Freitag21. November 2025

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Fillon immer stärker unter Druck

Fillon immer stärker unter Druck
(Christophe ena)

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In der Scheinbeschäftigungs-Affäre um seine Ehefrau gerät der französische Präsidentschaftskandidat François Fillon immer stärker unter Druck.

Die Satire- und Investigativzeitung „Le Canard Enchaîné“ berichtete vorab aus ihrer Mittwochsausgabe, Fillons Frau habe als parlamentarische Assistentin ihres Mannes außergewöhnlich hohe Abfindungen von insgesamt 45.000 Euro kassiert. Fillon wies die Vorwürfe am Dienstag als „Lügen“ zurück. Nach dem Bericht erhielt Fillons Frau in den gut 15 Jahren ihrer Beschäftigung bei ihrem Mann zwei Mal Prämien, als ihr Vertrag endete: Im August 2002 und erneut im November 2013.

Das erste Mal habe sich die Abfindung auf 16.000 Euro belaufen, das zweite Mal auf 29.000 Euro. Das Blatt beruft sich auf Erkenntnisse der Ermittler. Im Jahr 2002 habe die Entschädigung fünf Monatsgehältern entsprochen, heißt es im „Canard Enchaîné“ weiter. Damit sei sie deutlich höher gewesen als von der Nationalversammlung für parlamentarische Mitarbeiter vorgesehen. Zudem habe Penelope Fillon einen Monat vor Ende des Vertrags bei ihrem Mann bereits eine Anschlussbeschäftigung bei seinem Nachfolger Marc Joulaud gehabt.

„Lügen“

Fillon bezeichnete die Angaben am Dienstag in einer Erklärung als „Lügen“. Die von dem Blatt veröffentlichten Daten stellten „keine neue Information“ dar und enthielten zudem „offensichtliche Fehler“. Die von ihm am Montag veröffentlichten Angaben zu den von seiner Frau erhaltenen Zahlungen hätten „selbstverständlich die gesamten Summen“ beinhaltet, die seine Frau bekommen habe, inklusive Abfindungen. Dies gehe aus den Gehaltsabrechnungen hervor.

Der Zeitung warf er vor, bei der Analyse der Gehaltsabrechnungen „zahlreiche Fehler“ gemacht zu haben. „Nur der Wille zur Rufschädigung kann eine solch lügenhafte Darstellung erklären“, betonte Fillon. Am Mittwoch wird Fillon sich in einem „Brief an die Franzosen“ in der Sache erneut an das Volk wenden. Der Brief erscheint in der Tageszeitung „Ouest France“. Darin betont er, sich in 32 Jahren in der Politik immer an das Recht gehalten zu haben. Sein einziger Fehler sei es gewesen, mit Angehörigen zusammengearbeitet zu haben.

„Nichtige“ Ermittlungen

Fillon hatte bereits am Montag Details zu den Zahlungen an seine Frau veröffentlicht und damit versucht, die Vorwürfe gegen ihn zu entkräften. Danach kassierte Penelope Fillon insgesamt gut 680.000 Euro als parlamentarische Mitarbeiterin. Der „Canard Enchaîné“ betont allerdings, die Ermittler hätten weiterhin keine Hinweise, dass sie für das Geld wirklich gearbeitet habe. Es gebe „weder Mails noch Aufzeichnungen noch Termineinträge“, die eine Tätigkeit für ihren Mann belegten. Der Anwalt des konservativen Politikers nannte die vorläufigen Ermittlungen wegen Scheinbeschäftigung dagegen „nichtig“.

Die Finanzstaatsanwaltschaft sei in der Sache formell überhaupt nicht zuständig. Bei der großen Mehrheit der Franzosen stoßen Fillons Angaben in der Affäre auf Skepsis. In einer Umfrage sagten 65 Prozent, sie hätten den Auftritt des konservativen Politikers vom Montag nicht überzeugend gefunden, wie das Institut Harris interactive mitteilte. Im bürgerlichen Lager ist die Zustimmung deutlich größer: 58 Prozent fanden Fillon der Umfrage zufolge überzeugend.

Bei den Anhängern seiner Partei, die Republikaner, waren es sogar 62 Prozent. Laut der Umfrage heißen es nur 35 Prozent der Franzosen gut, dass der 62-Jährige an seiner Präsidentschaftskandidatur festhält. Unter seinen Parteianhängern sind es dagegen mit 67 Prozent fast doppelt so viele. Seit Bekanntwerden der Affäre sind Fillons Zustimmungswerte eingebrochen. Nach Umfragen käme er in der ersten Runde der Präsidentschaftswahl im April nur noch auf den dritten Platz hinter Front-National-Chefin Marine Le Pen und dem sozialliberalen Politiker Emmanuel Macron und wäre damit ausgeschieden. Zuvor galt er als Favorit für die Nachfolge von Präsident François Hollande.