Die steigende Zahl der sogenannten „NEET’s („Not in education, employment or training“)wird für EU-Länder immer mehr zum sozialen aber auch finanziellen Problem. Der wirtschaftliche Verlust durch die Jugendlichen, die weder einer Arbeit nachgingen, noch sich in einer Aus- oder Weiterbildung befanden, habe 2011 bei schätzungsweise 153 Milliarden Euro gelegen, teilte die Europäische Behörde Eurofound mit Sitz in Dublin mit. Das seien 1,2 Prozent des Bruttoinlandproduktes (BIP). Hinzu kämen die nicht abschätzbaren Kosten durch die Entfremdung dieser jungen Menschen von der Gesellschaft.
Der Begriff NEET bezeichnet laut Eurofound die Gruppe Jugendlicher und junger Erwachsener im Alter zwischen 15 und 29 Jahren, die keine Schule besuchen, keiner Arbeit nachgehen und sich nicht in beruflicher Fortbildung befinden und dies auch nicht unmittelbar anstreben.
Niedrige Beschäftigungsrate
2011 seien EU-weit 14 Millionen junge Leute unter 30 arbeitslos und nicht in einer Ausbildung gewesen. 33,6 Prozent waren in einer Beschäftigung – die niedrigste Zahl, die es je gab. Seit dem Ausbruch der Wirtschaftskrise sei die Arbeitslosigkeit in Europa drastisch angestiegen, heißt es aus Dublin. Letztes Jahr waren 5,5 Millionen Jugendliche (21 Prozent) ohne Job. 2008 lag die Arbeitslosenquote bei den 15 bis 24-Jährigen laut Eurostat bei 11 Prozent. 2011 waren 13 Prozent ohne Job. Bei den 25 bis 29-Jährigen waren 2008 13 Prozent und 2011 15 Prozent ohne Arbeit.
Es existieren aber große Unterschiede zwischen den Ländern, so Eurofound. So liege die Rate der NEET’s in Luxemburg bei 6,6 Prozent, in den Niederlanden bei 5,5 Prozent, in Dänemark bei 7,6 Prozent und in Schweden bei 7,8 Prozent. Die meisten jugendlichen „Inaktiven“ gibt es in Bulgarien (24,6), Irland (22), Italien (22,7) und Spanien (21,1). Auch in Rumänien und Griechenland liegt die Quote weit über 17 Prozent.
Der Stiftung zufolge liefen Einwanderer ein bis zu 70 Prozent höheres Risiko, NEET zu werden als Einheimische. Das Risiko bei Personen mit einem Handicap sei 40 Prozent höher. Kinder von geschiedenen Paaren würden bis zu 30 Prozent höheres Risiko zeigen, NEET’s zu werden. Auch der Bildungsstand spiele eine wichtige Rolle, so die Verantwortlichen von Eurofound in ihrer Studie. Je länger man die Schule besucht hat, desto kleiner ist das Risiko, unbeschäftigt zu bleiben.
Nur geringer Verlust in Luxemburg
Auch was den wirtschaftlichen Verlust anbelangt, gebe es enorme Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten. Der wirtschaftliche Verlust in Bulgarien, Zypern, Griechenland, Ungarn, Irland, Italien, Lettland und Polen zum Beispiel beträgt mehr als 2 Prozent des BIP. In Luxemburg und Schweden liege der Verlust nur zwischen 0 und 0,5 Prozent des BIP, in Deutschland zwischen 0,5 und 1 Prozent, in Frankreich und Belgien zwischen 1 und 1,5 Prozent. Genaue Zahlen über den wirtschaftlichen Verlust durch die NEET’S in Luxemburg gibt es keine. Es wurde noch keine diesbezügliche Studie durchgeführt, erklärte Jean Ries, vom Statec Tageblatt.lu.
Es existieren im Augenblick nur Zahlen über die Jugendarbeitslosigkeit. Laut Statec waren 2011 etwa 17 Prozent der Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren ohne Arbeit. Im September 2012 waren 14,1 Prozent der beim Arbeitsamt eingeschriebenen Arbeitslosen jünger als 25 Jahre. Im Januar 2000 lag dieser Prozentsatz bei ganzen 21 Prozent. Im September und Oktober 2002 erreichte dieser Prozentsatz sogar sage und schreibe 25 Prozent.
Luxemburg will durch gezielte Maßnahmen die Arbeitslosigkeit bei den Jugendlichen eindämmen und somit auch die Zahl der NEET’s verringern. Das Arbeitsamt Adem wird aufgerüstet. Das Ziel sei die Verkürzung der Frist, bis die jungen Leute ein Jobangebot erhalten. Auch soll das Aus- und Weiterbildungsangebot erweitert werden. Nicolas Schmit setzt außerdem Hoffnungen in die sogenannten „Green Jobs“. Dabei handelt es sich um Arbeitsplätze in Betrieben, die im Bereich der erneuerbaren Energien aktiv sind. Schließlich sollen für ausländische Jugendliche Sprachkurse organisiert werden. Sie sollen ihre Integration in den Arbeitsmarkt vereinfachen. Die Regierung will des Weiteren mit der Hilfe des SNJ (Service national de la Jeunesse) die Beschäftigungsrate der jungen Menschen steigern.
Studie der uni.lu
Die Universität Luxemburg interessiert sich seit Kurzem auch für die NEET’s. Die Wissenschaftler Paul Milmeister und Charles Berg haben eine Studie angefertigt, die in den kommenden Wochen veröffentlicht wird. Analysiert in der Studie werden vor allem die Schwierigkeiten beim Übergang der Schule zum Berufsleben. Paul Milmeister sieht vor allem Probleme bei der Definition des Begriffs NEET.
Das Wort wurde in den 90er Jahren aus Großbritannien importiert, so der Forscher. Da es aber keine klare Definition des Begriffs gibt, sei es auch schwer, die Zahl der NEET’s in Luxemburg zu beziffern. Ist ein NEET ein Jugendlicher, der in einer Weiterbildung steckt? Ab welchem Zeitpunkt und in welcher Lage kann ein „Inaktiver“ als NEET bezeichnet werden? Wenn er seine Schule abgebrochen hat, wenn er nach seinen Studien auf der Suche nach einer Arbeit ist, wenn er sich in einem sogenannten Sabbatjahr befindet … ?
De Maart

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