Im ersten Halbjahr 2013 sind die Einlagen bei der BGL BNP Paribas um sechs Prozent angestiegen. Der Anstieg, so heißt es im Halbjahresbericht der Muttergesellschaft BNP Paribas, geht vor allem auf Luxemburger Unternehmen zurück, die ihr Geld auf ihren Konten horten. Diese Tendenz war schon im vergangenen Jahr festgestellt worden. Die Steigerung der Einlagen, hatte die Luxemburger Tochtergesellschaft des Pariser Finanzinstitutes, im Februar bei der Bilanzpressekonferenz festgestellt, sei auf die Unternehmen zurückzuführen. Eine Konsequenz, die andererseits nicht erstaunlich ist. Die BGL BNP Paribas ist das führende Luxemburger Institut im Bereich des Mittelstandes.
Im Bereich der Vermögensverwaltung verzeichnet BGL BNP Paribas einen Zuwachs um 9,9 Prozent im Vergleich zum 1. Juni 2012. Die Einlagen der Privatkunden wuchsen um 20,5 Prozent dank der neuen Internet Bank „Hello bank!“ und hier insbesondere in Deutschland. Internetbanken erfreuen sich in Deutschland besonderer Beliebtheit. Im Bereich der Autoflottenverwaltung verzeichnet die Bank nur eine symblische Steigerung von 0,4 Prozent und auch dies nur, weil es gelang, die Erlöse bei der Verwertung der Gebrauchtwagen zu steigern. Die Preise von Gebrauchtwagen zogen an. Im Leasinggeschäft gingen die Erlöse um sieben Prozent zurück. Hier bereinigt die BGL BNP Paribas ihren Bestand und will zukünftig gezielter auf ein Kerngeschäft hin arbeiten. In den vier Geschäftsbereichen erzielte die BGL BNP Paribas nach Aussagen ihrer Mutter-Bank einen Gewinn von 434 Millionen Euro. Das bedeutet eine Steigerung von 3,8 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2012. Weitere Einzelheiten zu Luxemburg stellte die BNP Paribas nicht vor. Die BGL BNP Paribas ihrerseits wird Ende August ihre Halbjahreszahlen der Öffentlichkeit vorstellen.
Vier Heimatländer
Die BNP Paribas verfügt eigener Aussage nach über vier Heimatländer: Frankreich, Italien, Belgien und Luxemburg. Italien, aber auch das Ursprungsland Frankreich, machen der BNP Paribas derzeit nicht viel Freude. Die Vorsorge für faule Kredite in den südeuropäischen Ländern und hier im „Heimtland“ Italien stieg insgesamt um 30 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro an. Im Privatkundengeschäft sackte der Halbjahres-Gewinn bei der italienischen Tochterbank BNL um 41 Prozent auf 75 Millionen Euro ab. Im französischen „Heimatland“ gab es einen Einbruch um 2,2 Prozent auf 535 Millionen Euro. Auch im Investmentbanking schmolz der Gewinn ab. Er sank um 40 Prozent auf 497 Millionen Euro. Allerdings hatte die Bank als strategisches Ziel eine Verkleinerung des Geschäftsbereiches erklärt. Zwischen Juni 2011 und Juni 2012 hatte die Bank ihre Investment-Aktivitäten bereits um 45 Milliarden Euro reduziert und auch 1.400 Stellen gestrichen. Die Kernkapitalquote hatte danach bei 10,4 Prozent gelegen.
BNP Paribas ist mit seinen Kerndaten stets sehr offen umgegangen. Bei der Kernkapitalquote war die Bank nach der Finanzkrise fast demonstrativ in der Öffentlichkeit aufgetreten. Jetzt ist sie Vorreiter bei der so genannten „Leverage Ratio“. Dabei handelt es sich um das Verhältnis des Eigenkapitals zur Bilanzsumme. Dieses Verhältnis liegt bei der BNP Paribas nach der Veröffentlichung am Mittwoch bei 3,4 Prozent. Die Bankenaufseher fordern bis 2018 eine Quote von drei Prozent. Die Verpflichtung, die „Leverage Ratio“ zu veröffentlichen, gilt erstmals von 2015 an.
Engagement in Deutschland
Bei der Bilanzpressekonferenz Anfang des Jahres hatte Generaldirektor Jean Louis Bonnafé verkündet, dass die Finanzgruppe sich mit bestimmten Dienstleistungen stärker in Asien positionieren wolle. Dieses Ziel will Bonnafé zwar beibehalten. Strategisch ausbauen will Bonnafé aber das Engagement in Deutschland. Vor drei Jahren hatte Bonnafé in Brüssel vor internationalen Journalisten angekündigt, dass er mit dem Unternehmenskreditgeschäft vorsichtig in Deutschland Fuß fassen wolle. Offensichtlich ist die Ansicht des Generaldirektors allerdings tiefgehender. Die BNP Paribas lässt sich langsam mit einer Reihe von Dienstleistungen in Deutschland nieder. Am Mittwoch wurde in Paris bei der Vorlage der Ergebnisse für das erste Halbjahr deutlich, dass Bonnafé mit Deutschland die Risiken der südeuropäischen Länder ausgleichen will. Neben der Unternehmensfinanzierung ist die Bank mit Cortal Consors bereits im Internet-Banking vertreten. Und nun positioniert sie sich mit der Verwaltung von 93 Milliarden Euro, die sie von der Commerzbank übernimmt, in Deutschland.
BNP Paribas gehört bereits zu den großen Akteuren im Bereich der Wertpapierverwaltung, insbesondere im Fondsbereich, den sie mit der Tochtergesellschaft „BNP2S“ in Luxemburg konzentriert hat. Für die Commerzbank war die Verwaltung von Wertpapieren ein Nebengeschäft. Für die BNP Paribas ist sie Kerngeschäft. Insbesondere mit der neuen europäischen Direktive AIFM, die Fondsmanagern einen Pass zuweist, wird die Finanzgruppe mit ihrer Erfahrung in der Verwaltung zu einem zentralen Akteur in diesem Bereich. Die 93 Milliarden in den Commerzbank Depots werden in Deutschland verwaltet. Deutschland hat die Direktive kurz vor Luxemburg umgesetzt. Zum Ausbau der Wertpapierverwaltung wird die BNP Paribas in Deutschland 500 neue Mitarbeiter einstellen. Bis 2016 will die BNP Paribas in Deutschland Einnahmen in Höhe von 1,6 Milliarden Euro erzielen.
Die Restrukturierung und die Risikovorsorgen der Bank haben dazu geführt, dass der Nettogewinn der Bank im zweiten Quartal um fünf Prozent auf 1,76 Milliarden Euro fiel.
(Helmut Wyrwich/ Tageblatt.lu)
De Maart

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