Dienstag18. November 2025

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Keine Erniedrigung, aber Aufklärung

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Erste Richterin des Iran, Menschenrechtsaktivistin, Friedensnobelpreisträgerin. Shirin Ebadi spricht im Tageblatt über Syrien, den Iran, Flüchtlinge, den Westen und seine Ängste.

Erste Richterin des Iran, Menschenrechtsaktivistin, Friedensnobelpreisträgerin. Die ins Londoner Exil gezwungene Shirin Ebadi scheint vor allem eins: furchtlos. Im Interview mit dem Tageblatt spricht sie über das syrische Fiasko, Bedürfnisse und Pflichten von Flüchtlingen, falsche Hoffnungen, das Versagen der Golfstaaten, die Rolle des Westens und die Ängste seiner Bevölkerung.

„Allem Übel in dieser Region liegt der vorherrschende Despotismus zugrunde“, sagt die 1947 in Hamadan geborene, ebenso zierliche wie energische Frau, wenn sie auf die Entwicklung in Syrien und besonders die Herrschaft der Assad-Familie blickt. „Der Krieg in Syrien nahm seinen Anfang mit der Willkürherrschaft der Assad-Familie. Genau das wird uns die Geschichte später lehren.“

Deutliche Worte für den Iran

Für ihr Heimatland Iran findet Shirin Ebadi ebenso deutliche Worte. Auch nach der Öffnung des Iran hat sich in Sachen Menschenrechte „leider nichts getan“, es sei eher schlimmer geworden, befürchtet Shirin Ebadi, der 2003 als ersten muslimischen Frau der Friedensnobelpreis verliehen wurde.

Shirin Ebadi war in ihrer Heimat zahlreichen Repressionen ausgesetzt, 2000 wurde sie wegen ihrer Rolle als Verteidigerin von Dissidenten angeklagt und erhielt Berufsverbot sowie eine Bewährungsstrafe auf Zeit. Seit 2009 lebt sie im Exil in Großbritannien.

„Flüchtlinge brauchen Menschlichkeit“

Den Europäern rät sie mit Blick auf die Flüchtlingskrise, den „Flüchtlingen zuallererst Kultur und Sprache ihres Landes“ näherzubringen. „Dabei dürfen sie nicht erniedrigt werden!“, so Shirin Ebadi. Der Westen solle sie freundlich und verständnisvoll empfangen. „Flüchtlinge wollen im Westen nicht nur etwas zu essen – sie brauchen Menschlichkeit!“ Shirin Ebadi unterstreicht aber auch die Wichtigkeit, den ankommenden Flüchtlingen die Werte des Westens beizubringen.

Da die Aufnahmekapazitäten Europas begrenzt seien, ruft Shirin Ebadi dazu auf, endlich in die Flüchtlingslager in der Türkei, dem Libanon und Jordanien zu investieren. Nur so könnten Zustände erreicht werden, die die Menschen zum Bleiben bewegen können. „In einigen dieser Lager gibt es kein Trinkwasser, nichts zu essen – und keine Schulen für Kinder!“, beschreibt Shirin Ebadi die oft desolate Lage in den Flüchtlingscamps in den Nachbarländern Syriens.

Was Shirin Ebadi über die weitere Entwicklung in Syrien, die Rolle des Iran in diesem Konflikt sowie die Golfstaaten denkt, wie ihre Arbeit für Frauenrechte im Speziellen und Menschenrechte im Allgemeinen im Iran fortgesetzt wird und auf welch absurde Hürden sie und ihre Mitarbneiter dabei stoßen, lesen Sie im vollständigen Interview mit der Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi am Mittwoch im Print und als E-Paper (25.5.2016).