Montag3. November 2025

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HochwasserschutzSchadensbegrenzung als höchstes Ziel – Der Direktor des Wasserwirtschaftsamtes im Gespräch

Hochwasserschutz / Schadensbegrenzung als höchstes Ziel – Der Direktor des Wasserwirtschaftsamtes im Gespräch
Marc Hans, Direktor des Wasserwirtschaftsamts in Belval Foto: Editpress/Julien Garroy

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Zu den Aufgabenbereichen der „Administration de la gestion de l’eau“ (Wasserwirtschaftsamt), die dem Umweltministerium untersteht, gehört der Hochwasserschutz. Unter anderem darüber sprach das Tageblatt mit Marc Hans, seit 1. Januar Direktor der Behörde. Zuvor arbeitete er bei der Firma BYK in Deutschland. Seit 2021 war Hans Studienbeauftragter in der Umweltverwaltung, danach stellvertretender Direktor des Wasserwirtschaftsamtes. 

Tageblatt: Herr Hans, wie ist es um den Hochwasserschutz in Luxemburg bestellt?

Marc Hans: Im Hochwasserschutz bestimmt eine EU-Richtlinie von 2007 über die Bewertung und das Management von Hochwasserrisiko unsere Gesetzgebung. Es geht dabei vorrangig um Schadensbegrenzung. Am Anfang wurden Gewässer mit Hochwasserrisiken identifiziert, Gefahren und Risiken kartiert und der erste Bewirtschaftungsplan ausgearbeitet. Dieser enthält auch einen ganzen Maßnahmenkatalog zur Reduzierung der Überschwemmungsrisiken. Mit Blick auf den Klimawandel haben wir auch Starkregen-Gefahrenkarten ausgearbeitet. Die Problemzonen können andere sein als bei normalen Hochwassern.

Haben sich die Gefahrenzonen verlagert?

Ja, so kann es an Stellen Hochwasser geben, an denen gar kein Gewässer ist. Oder es sind kleine Gewässer von Extremregen betroffen, die sehr stark anschwellen, was man früher in dem Maße nicht hatte. Wichtig ist es, zwischen einer normalen Überschwemmung und einem Starkregenhochwasser zu unterscheiden. Letzteres kommt sehr schnell und ist nicht so vorhersehbar. Das heißt auch: wesentlich gefährlicher.

Hat die Zahl der Hochwasser zugenommen?

Wir sehen bereits, dass ein Wandel stattfindet und diese Starkregenhochwasser deutlich häufiger vorkommen. Eine Erklärung, die für mich sehr nachvollziehbar ist: Dadurch, dass wir höhere Lufttemperaturen haben, kann mehr Wasser verdunsten und in der Luft gespeichert werden. Demnach kann es auch mehr regnen. Hinzu kommt, dass die Wetterlagen stabiler sind und es länger an einer Stelle regnen kann. Wir stellen eine höhere Frequenz von Hochwassern fest und erkennen heftigere Hochwasser. Saisonal betrachtet: Früher gab es nie ein Hochwasser im Sommer, heutzutage kommt dies regelmäßig vor. So war zum Beispiel das Hochwasser 2021, das schlimmste Hochwasser der letzten Jahre, auch im Sommermonat Juli. Letztes Jahr hatten wir sogar drei Hochwasserereignisse in einem Jahr, was sehr selten ist.

Vorher gab es vor allem in den Tauperioden nach dem Winter Hochwasser. Dies ist heute nicht mehr so. Wie sieht der Hochwasserschutz heute aus?

Ganz wichtig in der Hochwasserstrategie ist die Frage: Wie beschützen wir die Bevölkerung? Unser höchstes Ziel ist die Schadensbegrenzung und wie wir vermeiden können, dass neues Schadenspotenzial entsteht. Wichtig ist es etwa, darauf hinzuweisen, dass in Überschwemmungsgebieten nicht normal gebaut werden kann. Denn wenn das nächste Hochwasser kommt, steht das Haus unter Wasser. Der Materialschaden ist vorprogrammiert und Personenschaden nicht auszuschließen. Da wir in Luxemburg leben und Terrain knapp ist, gibt es kein komplettes Verbot in diesen Zonen, sondern es wird „adaptiert“ gebaut. So kann zum Beispiel auf Stelzen gebaut werden, um das Haus vor Hochwasser zu schützen. Beim hochwasserangepassten Bauen wird so gebaut, dass im Überschwemmungsbereich kein Schaden entstehen kann. Optimalerweise würde dies so aussehen: Hochwasser dringt ein und läuft wieder ab, ohne Schaden zu verursachen. Wir wissen ja jetzt, wo die Überschwemmungszonen liegen, auch für Starkregen, und können darauf hinweisen, dass an diesen Stellen nicht normal gebaut werden kann. Das Ziel ist es, einen möglichen Schaden zu vermeiden. Das ist der erste Punkt unserer Strategie.

Und der zweite?

Der Schutz des Bestandes. Wir haben ja einen Bestand an Wohnhäusern. Der Schutz besteht zum einen aus der Retention – dabei geht es darum, wie ich das Wasser am besten zurückhalte, dass es nicht schnell abläuft und viel Hochwasser kreiert.

Heißt das auch, Dämme zu bauen?

Marc Hans weiß, dass die Hochwassergefahren zugenommen haben.
Marc Hans weiß, dass die Hochwassergefahren zugenommen haben. Foto: Editpress/Julien Garroy

Eher Renaturierung, also die Gewässer in ihren ursprünglichen Zustand zurückzubringen, damit sie mehr Möglichkeiten haben, sich auszudehnen. Technische Lösungen in Form eines Dammes haben wir in der Gegend von Warken. Natürlich spielt hierbei auch der Stausee eine Rolle, der extra für den Winter etwas abgesenkt wird, damit ein gewisser Spielraum bleibt. Neben der Retention gibt es konkrete Schutzmaßnahmen. Da werden in den Gemeinden Konzepte ausgearbeitet. Wichtig ist zu berücksichtigen, dass ich mit einer Maßnahme nicht einem Dritten schade. Zum Beispiel in Form eines Dammes oder eines Geröllfangs vor der Ortschaft. Gleichzeitig wird auch der individuelle Schutz berücksichtigt. Demnach sind auch die Bürger in der Pflicht, sich selbst zu schützen. Das geht von Barrieren an der Tür bis hin zu druckfesten Fenstern. All diese Maßnahmen werden auch in der Regel vom Staat gefördert. Wir gehen sehr viel in die Gemeinden, um die Bürger zu sensibilisieren, wie sie sich selbst schützen können. Die Anfragen sind in den letzten Jahren konstant gestiegen.

Nach der Vermeidung und dem Schutz ist ein dritter wesentlicher Pfeiler im Hochwasserschutz die Vorsorge. Hier geht es vor allem darum, zu informieren. Auf der Website inondations.lu kann man sich im Falle einer Überschwemmung die Hochwasserberichte und Pegelstände anschauen. Rezent dazu gekommen ist für die betroffenen Menschen auch die App „LU-Alert“, ein wichtiges Tool, das erlaubt, Push-Nachrichten oder lokal eingegrenzte SMS zu verschicken, um noch besser warnen zu können. Seit dem Hochwasser 2021 haben wir einiges investiert.

Die Trockenheit heißt nicht, dass es im Mai nicht mal beispielsweise 70 bis 90 Liter pro Quadratmeter regnen kann

Wer sind die hauptsächlichen Mitakteure Ihrer Behörde, die zum Umweltministerium gehört? Früher war sie dem Innenministerium untergeordnet.

Zur Vorsorge gehört in der Tat auch die Frage, wie staatliche Instanzen interagieren. Da wurde seit 2021 einiges an Energie reingesteckt. Früher gab es zwei verschiedene Notfallpläne für Hochwasser. Beide wurden zusammengefügt, sodass es nur noch einen gibt. Dadurch sind die Verantwortlichkeiten klarer geregelt, außerdem wird die gleiche Terminologie genutzt. Wenn wir zum Beispiel im Status „gelb“ sind, was darauf hinweist, es könne sein, dass Hochwasser kommt und alle daraufhin in Alarmbereitschaft gehen. In einem frühen Status sitzen wir dann an einem Tisch in der „Cellule d‘évaluation“. Die Wasserverwaltung ist für die Überwachung der Pegelstände zuständig, MeteoLux für die Wettervorhersagen, das CGDIS für die Ergreifung der Maßnahmen vor Ort. Das Ganze wird dann orchestriert vom „Haut-Commissariat à la protection nationale“ und es wird sich mehrmals pro Tag abgestimmt. Nach der Stufe „Gelb“ kommt „Orange“. Im Katastrophenfall spielt das Innenministerium eine wesentliche Rolle. In der nächsten Stufe beruft es ein Krisenmanagement ein. Im Fall „Rot“ befinden wir uns dann in einer sehr ernsten Situation. Dann können Menschenleben in Gefahr sein, wie bei einem Jahrhunderthochwasser. Das war 2021 der Fall, aber auch im letzten Jahr haben wir dreimal an der Stufe „Rot“ gekratzt.

… das ein besonders regenreiches Jahr war. Hängt das damit zusammen?

Wenn die Böden gesättigt sind, kann das Wasser nicht mehr so gut aufgenommen werden.

Dieses Jahr ist es bisher eher trocken. Kann man schon entwarnen?

Nein, das kann man nicht. Denn die Trockenheit heißt nicht, dass es im Mai nicht mal beispielsweise 70 bis 90 Liter pro Quadratmeter regnen kann. Wenn der Boden sehr trocken ist, sickert das Wasser auch nicht mehr schnell ein. Der Klimawandel hat schon einiges geändert. Wir müssen uns mit diesen Phänomenen auseinandersetzen. Ein Hochwasser im Sommer verhält sich anders als im Winter, wenn alles karg ist. Im Sommer hingegen hat man Büsche, die sich auf das Abflussverhalten auswirken. Demnach müssen wir unsere Rechnungsmodelle nachjustieren. Überhaupt haben wir unser Pegelnetz weiter verbessert, um besser modellieren zu können. Das ist eine ständige Arbeit. Momentan sind wir daran, um die Starkregen besser voraussagen zu können. Wir sind auf präzisere Daten angewiesen. In einem Projekt zusammen mit MeteoLux haben wir ein Modell für bessere Vorhersagen gespeist.

Laut EU-Kommission ist in Luxemburg kein Gewässer in einem guten ökologischen und chemischen Zustand. Es hat sich sogar verschlechtert. Man spricht von null Prozent. Ist das nicht ein großer Grund zur Sorge?

De facto sind in der Tat heute hierzulande per Definition alle Gewässer in einem schlechten Zustand. Laut EU-Wasserrahmenrichtlinie aus dem Jahr 2000 müssen wir sie bis 2027 in einem guten Zustand haben. Dieses Ziel ist nicht mehr erreichbar. Mittlerweile sind wir dabei, den vierten Bewirtschaftungsplan auszuarbeiten. Um unsere Ziele zu erreichen, müssen wir alle Akteure miteinbinden. Wir haben eine koordinierende Rolle. Unsere Ziele erreichen wir nur in der Zusammenarbeit mit den verschiedenen anderen Ministerien und den Gemeinden. In Luxemburg besteht wegen der dichten Besiedelung und der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung ein besonderer Druck. Die Qualität der Gewässer wurde durch die vielen Investitionen in Kläranlagen verbessert. Mit der vierten Abwasserrichtlinie kommt die vierte Klärstufe, wo gezielt auf die Mikroverunreinigung eingegangen wird.

Die Situation ist also nicht so rosig?

Wir haben eingeschränkte Grundwasserreserven. Wir müssen uns dessen bewusst sein. Und wir haben keine großen Gewässer. Unbegrenzt ist Wasser in Luxemburg nicht verfügbar. Für unsere Arbeit ist es uns wichtig, die junge Generation zu sensibilisieren, etwa mit Hilfe unserer Website www.teamwaasser.lu. Diese Seite richtet sich sowohl an Kinder und Jugendliche, die etwas über Wasser lernen möchten, als auch an Erwachsene, die sie betreuen. Dort finden sie Artikel, Videos, Spiele und Lehrmaterialien.

Nomi
12. Mai 2025 - 11.30

Reenwaasser vun den Haiser muss lokal ansickeren an net direkt an eng Baach oder Klaeranlaag go'en !

Een Betonsro'uer (Dia300) bis 1m enner d'Fondatio'unen senkrecht an den Buedem, mat engem Iwerlaaf an d'Oberflaechenwasser oder Reenwaasserreckhaltebecken !