„Long Lost“ – so der englische Titel des Films – offenbart nicht nur zwei sehr unterschiedliche Persönlichkeiten sondern karikiert – so ganz nebenbei –auch luxemburgisches Alltagsleben.
Long Lost
Hauptrollen:
Luc Schiltz, Tommy Schlesser, Julie Kieffer
Dauer: 21 Minuten
Regie und Drehbuch: Nadia Masri
Kamera: Narayan Van Maele
Produktion: Amour Fou Luxemburg
Das zeigt sich gleich am Anfang. Als der jüngere Bruder Pol auf einem Waldweg die Mailbox-Nachricht seines Halbbruders Jerome abhört, spricht ihn ein aufmerksamer Spaziergänger an.
Produktionskosten: Rund 100.000 Euro
Ob alles in Ordnung sei, er sehe ihn öfter beim Spazierengehen hier an dieser Stelle im Wagen sitzen… „Ja alles klar“, kommt die Antwort durch das Autofenster, „ich plane hier in der Nähe einen Einbruch“. So kann man es auch nehmen.
Die Story der 100.000 Euro teuren Produktion ist schnell erzählt. Pol, 30, steht auf der bürgerlichen Seite des Lebens. Dem äußeren Anschein nach. Er lebt mit seiner Freundin Julie zusammen. Ein paar Tage vor Weihnachten taucht sein Halbbruder Jerome auf.
Unterschiedliche Persönlichkeiten
Jerome, 26, kommt gerade aus dem Gefängnis. „Drogen“ und ein Verhalten „dumm wie Scheiße“ wird er im Film als Begründung angeben. Die Gefängnispsychologin rät Jerome, sich mit seiner Familie auseinander- und zusammenzusetzen, um stabiler zu werden.
Gleich der erste Austausch zwischen den Brüdern zeigt, wie unterschiedlich sie sind. Während der jüngere Bruder optimistisch, spontan und witzig ist, ist Pol eher zurückhaltend und schüchtern. Vor allem, was ihre Haltung zum Vater angeht, gehen die Meinungen sehr auseinander. Als Julie und Jerome sich freundschaftlich annähern, eskaliert das Wiedersehen.
Sechs Drehtage in Luxemburg
Die Adaption der gleichnamigen Kurzgeschichte des amerikanischen Autors Richard Lange wurde an sechs Drehtagen in Luxemburg produziert. Angesichts seiner kurzen Lebenszeit hat der Film schon eine erstaunliche Festivalkarriere hinter sich und ist bereits preisgekrönt.
Premiere hatte er beim Luxembourg City Film Festival 2015 unter dem luxemburgischen Titel „Aus den Aen“, beim „Crossroads of Arts Festival“ in Moskau im November bekam er den Preis der Jury für den besten Kurzfilm. Die deutsche Premiere hat er nun mit Untertiteln beim Max Ophüls Festival.
Der weibliche Blick
Für die Produktionsfirma Amour Fou war es keine Frage den für Luxemburg adaptierten Stoff zu produzieren. „wir waren schon lange mit der Regisseurin Nadia Masri in Kontakt und sind immer auf der Suche nach Talenten aus Luxemburg“, heißt es von Amour Fou.
Beim Scouting liege der Fokus auf Regisseurinnen, „da im Kino der weibliche Blick auf die Gesellschaft unterrepräsentiert“ sei, so die Produktionsfirma mit Sitz in Ettelbruck und Wien weiter. Von dort kommt übrigens auch „Die Nacht der 1000 Stunden“, mit dem das Festival am Montag eröffnet wird.
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