Supermarkt in einem nicht bekannten Land

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Vor Gericht stehen am ersten Prozesstag fünf Personen, die am 5. März 2011 das Casino 2000 in Mondorf überfielen und ca. 85.000 Euro erbeuteten.

Der erste Tag des Prozesses gegen zwei mutmaßliche Täter am Dienstag war hauptsächlich der Aussage des Chefermittlers gewidmet. Es war eine wirkliche „Räubergeschichte“, die die Prozessbeobachter „erzählt“ bekamen.

Nichts ist unmöglich

Eine frappierende Erkenntnis des ersten Prozesstages gestern hatte nur am Rande mit den mutmaßlichen Tätern zu tun und fällt definitiv in die Kategorie „Kaum zu glauben, aber wahr“.

Die Täter konnten zu viert unmöglich den ganzen Saal kontrollieren. Wohl wurden Personal und Gäste mehr oder weniger „bedroht“, jeder konnte aber relativ leicht flüchten bzw. den Saal verlassen … und wieder zurückkehren.

Polizeiberichten und Zeugenaussagen zufolge kehrten, als der Spuk“ vorbei war, eine ganze Reihe Spieler zurück an die Automaten und fütterten seelenruhig weiter die einarmigen Banditen …

(clc)

Erste Erkenntnis:

Die Täter gingen einerseits recht professionell, andererseits aber auch eher dilettantisch vor. Eine Kalaschnikow und drei Revolver wurden als Waffen für die effektvolle Drohung eingesetzt, scheinbar achtete der Haupttäter mittels Stoppuhr auf den genauen Zeitablauf – der Überfall dauerte nur etwas mehr als vier Minuten.

Allerdings konnte man zu viert (der Fünfte war der Chauffeur des Fluchtwagens) nicht den ganzen Saal kontrollieren, und das Alarmieren der „Außenwelt“, in welcher Form auch immer, war wirklich nur eine Frage der Zeit. Es wurde nur die Kasse an der Rezeption geleert und eines von mehreren Kassenhäuschen im Innern gestürmt.

Der Fluchtwagen war ein Dreitürer … das heißt, drei Täter mussten sich beim Abhauen nacheinander auf die Rückbank des Wagens schlängeln, dann den Beifahrersitz zurückklappen, ehe Nr. 4 Platz nehmen konnte.

Zweite Erkenntnis:

Es wird ein Indizienprozess. Die zwei Angeklagten aus einem Vorort von Lyon, J. (mutmaßlicher Haupttäter) und M., streiten alle Vorwürfe ab. Das ging sogar so weit, dass sie bei den Verhören, die die Luxemburger „Police judiciaire“ im Rahmen einer „Commission rogatoire internationale“ in Lyon führte, Sachen sagten wie „Luxemburg, wo liegt das?“ oder Casino, das sei doch ein Supermarkt … Die französische Supermarktkette gleichen Namens gibt es natürlich, doch hatte Richterin Sylvie Conter dafür nur ein „Méi domm geet et jo net!“ übrig.

Von den zwei Beschuldigten gibt es übrigens DNA-Spuren in zwei gestohlenen Autos – darunter der Fluchtwagen –, doch erinnerten sich beide erst an die Wagen, als sie mit dem DNA-Beweis konfrontiert wurden. Ein dritter Beschuldigter, B., sitzt in Lyon in Haft und wurde nicht an Luxemburg ausgeliefert, da er dort noch auf einen anderen Prozess wartet (Überfall auf Juwelierladen). Auch von ihm gibt es DNA-Spuren. Von Me. und R., den mutmaßlichen „fehlenden“ Tätern, derweil nicht.

Dritte Erkenntnis:

Das „Räuberstück“ ist ein internationales, mit zum Teil wichtigen Elementen aus Frankreich, der Schweiz und v.a. Belgien – die alle in den zwei verbleibenden Prozesstagen diese Woche wohl noch ausführlich thematisiert werden, sowie auch 2015. Wegen der Krankmeldung einer Expertin und eines Zeugen in Urlaub steht jetzt schon fest, dass zusätzliche Prozesstage in der ersten Januarwoche 2015 anberaumt werden.