Dienstag4. November 2025

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Wenn Kinder „irgendwie schwimmen“

Wenn Kinder „irgendwie schwimmen“
(Isabella Finzi)

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Grundschullehrer lassen sich an der Universität Luxemburg in Schwimmpädagogik ausbilden. Der Kurs steht aber in der Kritik. Unter anderem die Lehrer fühlen sich überfordert.

Seit 2009 hat der Bademeister im Schwimmunterricht eine Art Überwachungsrolle übernommen. Da ihm der Status des „titulaire de classe“ aberkannt wurde, leitet er in der Regel keine Kurse mehr. Dies hat der Grundschullehrer übernommen. Die von der Universität Luxemburg angebotene Ausbildung im Bereich des Schwimmens ist jedoch nicht frei von Kritik.

Seit dem Studienjahr 2012/13 müssen Studenten der Universität Luxemburg einen Kurs in Schwimmpädagogik belegen. Dieser Kurs besteht aus 18 Präsenzstunden und acht autonomen Arbeitsstunden. Durch dieses Pflichtseminar – das aus einem Theorieteil und einem Praxisteil im Schwimmbad sowie Hospitationen in Schwimmkursen von Grundschulen besteht – sollen die angehenden Grundschullehrer eine Reihe von Kompetenzen erlangen.

Überfordert

So sollen sie laut dem Bildungsministerium nach dem Abschluss des Kurses „Lehr-Lern-Werkstatt Bewegungserziehung“ unter anderem fähig sein, den Schülern sowohl „irgendwie schwimmen“ beizubringen als auch „Ängste abzubauen“ und „im Wasser schwimmen“ zu vermitteln. Diese nicht wirklich präzis formulierten Kompetenzen sind für alle vom Tageblatt kontaktierten Lehrkräfte unzureichend. Sie fühlen sich auch nach dem Kurs „Lehr-Lern-Werkstatt Bewegungserziehung“ nicht wirklich fähig, Kindern das Schwimmen beizubringen. Sie sind laut eigenen Aussagen durchaus fähig, die Kinder mit dem Medium Wasser vertraut zu machen und diese spielerisch zu betreuen.

Sämtliche Grundschullehrer, mit denen das Tageblatt gesprochen hat, geben allerdings zu, dass sie sich damit überfordert fühlen, den Schülern konkret das Schwimmen beizubringen. Hat ein Grundschullehrer sein Abschlussdiplom an der Universität Luxemburg bis 2013 inklusive erhalten, sieht es noch schlechter aus, denn er musste nicht mal obligatorische Schwimmkurse an der Universität belegen.

„Bilden Generalisten aus“

Lediglich der Rettungsschwimmerkurs „Junior Lifesaver“ ist Pflicht für diese Lehrer. Die Rettungsausbildung beinhaltet jedoch gar keine schwimmpädagogischen Elemente. In diesem Kurs geht es lediglich darum, andere Menschen vor dem Ertrinken zu retten.

Claude Scheuer, Verantwortlicher des Moduls „Bewegungserziehung“ an der Universität Luxemburg, weist vor diesem Hintergrund darauf hin, dass es bei der Schwimmausbildung „weniger um die Vermittlung einer präzisen Technik als vielmehr um die Vermittlung sicherer Fortbewegung im Wasser“ gehe. Zunächst habe eine „angemessene Wassergewöhnung und -bewältigung“ der Kinder Vorrang.

ALIN regt sich auf

Die Vereinigung der Bademeister (ALIN) will die aktuelle Situation ihrerseits nicht akzeptieren. Bereits vergangene Woche regte sich die ALIN darüber auf, dass die Bademeister trotz über 600 Schwimmschulstunden während einer dreijährigen Ausbildung ihren Status als „titulaire de classe“ abgeben mussten. Die Konsequenz einer solchen Politik ist für den Präsidenten der ALIN, Jupp Grüneisen, deutlich: „Der Schwimmunterricht verliert an Sicherheit und Qualität. Die Leidtragenden dieser Situation sind die Kinder.“ Laut Monique Adam, Präsidentin der „Fédération générale des instituteurs luxembourgeois“ ist diese Analyse übertrieben: „Die ALIN und die FGFC (Gewerkschaft des Gemeindepersonals, Anm. d. Red) stellen die Situation so dar, als ob die Kinder beim Schwimmunterricht mit den Grundschullehrern ertrinken. Dies entspricht selbstverständlich nicht der Wahrheit.“ Adam wünscht sich eine kollegiale Zusammenarbeit zwischen den Lehrern und den Bademeistern.

Sie hebt zudem hervor, dass die Lehrer im Zweifelsfall den Schwimmunterricht abgeben können. Die Präsidentin der FGIL fügt letztlich hinzu, dass sich ihr Verband seit Jahren für eine adäquate Schwimmausbildung der Lehrer an der Universität Luxemburg einsetzt. Ob diese aktuell den angehenden Grundschullehrern mit Erfolg die nötige Kompetenzen für den Schwimmunterricht vermittelt, darf bezweifelt werden.

Claude Scheuer betont vor diesem Hintergrund, dass die Universität Luxemburg aktuell „Generalisten ausbildet, die Spezialisten in allen Bereichen der Grundschule und darüber hinaus sein sollen. Dass wir in der Ausbildung an unsere Grenzen stoßen, dürfte auf der Hand liegen. Hier kommt man wohl in Zukunft nicht daran vorbei, die Orientierung in der Grundschule am Generalisten, der alles können muss, zur Diskussion zu stellen.“

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