„Die Dinge stehen sehr schlecht“, sagt David Mancini, Betreiber des „7 Camicie“ im Erdgeschoss des Belvalplaza 1. Im Januar 2011 hat er den Laden als Franchisenehmer eines italienischen Hemdenherstellers eröffnet. Miete hat er seitdem noch keine gezahlt, denn die rund 4.000 Euro pro Monat kann er nicht aufbringen. Deshalb habe der Besitzer des Geschäftszentrums, die niederländische Bank SNS Property Finance, ihn verklagt.
David Mancini hat dafür wenig Verständnis. Um das Geschäft zu eröffnen, hat er seinen Job bei einer Bank aufgegeben. Er und seine Frau, eine Lehrerin, haben ihr ganzes Vermögen in den Laden gesteckt. Sie wollen das Projekt nicht aufgeben.
Die Geschäfte laufen schlecht
Deshalb hat David Mancini versucht, mit den Besitzern zu verhandeln, sagt er. 20 Prozent der Miete will er zahlen. Bis es besser läuft. Der Promoter will 50 Prozent, doch das kann sich der Franchisenehmer zurzeit nicht leisten. Und jetzt kommen noch die Anwaltskosten hinzu. Die Geschäfte laufen schlecht.
Das bestätigen auch andere Geschäftsbetreiber auf Belval. Vieles liegt im Argen. Doch noch will niemand sich so richtig äußern. Die Geschäftsleute von Belvalplaza sind in einer Vereinigung zusammengeschlossen und wollen die Probleme mit SNS Property Finance erst einmal intern angehen.
Presse als letzte Maßnahme
Erst wenn Verhandlungen und juristische Schritte nicht greifen, will man sich als letzte Maßnahme an die Presse wenden. Denn negative Schlagzeilen helfen zurzeit niemandem. Deshalb hat die Entwicklungsgesellschaft Agora vor einer Woche auf einer Pressekonferenz ein rosiges Bild von Belval gezeichnet. Die Eröffnung der „Maison du savoir“ und der „Maison des sciences humaines“ sowie die Fertigstellung der „Liaison Micheville“ wurden für 2014 angekündigt.
Doch die Geschäftsleute sind skeptisch. Die Eröffnung von zwei Gebäuden hieße noch lange nicht, dass die Uni nun fertig sei, meinte ein Ladenbetreiber.
Mieten werden an Umsatz angepasst
Vieles sei bereits versprochen worden, doch nur wenig davon werde eingehalten. Im ersten Stockwerk des Belvalplaza II stehen immer noch viele Geschäftsräume leer. Dabei hat es schon seit anderthalb Jahren geöffnet. Und auch im Belvalplaza I, das seit Oktober 2008 in Betrieb ist, sind noch Geschäftslokale frei. Hinzu kommen die zahlreichen kleinen und größeren Baustellen, die sich immer wieder in und um die Shoppingcenter herum auftun.
Doch nicht alle Geschäfte haben die gleichen Probleme, wie David Mancini erklärt. Die großen Handelsketten seien zwar mit der Situation auch nicht zufrieden, doch sie könnten die Ausfälle besser verkraften. Außerdem seien die Mieten unterschiedlich gewichtet.
Während einige die volle Miete zahlen müssen, sei bei anderen der Betrag an den Umsatz gekoppelt. Laut Patrick Relecom von Devimo, einem belgischen Unternehmen, das für die Geschäftsführung von Belvalplaza zuständig ist, erfüllt diese unterschiedliche Gewichtung den Zweck, möglichst viele verschiedene Geschäfte nach Belval zu locken. „Branch Mix“ heißt das in der Fachsprache. Doch der Besitzer will künftig allen Geschäftsleuten entgegenkommen. SNS habe die Betreiber gebeten, ihnen die Umsatzzahlen von 2010 und 2011 mitzuteilen und wolle die Mietpreise jetzt an diese Zahlen anpassen, erklärt Patrick Relecom. Schon 2008 seien die Mieten um 50 Prozent gesenkt worden.
Regierung soll Schuld sein
Devimo schiebt die Schuld auf die Regierung. 2005 sei angekündigt worden, dass Uni und Shoppingcenter zeitgleich fertig würden. Mittlerweile sehe die Situation aber ganz anders aus. Die versprochenen 5.000 Studenten sowie 1.000 Forscher und Professoren können erst frühestens 2014 erwartet werden.
Durchschnittlich 200.000 Besucher im Monat zählte Devimo seit Januar 2012. Das sind über 6.600 pro Tag. Die Geschäftsleute präzisieren jedoch, dass dazu auch die Schüler des „Lycée Belval“, die Zuschauer der Rockhal und nicht zuletzt die rund 1.500 Mitarbeiter von RBC zählen, von denen viele ihr Auto täglich im kostenlosen Parking von Belvalplaza abstellen.
Parken ab Juli kostenpflichtig
Doch damit könnte bald Schluss sein, denn ab Juli soll das Parken in Belval kostenpflichtig werden, wie Relecom bestätigt. Die Betreibergesellschaft Da Vinci ist bereits dabei, das Parkhaus neu zu streichen, weshalb das erste Untergeschoss derzeit geschlossen ist. Allerdings setze sich SNS Property Finance dafür ein, dass das Parken für mindestens ein bis drei Stunden gratis bleibt. Die Kunden würde es freuen. Die gebeutelten Geschäftsleute wohl auch. Sie blicken weiterhin in eine ungewisse Zukunft.
De Maart

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