Das „Jahrhundert“-Projekt soll den Ortskern grundlegend verändern, den Pkw-Verkehr in Grenzen halten und die Lebensqualität der Einwohner entscheidend verbessern, verkündete Bürgermeister Roland Schreiner während einer Informationsversammlung, zu der sich hunderte Bürger eingefunden hatten.
Das Tageblatt hatte wiederholt über dieses Mega-Vorhaben berichtet, das Anfang November in Angriff genommen wird. In fünf Phasen werden drei Unterführungen gebaut und das gesamte Viertel um den Bahnhof neugestaltet. Dazu kommen Unterführungen und Überführungen für Fußgänger sowie ein Fahrradweg, der entlang der Eisenbahn-Trasse angelegt wird. Die Baustelle erstreckt sich über 2,5 km. Auf der gesamten Länge der Trasse werden Lärmschutzwälle angelegt. Die Realisierung wurde vom Architektenbüro Jim Clemes geplant, das Projekt wird in seiner Durchführung von „Schroeder & Associés“ geleitet.
In den nächsten Tagen geht es los
Der Beginn der Arbeiten wird in den nächsten Tagen mit der Verlegung der notwendigen Leitungsstrukturen eingeleitet. Für die Anrainer und die Verkehrsteilnehmer allgemein werden die Baustellen während fast drei Jahren Unannehmlichkeiten aller Art darstellen.
Auf den Zugverkehr (sechs Passagierzüge pro Stunde plus Güterverkehr) werden die Arbeiten direkte Auswirkungen haben, denn die Strecke Esch-Luxemburg wird in Schifflingen während bestimmten Zeiten entweder komplett gesperrt bleiben und durch einen Autobusdienst ersetzt oder nur auf einem Gleis zu befahren sein. Der Bahnhofs-Halt bekommt ein neues Gesicht. Die Bahnsteige auf beiden Seiten werden auf 90 Meter ausgedehnt und erhalten eine LED-Beleuchtung. Treppen, Rampen und Lifte sollen für einen zeitgemäßen Zugang sorgen. Neu gestaltet wird auch das Areal (Park) zwischen dem Bahnhof und der rue de la Libération.
Ehrgeiziges nationales Programm
Das Schifflinger Projekt gehört zu einem ehrgeizigen nationalen Programm der CFL, mit dem die Beseitigung praktisch aller Bahnschranken durchgeführt werden soll, u.a. auch in Düdelingen, wo trotz einer komplizierten Verkehrslage die Bahnübergänge, die die Stadt zweiteilen, verschwinden sollen.
Der Kostenvoranschlag für die Arbeiten in Schifflingen: 43 Millionen, von denen der Staat 90% übernimmt und die Gemeinde rund 7 Millionen Euro beitragen soll. Die Schifflinger Lokalpolitiker erhoffen sich eine bessere Regulierung des automobilen Verkehrs, weniger Staus, provoziert vom „parasitären“ Durchgangsverkehr, genutzt von Autofahrern aus oder in Richtung Esch, die die Straßen der Ortschaft als Schleichweg missbrauchen.
Ab 2019 dürfte Ortskern kaum wiederzuerkennen sein
Was unter dem Strich bleibt, ist die Tatsache, dass man ab 2019 (dann sollen alle Arbeiten definitiv abgeschlossen sein) den Ortskern um den Bahnhof kaum wiedererkennen dürfte. Bei der anschließenden Publikums-Diskussion gab es, was die Verbesserung der Lebensqualität betrifft, bei einigen Teilnehmern Zweifel.
Unter anderem wurde dabei die Befürchtung laut, dass entgegen aller guten Absichten, der Verkehrsfluss im Innern der Ortschaft sogar noch zunehmen könnte. Auf totale Ablehnung stößt anscheinend die Fußgängerüberführung, die die Cité Emile Mayrisch mit dem Teil jenseits der Bahn verbinden soll. „Eng ruckelzech Konstruktioun“, wie sich ein Anrainer ausdrückte. Summa summarum waren die Diskussionen aber eher konstruktiv, so dass der Bürgermeister einwilligte, sofern sie realisierbar sind, punktuelle Änderungsvorschläge in das Projekt mit einzubeziehen.
De Maart

Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können