Nachdem das „Scholesch Eck“ im Februar 2011 abbrannte, steht eine Ruine im Herzen von Esch. Nun hat der Schöffenrat einen ersten Entwurf für ein neues Gebäude abgelehnt. Der Knackpunkt dabei, ist die Fassade des Gebäudes. Es geht darum, ob sie erhalten werden soll oder nicht. Bisher hieß es immer, dass die Fassade nicht zu erhalten sei, wovon offenbar auch der Besitzer, die Firma Breevast, ausging. Dementsprechend hatte man ein neues Projekt ausgearbeitet. „Eigentlich waren die Rückmeldungen immer positiv, jetzt wurde das aber vom Schöffenrat abgelehnt“, so Breevast-Direktor Sibrand van Roijen am Montag gegenüber dem Tageblatt.
Kontakt hatte man aber nicht zum Schöffenrat, sondern zur „Commission de femmes et d’hommes du métier“. „Bei der Kommission war das Urteil, dass die Fassade nicht erhalten bleiben sollte. Anscheinend ist die Entscheidung aber anders“, so Van Roijen.
Abwägen
Nachfragen in Esch ergeben aber ein nuancierteres Bild. In der Tat war die Frage nach dem Erhalten der Fassade einer der Diskussionspunkte in der betreffenden Kommission. Luc Everling, „architecte-directeur“ der Stadt Esch und in der „Commission de femmes et d’hommes du métier“ dabei, erklärt: „Die Kommission hat nicht gefunden, dass die Fassade nicht erhaltenswert sei im Sinne von ’sie ist nicht schön‘, sondern es ging um ein Abwägen.“ Als die Fassade klassiert worden war, gab es noch den Dachstuhl mit den schönen Gauben. Dies wurde beim Brand zerstört. „Die Frage ist: Bringt die Fassade mehr oder schadet sie mehr, wenn sie erhalten bleibt?
Hier ist die Kommission irgendwann zu der Meinung gekommen, dass die Fassade kein wirkliches Plus bringt. Sie schadet allerdings auch nicht, aber vielleicht stört sie. Um ein interessantes Projekt nicht zu bremsen, sagen wir nicht, dass sie nicht erhaltenswert ist, sondern dass sie nicht erhalten werden muss. Der Schöffenrat hat aber dann irgendwann gemeint, dass die Fassade erhalten bleiben soll.“
Bürgermeisterin
„Wir waren anderer Meinung als die Kommission“, so Bürgermeisterin Lydia Mutsch, „und weil die Promoter schon in der gleichen Logik waren wie die Kommission, haben sie uns nur Projekte vorgelegt ohne die alte Fassade. Für uns gibt es einfach noch kein Projekt, das unserer Vorentscheidung, die Fassade zu erhalten, Rechnung trägt.“
Klar ist: Die Fassade kann erhalten werden, ein Abriss ist nicht zwingend. Das bestätigt auch Luc Everling. Die Fassade könne auch für die Dauer der Arbeiten abgebaut und danach wieder aufgebaut werden. „Ich weiß nur, dass Investoren und Promoter generell keine Fassade erhalten wollen, weil das teurer wird. Aber dass sie nicht erhalten werden kann, habe ich noch von keinem gehört“, so Lydia Mutsch.
Somit bleibt es vorerst weiter dabei, dass im Herzen von Esch eine Brandruine steht.
Allerdings hat das wohl mehrere Gründe. Verhandlungen mit den Versicherungen und das Ausarbeiten von Plänen brauchen ihre Zeit und auch eine Kommission arbeitet ihre Empfehlungen nicht innerhalb von ein paar Tagen aus. Auch habe eine Zeit lang ein Besitzerwechsel im Raum gestanden. Offenbar hatte ein Promoter Interesse daran, Breevast das Gebäude abzukaufen und das Projekt durchzuziehen, allerdings wohl ohne die alte Fassade zu erhalten. Zu Diskussionen mit den Gemeindeverantwortlichen zum Thema ist es aber nie gekommen. „Das anberaumte Treffen mit Promoter und Architekt wurde von ihnen einfach abgesagt“, so Lydia Mutsch.
Wann das Projekt wieder richtig Fahrt aufnehmen kann, ist derzeit schwer zu sagen. Der Ball, betont Mutsch, liege nicht bei der Gemeinde, sondern beim Besitzer und Promoter. „’Bei eis träntelen d’Saachen net.‘ Daran hat keiner Interesse, denn so wie es jetzt ist, ist das nicht schön“, so Lydia Mutsch abschließend. Zumindest darin dürfte Einigkeit bestehen.
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