Bei Luftangriffen der syrischen Streitkräfte auf die von Rebellen gehaltene Stadt Duma nahe Damaskus sind Aktivisten zufolge mehr als 80 Menschen getötet worden. Die Luftwaffe habe am Sonntag zehn Angriffe auf das Zentrum von Duma geflogen, sagte Rami Abdel Rahman von der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Die meisten der Todesopfer seien Zivilisten. Mehr als 200 Menschen wurden demnach verletzt, viele von ihnen schwer.
Laut Rahman hatten sich nach einem Angriff auf einen Markt zahlreiche Helfer versammelt, um die Opfer zu bergen und Verletzte zu versorgen. Dann seien weitere Bomben auf den Markt und seine Umgebung gefallen. Nach Angaben Rahmans dürfte die Zahl der Toten weiter steigen. Die oppositionsnahe Beobachtungsstelle bezieht ihre Angaben aus einem Netzwerk von Ärzten und Aktivisten vor Ort. Die Angaben sind nur schwer überprüfbar.
Heftige Kämpfe
Duma liegt 13 Kilometer nordöstlich von Damaskus in der von Rebellen kontrollierten Region Ost Ghuta. Die Führung in Damaskus versucht seit zwei Jahren, die Region wieder unter ihre Kontrolle zu bekommen. Seit Jahresbeginn fliegt die Luftwaffe dort verschärft Angriffe. Bei seinem ersten Syrienbesuch traf sich der neue UN-Nothilfekoordinator Stephen O’Brien am Sonntag mit Vertretern der Regierung in Damaskus. Laut der amtlichen Nachrichtenagentur Sana sprach O’Brien unter anderem mit Außenminister Wallid Muallem über Möglichkeiten, den Zugang der notleidenden Bevölkerung zu humanitärer Hilfe zu erleichtern.
Nach dem Ende einer dreitägigen Feuerpause zwischen Regierung und Rebellen wurden auch aus der Stadt Sabadani und den beiden schiitischen Dörfern Fuaa und Kafraja wieder heftige Kämpfe gemeldet. Laut Rahman konnten sich beide Seiten nicht auf einen langfristigen Waffenstillstand einigen. Sabadani ist eine der letzten Rebellenhochburgen in den Bergen entlang der Grenze zum Libanon, die beiden schiitischen Dörfer gehören zu den wenigen Gebieten der Provinz Idlib, die noch unter Kontrolle von Damaskus steht.
Versteckte Chemiewaffen
Ein Ex-Chemiewaffengeneral warf Präsident Baschar al-Assad vor, Chemikalien zur Herstellung von Waffen vor der internationalen Gemeinschaft versteckt zu haben. „Ich weiß, dass wir zu Beginn der Revolution 3000 Tonnen Chemikalien zur Herstellung von Chemiewaffen hatten. 1300 Tonnen wurden vernichtet, als Assad 2013 den Auflagen der UN-Resolution (Link) zur Vernichtung der Chemiewaffen zustimmte“, sagte der frühere Chef eines Chemiewaffen-Forschungszentrums der Armee, Saher al-Saket, der „Bild am Sonntag“. Die Chemikalien seien in mehreren von Damaskus kontrollierten Städten versteckt worden.
Mehrere Insider der syrischen Führung warfen Assad zudem Kriegsverbrechen vor. Sie berichteten dem Blatt von Folter in Assads Gefängnissen, von falschen Totenscheinen sowie von bislang unbekannten Tötungsmethoden in seinen Krankenhäusern. Unter anderem seien Regierungsgegner mit chemischen Injektionen und falschen Bluttransfusionen ermordet worden.
Einheit 30-Kämpfer freigelassen
Die mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida verbundene Al-Nusra-Front ließ unterdessen mehrere von ihr entführte und von den USA ausgebildete Kämpfer wieder frei. Insgesamt sieben ihrer Kämpfer seien freigekommen, meldete die Gruppierung Einheit 30 im Internet. Sie forderte die radikalen Islamisten auf, auch die anderen von ihnen verschleppten Kämpfer sowie ihren Kommandeur wieder freizulassen.
Die Einheit 30 gehört zu den Gruppierungen syrischer Rebellen, die von den USA in der Türkei für den Kampf gegen die Dschihadisten-Miliz Islamischer Staat (IS) ausgebildet und ausgerüstet werden. Die ersten 54 Kämpfer der Einheit waren im Juli nach Syrien gekommen, kurz darauf wurden zwölf Mitglieder sowie ihr turkmenischer Kommandeur von Al-Nusra verschleppt.
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