Donnerstag20. November 2025

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Wee2050 – Wahlziedel2018?

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Wird Fred Keup mit seiner Initiative "Wee2050" demnächst eine Partei gründen? Ausschließen will er es nicht, es habe aber im Moment keine Priorität.

„Starkes Wachstum bedeutet mehr Einwohner und Grenzgänger, bedeutet mehr Autos, bedeutet mehr Verkehr, bedeutet mehr Stau. Deswegen sind wir für moderates Wachstum. Manchmal ist weniger mehr“. Klingt nach einer Kampagne einer Partei? Ist es aber nicht. Es handelt sich um einen Beitrag der ehemaligen Initiative „Nee2015“ auf Facebook. Sie gründete sich während der Referendumskampagne im Frühjahr 2015 und setzte sich gegen das Ausländerwahlrecht ein.

Der Beitrag über das Wachstum erreichte die luxemburgischen Nutzer im November dieses Jahres auf Facebook als sogennanter „sponsored Post“. Die Initiative hat also gezahlt, um ein Maximum an Menschen zu erreichen. „Wee2050“, wie die Initiative mittlerweile heißt, tritt in letzter Zeit wieder vermehrt auf. Sehr aktiv war sie in letzter Zeit vor allem bei der Sprachendebatte. Die Diskussion flammte auf, als eine Petition eingereicht wurde, die forderte, Luxemburg zur ersten Amtssprache zu machen. Über 14.000 Menschen unterschrieben. Rekord für Luxemburg. „Wee2050“ rief ihre mittlerweile 7.500 Facebookfans auf, die Petition zu unterschreiben.

„Ideen aus der Nachbarschaft“

„Wee2050“ und ihr öffentliches Gesicht, Fred Keup, hat sich nicht wie angekündigt nach dem Referendum aus der politischen Debatte zurückgezogen. Sie mischt weiter mit. Keup bezeichnet seine Initiative als Denkfabrik, die „Themen anschneidet, die in der Politik ignoriert werden“. Er führt aus: „Die Ideen, die wir vertreten, sind die Ideen, die auch in der Nachbarschaft, in den Familien und in den Vereinen unterstützt werden“. Sie bezeichnen sich deswegen immer wieder als „die politische Mitte“.

Wachstum passt eigentlich auf den ersten Blick nicht sofort in ihr Feld. „Wee2050“ thematisiert normalerweise vor allem Fragen der Identität und der Nationalität. Für Keup hängt beides allerdings zusammen: „Ohne Wachstum, wie wir es heute haben, wäre die Frage des Ausländerwahlrechts nie aufgekommen“, erklärt er. Es sei auch nicht das erste Mal, dass bei der Initiative das Thema behandelt wird.

„Jede Möglichkeit wird ausdiskutiert“

Laut Keup zählt die Initiative mittlerweile „ein Dutzend“ Mitglieder. Sie treffen sich regelmäßig, um über die weitere Vorgehensweise zu sprechen. Eine Parteigründung schließt er nicht aus, erklärt jedoch, es sei momentan keine Priorität. „Jede Möglichkeit wird ausdiskutiert, doch es ist schwierig“, erklärt er nach einer kurzen Denkpause, als wir im Gespräch mit ihm das Thema anschneiden. „Viele Menschen suchen nach etwas Neuem, aber wir wissen nicht genau wonach sie suchen“. Es sei aber noch eine lange Zeit bis zu den Wahlen.

Sollte sich die Initiative zu dem Schritt einer Parteigründung entscheiden, wären die politischen Themen klar. Sprache würde ohne Zweifel dazugehören, genau wie Immigration, Nationalität und Wachstum. Genau wegen dieser Themenwahl und seinem Diskurs werden Keup und seine Denkfabrik im Netz von einigen argwöhnisch betrachtet. Ihm wird Populismus, in einigen Fällen sogar Rechtsextremismus vorgeworfen.

„Wir sind die Mitte“

Keup selbst findet diese Vorwürfe traurig. „Die Leute, die uns attackieren suchen irgendein Feindbild. Weil keines da ist, werden wir ins Visier genommen“, erklärt er. Er habe allerdings auch viel Unterstützung, die ihn über die Vorwürfe hinwegsehen lasse. „Wir sehen uns als Mitte der Gesellschaft“, erklärt er. Rechtsextremismus sei für ihn etwas ganz anderes.

Maxime Weber, der sich einen Namen in Luxemburg gemacht hat, weil er über die rechte Szene im Netz bloggt, will Fred Keup allerdings nicht ganz aus der Verantwortung ziehen: „Sein Narrativ und seine Thematiken ziehen die Menschen mit solchen ideologischen Affinitäten an. Ich will ihm auf keinen Fall vorwerfen, dass er sie mit Absicht anzieht, doch er distanziert sich auch nicht von ihnen“.

„Viele fragen, ob wir nicht mehr machen wollen“

Zum Thema „politische Mitte“ hat Weber allerdings klare Worte: „Die Mitte der Gesellschaft sind sie nicht. Höchstens die Mitte der Gesellschaft mit luxemburgischen Pass. Die Ausländer werden bei ihnen einfach außen vor gelassen“. Trotzdem kann Keup auf zahlreiche Unterstützer zählen. Seine Beiträge werden von Hunderten auf seiner Facebookseite geliked. Einige unter ihnen wünschen sich scheinbar auch eine Parteigründung herbei.

„Immer wieder kommen Leute auf uns zu und fragen uns, ob wir nicht mehr machen wollen“, so Keup. Im Moment könnten sie aber auch als Initiative einen politischen Unterschied machen. Der Antragsteller der Sprachenpetition wird demnächst in der „Chamber“ antreten, um über seine Idee zu debattieren. Viel erhofft sich Keup nicht. Er will das Ganze allerdings im Auge behalten. Andere werden sicherlich auch Keup im Auge behalten.