Donnerstag27. November 2025

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Zusammen gegen das Hochwasser

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Die Orte liegen in zwei Staaten, hatten aber ein gemeinsames Problem: Hochwasser. Im Kampf dagegen schlossen sich das deutsche Ralingen und das luxemburgische Rosport-Steinheim am Fluss Sauer zusammen. Die EU unterstützt das grenzüberschreitende Projekt.

Mit dem „Jahrhundert-Hochwasser“ Anfang 2003 kam die Katastrophe. Der deutsch-luxemburgische Grenzfluss Sauer trat über die Ufer und flutete Dutzende Häuser – im deutschen Ralingen und im schräg gegenüberliegenden luxemburgischen Rosport-Steinheim. „Große Teile der Orte standen komplett unter Wasser“, erinnert sich der Ortsbürgermeister von Ralingen, Oswald Disch. Zwar waren die Anwohner Hochwasser auch aus den Jahren 1993 und 1995 gewohnt. „Aber so große Schäden wie 2003 hatten wir noch nie. Es war schlimm.“

Schnell war klar, dass etwas getan werden musste. Und dass dies nur grenzüberschreitend Sinn machte. „Eine einseitige Maßnahme hätte das Wasser ja nur zum Nachbarn gespült“, sagt Disch. So wurde zwischen 2009 und 2011 ein gemeinsames Hochwasserschutzprojekt gestemmt, das die Orte seitdem gegen Überflutung sichert. „Das Projekt ist ein Riesenerfolg“, sagt der 55-Jährige. Und sein Amtskollege in Rosport, Romain Osweiler, fügt hinzu: „Ein großer Gewinn für das Tal, denn die Gemeinden sind quasi hochwasserfrei geworden.“

Geld aus dem EU-Topf

Von den Gesamtkosten von 5,9 Millionen Euro kamen 1,77 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung im Rahmen des Programms Interreg IV A Großregion. Dieses Programm fördert die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Elf-Millionen-Einwohner-Raum „Großregion“. Zu ihr gehören neben Rheinland-Pfalz und dem Saarland auch Lothringen, Luxemburg, die deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens und die Wallonie. Den Rest der Kosten trugen auf deutscher Seite das Land Rheinland-Pfalz und die Verbandsgemeinde Trier-Land und auf luxemburgischer Seite der Staat.

Das Projekt fällt nicht nur aus der Reihe, weil es Orte aus zwei EU-Staaten einbindet, sondern auch, weil es ohne den Bau von Mauern auskommt und ökologisch ist: Das Flussbett wurde verbreitert, neue Nebenarme wurden angelegt. An einer Stelle ist die Sauer jetzt 40 Meter breiter. Zudem verschwanden Uferbefestigungen und Vorland. Der Pegelstand der Sauer konnte so in Ralingen um 50 und in Rosport-Steinheim gar um 80 Zentimeter gesenkt werden.

Wasser bis zum Küchentisch

„Das Schutzprojekt wirkt“, so die Anwohner auf beiden Seiten. Seit den Arbeiten sei er von Hochwasser verschont geblieben. Im Jahr 2003 dagegen stand bei ihm der Fluss bis über den Küchentisch im Haus – das Gebäude war lange unbewohnbar. Der Schaden: Rund 110 000 Euro, sagt der Bauingenieur.

Bürgermeister Osweiler hat festgestellt: „Die Menschen sind ruhiger geworden, auch wenn es ein paar Tage regnet.“ Die 173 Kilometer lange Sauer reicht von Belgien bis ins deutsch-luxemburgische Grenzland und mündet bei Wasserbillig in die Mosel.

Ralingen und Rosport mit ihren je rund 2200 Einwohnern arbeiten seit Jahren eng zusammen. „Hier ist eine Ecke, wo Europa gelebt wird“, sagt der Ortsbürgermeister aus dem deutschen Ralingen, der mit einer Luxemburgerin verheiratet ist. Gemeinsam habe man Sportanlagen, einen Kinderspielplatz und eine Kläranlage gebaut. Von 2005 bis 2010 seien dafür rund 5,5 Millionen Euro an EU-Geldern geflossen. Und es geht weiter: Als Nächstes sei eine Fußgängerbrücke über die Sauer geplant. „Dann kommen wir uns noch näher“, ist sich Disch sicher.