Lux2016 sichert die von Stilllegungen betroffenen Beschäftigten weitgehend ab. Das Unternehmen stellt seinerseits Investitionen zum Standorterhalt in Aussicht. Nicht verschont bleibt jedoch Schifflingen. Dessen Stahlwerk wurde auf unbefristete Zeit geschlossen. Auch Rodange steht vor dem Aus.
Rund 1.100 Personen sind von den Abbauplänen des Konzerns in Schifflingen und Rodange betroffen. 500 sind bereits in die „Cellule de reclassement“ transferiert worden, gehen in den Vorruhestand oder arbeiten in anderen Werken des Stahlkonzerns.
Staat legt noch 60 Millionen Euro drauf
Der Staat wird den Abbau finanziell begleiten. Die Beteiligung von ArcelorMittal an der Vorruhestandsregelung (préretraite-ajustement) wird von bisher 30 Prozent auf Null reduziert. Die Maßnahmen belasten den Staat mit zusätzlichen 60 Millionen Euro. Die Vorruhestandsregelung soll bis 2019 gelten. In Frührente gehen die Betroffenen bereits zu Jahresbeginn und nicht erst bei Erreichen der Altersgrenze.
Erkaufen wird sich der Konzern dieses Entgegenkommen durch Investitionen zur Modernisierung der Anlagen in Differdingen und Belval in Höhe von 150 bis 200 Millionen Euro. Weitere 200 Millionen Euro könnten in den Ausbau der Walzstraße 2 auf Belval gehen. Dort werden Spundwände hergestellt, ein Bereich in dem ArcelorMittal weltweit führend ist. Hierzu werde eine Machbarkeitsstudie erstellt, hieß es am Mittwoch nach der Stahltripartite. Eine Entscheidung soll jedoch erst 2013 erfolgen.
Luxemburgs Regierung stimmte dem Abkommen unter dem Vorbehalt zu, dass tatsächlich investiert wird. Sollte dies nicht der Fall sein, müsste das Abkommen neu verhandelt werden. Eingesetzt wird ein Begleitkomitee, das den Investitionsprozess im Auge halten soll. Mit dem Unternehmen vereinbart wurde schließlich, mögliches Industriegelände für zukünftige Wohungsbauprojekte zu erkunden.
Kaum Begeisterung bei den Gewerkschaftern
Auf wenig Begeisterung ist die Vereinbarung bei den Gewerkschaften gestoßen. LCGB-Chef Patrick Dury bedauerte, dass es nun definitiv mit Schifflingen und Rodange vorüber sei. OGBL-Verhandlungssekretär Jean-Claude Bernardini sprach von einem bitteren Moment.
Für den OGBL ist Schifflingen noch keineswegs abgeschrieben. Die Gewerkschaft ließ eine alternative Studie ausarbeiten. Mit minimalen Investitionen könnte das Werk rentabel arbeiten. Würden diese Vorschläge umgesetzt, könnten rund 300 Personen dort weiterbeschäftigt werden, so Bernardini.
Die Studie wurde dem Wirtschaftsminister übergeben, der die Studie prüfen lässt. Auch ArcelorMittal lässt Alternativen untersuchen. Die Ergebnisse könnten noch vor den Sommerferien vorliegen und diskutiert werden.
De Maart

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