Donald Trump ist in einer Art 360-Grad-Modus. Keine Pause, immer unter Strom. Wie kein Zweiter bewohnt er dieser Tage die US-Medien. Er ruft in Morning-Shows an, beantwortet alle Interviewanfragen selber, schafft eine unglaubliche Präsenz. Anders als die unglückliche Hillary Clinton hat er die Mühen der Vorwahlen bereits abstreifen können. Das nutzt er aus, und zwar nicht zu knapp. Der Milliardär ist ein Meister des so genannten News Cycle, des wirksamen Setzens oder aktiven Killens von Botschaften. Wenn Clinton Kentucky verliere, müsse sie abtreten. Wenn er Präsident sei, werde er kein Problem haben, mit Nordkoreas geächtetem Diktator Kim Jong Un zu sprechen, sagte er Reuters.
Am Tag nach Oregon, eigentlich ein stiller Tag schlechten Wetters, verbreitet Trump mal eben seine elf Kandidaten für den vakanten Platz am Obersten Gericht. Barack Obamas Sprecher Josh Earnest sagt dazu etwas gequält, nicht ein einziges dieser elf «Individuen» sei ein Kompromisskandidat. Es scheint aber weniger wichtig, wie seriös Trumps Botschaft in Sachen Supreme Court gemeint ist. Viel wichtiger ist, er hat neue News produziert. Und den konservativen Kritikern wirft er damit einen lockenden Brocken hin: Seht her, ich nehme Euch ernst.
Meister des großen Wortes in kleiner Form
Und alle, alle folgen. Wenn Mr. Trump Washington bereist, überträgt CNN Ankunft und Abflug des güldenen Flugzeugs tatsächlich live. Auf Twitter bleibt Trump bis in die tiefe Nacht ein Meister des großen Wortes in kleiner Form. Diese Dauerbeschallung verschafft dem Unternehmer im Kampf ums Weiße Haus große Vorteile. Seinen Wahlkampf, bisher oft erratisch und eher aus dem Bauch heraus, professionalisiert Trump immer weiter. Er holt sich mit allen und vielleicht nicht nur mit klaren Wassern gewaschene Strategen wie Paul Manafort („Ich arbeite nur direkt für den Boss“), engagiert als Finanzexperten Steven Mnuchin, tief verbunden mit der Wall Street.
In traditionell demokratisch wählende Staaten entsendet Trump dieser Tage schlagkräftige Teams, die ihm dort aus der Rolle des Underdog helfen sollen. Trump zieht auch dort durch, wo es niemand erwartet. Hillary Clinton würde sicher furchtbar gerne dagegen halten, sie ist aber weiter in engen Vorwahlrennen gegen Konkurrent Bernie Sanders gefangen. Klar, dass Trump auch an dessen Anhänger eine Botschaft hat. Die Demokraten hätten das Rennen manipuliert, behandelten Sanders schlecht. In Wirklichkeit seien viele Sanders-Anhänger ja für ihn, Trump. Umfragen sagen: Diese Strategie könnte durchaus aufgehen.
De Maart
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