Ungeachtet staatlicher Restriktionen setze sich die Zeitung in Russland für die demokratischen Grundwerte der Meinungs- und Pressefreiheit und die Sicherung der Menschenrechte ein, hieß es in der Begründung. Mit der Auszeichnung, die am Donnerstag im Aachener Krönungssaal verliehen wurde, würdigte die Jury die mutige Arbeit der Redakteure. Chefredakteur Dmitri Muratow nahm die undotierte Auszeichnung entgegen.
Die Redakteure seien wagemutig, sagte Muratow in seiner Dankesrede. Die Frage, ob sie Angst hätten, werde er nicht beantworten: „Wir beschäftigen uns mit Fakten und nicht mit Emotionen“, sagte der Preisträger und schilderte einige aufgedeckte Fälle etwa von Korruption. Der Preis sei ein Gedenken an die zu Tode gekommenen Kollegen.
„Stachel im Fleisch der Mächtigen“
Der Redaktion gehörte auch die ermordete Journalistin Anna Politkowskaja an, die kritisch über den Tschetschenien-Krieg berichtet hatte. Insgesamt fünf Mitarbeiter der Zeitung seien durch Verbrechen oder aus ungeklärter Ursache ums Leben gekommen, sagte der Ministerpräsident der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, Karl-Heinz Lambertz.
Die „Nowaja Gaseta“ versteht sich als Stachel im Fleisch der Mächtigen. Die Enthüllungsgeschichten der Zeitung werden vom Machtapparat und den Staatsmedien offiziell ignoriert. Miteigentümer der 1993 gegründeten Zeitung sind Friedensnobelpreisträger und Ex-Sowjetpräsident Michail Gorbatschow sowie der regierungskritische Oligarch und einstige Geheimdienstmitarbeiter Alexander Lebedew.
Wegen des kritischen Tons fielen Werbeeinnahmen so gut wie weg, sagte Lambertz. Jeder, der eine Anzeige schalte, müsse Konsequenzen befürchten. Die Zeitung werde in Deutschland, England, Frankreich und Spanien vertrieben. „Indem Sie an ihrem bisherigen Kurs festhalten und die Menschen unabhängig und neutral informieren, tragen Sie maßgeblich zur Demokratisierung Ihres Landes bei“, sagte Lambertz dem Chefredakteur.
De Maart

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