Wie im vergangenen Jahr bei Bayern Münchens Triumph über Borussia Dortmund wird das Endspiel der Champions League mit dem „Derbi madrileño“ morgen zu einer nationalen Angelegenheit von allerhöchster Brisanz. Während Weltfußballer Cristiano Ronaldo mit Real von der „Décima“ träumen, spaltet das erste Stadtduell in einem Europapokal-Finale sogar das spanische Königshaus: „El rey“ Juan Carlos I. drückt mit Ehefrau Sophia im Estádio da Luz standesgemäß den Königlichen die Daumen, Prinz Felipe hält es zu Hause mit Underdog Atletico.
Real geht spätestens nach dem Triumph im Halbfinale gegen Titelverteidiger Bayern München als Favorit ins „Derbi en Lisboa“. Nicht zuletzt wegen Ronaldo. Der Rekordtorjäger der Champions League (16 Saisontreffer) hat seine Blessuren rechtzeitig vor seinem „Heimspiel“ auskuriert. „Es wird ein ganz besonderes Finale, in meinem Land, in meiner Stadt“, sagte er. Allerdings nicht in seinem Stadion: Das „Stadion des Lichts“ ist die Spielstätte von Benfica, Ronaldo war sieben Jahre für Sporting aktiv. Die Portugiesen drücken dennoch überwiegend Real mit ihren Helden Ronaldo, Pepe und Fabio Coentrão die Daumen, Atletico hat nur Tiago.
Reich gegen Arm
Der sieht den Klub aus dem ärmeren Süden Madrids als „Robin Hood des spanischen Fußballs“, der Real aus dem reicheren Norden den Henkelpott („La Orejona“) entreißen wird. Da nützten den Königlichen auch die Glücksbringer Zinedine Zidane und Raúl nichts, die 2002 den letzten Triumph sichergestellt hatten. Reich gegen Arm, Königliche gegen „Matratzenmacher“ (siehe „T“ von gestern), das Ballett der Champions League mit Ronaldo und Gareth Bale (37 Tore) gegen das Bollwerk (nur sechs Gegentore, keine Niederlage) – es ist ein Duell der Gegensätze.
Auch die Trainer könnten unterschiedlicher kaum sein. Atleticos humorloser Arbeiter Diego Simeone, der gerne über die „großen Eier“ seiner Spieler spricht, gegen den gewitzten Taktiker Ancelotti. Während Real seine „Décima“ seit zwölf Jahren vergeblich jagt, hat Atletico am vergangenen Wochenende das lange Warten mit dem zehnten Meistertitel, dem ersten seit 1996, beendet. Drei Punkte betrug der Vorsprung der „Colchoneros“ (Matratzenmacher) aus den Hochhausblöcken auf den Dritten Real, der nach der Niederlage im Pokalfinale 2013 (1:2 n.V.) in dieser Saison erstmals seit 1999 zu Hause gegen den Nachbarn verlor (0:1). In beiden Spielen traf Diego Costa. Atleticos Stürmerstar hat Oberschenkelprobleme, nach seinem Besuch bei einer Spezialistin in Belgrad aber am Donnerstag das Training wieder aufgenommen.
120.000 Fans begleiten beide Mannschaften ins 620 km entfernte Lissabon, obwohl nur 34.000 einen der 61.000 Plätze ergattert haben. Am Cibeles-Brunnen in Madrid ist schon alles für die Siegesfeier der Königlichen bereitet. Doch auch die Party-Route von Atletico durch die spanische Hauptstadt steht für den Fall, dass Simeones Elf siegt.
De Maart

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