Donnerstag27. November 2025

Demaart De Maart

Kalte Dusche in Thionville und Hayange

Kalte Dusche in Thionville und Hayange
(Tageblatt-Archiv)

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Der zweite Durchgang bei den Kommunalwahlen in Lothringen war teilweise ein kalte Dusche für die Sozialisten. In Metz und Nancy herrscht Stabilität.

Die große Überraschung in Lothringen am zweiten Wahltag der Kommunalwahlen kommt aus Thionville und aus Hayange. Anne Grommerch löst in Thionville Bertrand Mertz ab. Sie fügt damit den Sozialisten zum zweiten Male eine Schlappe zu. Mertz hatte gegen Grommerch bereits bei den Wahlen zur Nationalversammlung verloren. Die ehemalige Marketingchefin von Coca Cola Luxemburg ist damit die klassische „Député Maire“ wie Frankreich sie üblicherweise kennt, ab 2017 aber abgeschafft werden soll.

Anne Grommerch gewann das sechs Jahre dauernde Mandat der Bürgermeisterin mit der relativen Mehrheit von 45,96 Prozent. Das französische Wahlrecht gibt ihr in der Umwandlung des Ergebnisses die absolute Mehrheit der Ratsmitglieder in Thionville.

Sozialisten gewinnen in Metz

Gleiches gilt in Metz, wo Bürgermeister Dominique Gros für die Sozialisten das Rathaus mit einer relativen Mehrheit von 43,2 Prozent vor seiner Herausforderin Marie Jo Zimmermann gewann. Gros hatte 2008 das Rathaus gewonnen gegen die bürgerliche Mehrheit, welche die Stadt zuvor mit Jean Marie Rausch geführt hatte. Gros war über Jahre hinweg Oppsitionsführer gegen den übermächtigen Stadtvater Rausch gewesen und hatte 2008 gewonnen, weil die bürgerliche Rechte sich nicht einig über die Nachfolge von Rausch gewesen war. Rausch selber hatte keinen Nachfolger aufgebaut.

Als kluger Schachzug stellte sich heraus, dass Dominique Gros seit der Wahl zur Nationalversammlung mit der Kulturministerin Aurelie Filippetti durch die Stadt zieht. Gros und Filippetti treten politisch gemeinsam auf. Filippetti, die ihren Wahlkreis in Metz hat und neben ihrem Wohnsitz in Paris über eine Wohnung in Metz verfügt, hat in Metz einen großen Anreiz auf die Wähler ausgeübt. In der lothringischen Hauptstadt wird sie mehr und mehr als natürliche Nachfolgerin von Gros angesehen. Mit dem Wahlsieg von Gros scheint die lothringische Hauptstadt dauerhaft in den Korb der Sozialisten zu wechseln. Dieser Wechsel ist um so bedeutsamer, als sich die bürgerliche Rechte und das liberale Zentrum zu einer gemeinsamen Liste zusammengefunden hatten.

Die alte Herzogsstadt Nancy bleibt ihrer Bürgerlichkeit treu. Nachdem André Rossinot, der die Stadt über vier Wahlperioden geführt hatte, sich aus der Kommunalpolitik zuückgezogen hat, übernimmt nun Laurent Hénard, der mit einer deutlichen Mehrheit von 52 Prozent, vorläufigen Ergebnissen nach, aus der politischen Familie von André Rossinot das Ruder.

Durchbruch für Front National

Die Kommunalwahl in Lothringen bot nach dem zweiten Wahlgang weitere Überraschungen. In Forbach konnte sich letztlich der amtierende Bürgermeister gegen die Front National (FN) durchsetzen. Der hoch gehandelte stellvertretende Parteivorsitzende der FN, Florian Philippot, kam auf den zweiten Platz hinter den Sozialisten, die auch in den kommenden sechs Jahren Forbach führen.

Einem Erdrutsch gleich kommen allerdings die Wahlresultate im Stahltal der Fench. Hier hatte der Bürgermeister von Florange Tarillon, sein Amt bereits im ersten Wahlgang verloren. In der Nachbarstadt Hayange regiert seit dem zweiten Wahlgang die rechtspopulistische Front National. Die Stärke der Rechtspopulisten im industriellen Mosel Département zeigt sich bereits seit den 90er Jahren. Dort, wo traditionell Sozialisten und Kommunisten sich die Herrschaft teilen, hat die FN ihren Durchbruch vollzogen.