Es ist nicht nur eine Maßnahme, die dafür vorgesehen ist, sondern eine ganze Ansammlung von „Batterien“, wie es genannt wurde, die die verschiedenen Kompetenzzentren des Ministeriums und das Luxembourg Centre for Educational Testing (Lucet) entwickelt haben. Dieses „Dispositiv“, das zu den leistungsstärksten auf internationaler Ebene zähle, werde durch neue Tools ergänzt, welche die Diagnose spezifischer Lernstörungen erleichtern und dabei den mehrsprachigen Kontext des luxemburgischen Schulwesens berücksichtigen.
Was die Früherkennung und das Screening auf besondere Bedürfnisse bereits zu Beginn der Schulzeit angeht, hat Luxemburg eine Vorreiterrolle oder könnte sie zumindest bald haben. „Wir wollen mögliche Verzögerungen so früh wie möglich erkennen, um jedem Kind die nötige Unterstützung zu bieten“, sagte Meisch. Das Ziel sei es, bestmöglich zu vermeiden, dass ein Kind in der Schule in den Rückstand gerät, was es auf seinem weiteren Weg behindern könnte. Der Minister erklärte: „Je früher wir mögliche Lern- und Entwicklungsschwierigkeiten erkennen, desto gezielter und schneller können wir reagieren, um die Kinder, ihre Familien und die Lehrer zu unterstützen.“ Bereits in den ersten Schuljahren werden daher standardisierte Screening-Instrumente eingesetzt, um mögliche Lern- oder Entwicklungsstörungen zu erkennen. Von den acht Kompetenzzentren für sonderpädagogische Psychologie sind mehrere systematisch in den öffentlichen Schulen Luxemburgs tätig.
„Je früher, desto besser“
„So früh wie möglich“ oder „je früher, desto besser“ bedeutet also nicht etwa frühere Schulzeiten, sondern Früherkennung – und diese heißt, dass in einigen Fällen schon im Zyklus 1, in der Spielschule, die einzelnen spezialisierten Kompetenzzentren an den öffentlichen Schulen eingreifen sollen. Das „Centre de logopédie“ (CL) etwa ist während des gesamten ersten Zyklus mit Teams aus spezialisierten Lehrern und Logopäden im Einsatz, um Kinder mit möglichen Anzeichen einer Hör- oder Sprachentwicklungsstörung zu identifizieren. Dabei werden die Eltern der Kinder im Zyklus 1.0 gebeten, einen Fragebogen zum Sprachprofil ihres Kindes auszufüllen. Bei Schülern der Zyklen 1.1. und 1.2. führen logopädische Fachlehrer und Logopäden in den ersten Monaten jedes Schuljahres ein Screening durch. Anhand von Bildern und Spielzeug werden bei den Kindern sprachliche Assoziationen hervorgerufen. Mithilfe einer sprachlichen Transkription wird der Stand der Sprachentwicklung analysiert.

Die Beherrschung der Sprache ist ein grundlegendes Element der Persönlichkeitsentwicklung des Kindes, seines schulischen Erfolgs, seiner sozialen Integration und seiner künftigen beruflichen Eingliederung. Die Früherkennung von Hörverlust und/oder Störungen der Sprach- und Sprechentwicklung ermöglicht es, bereits zu Beginn der Schullaufbahn der Kinder geeignete Maßnahmen zu ergreifen, die im familiären Umfeld umgesetzt werden können. Außerdem werden die Lehrkräfte kontaktiert, um Maßnahmen in den Unterricht zu integrieren. Ein frühzeitiges Eingreifen unterstützt die Sprachentwicklung und verhindert Probleme, die sich aus diesen Störungen ergeben können.
Motorische Störungen
Das „Centre pour le développement moteur“ (CDM) berücksichtigt alle Schüler ab Zyklus 1.2, die einem Screening über spezifische motorische Störungen unterzogen werden. Jedes Jahr testen die aus Ergotherapeuten und Psychomotorikern bestehenden Teams des Zentrums alle Schüler von Zyklus 1.2 – also zwischen 6.200 und 6.500. Ab September besuchen die Teams des CDM die Klassen, um mit den Kindern motorische Übungen durchzuführen: acht Übungen für die Grobmotorik und sechs Übungen für die Feinmotorik. Die Tests zeigen jedes Jahr, dass etwa neun Prozent der Kinder eine signifikante Verzögerung der motorischen Entwicklung aufweisen. Durch die Untersuchungen können Entwicklungsstörungen der motorischen Koordination bereits im frühen Alter und zu Beginn der Schullaufbahn erkannt sowie eine angemessene Behandlung angeboten werden.
Derweil hat das „Centre pour le développement des compétences relatives à la vue“ (CDV) zusammen mit dem Lucet ein Verfahren zur Erkennung von Sehstörungen entwickelt. Es ist seit 2022/2023 in die standardisierten Tests (Épstan) integriert, an denen alle Schüler des Zyklus 2.1 teilnehmen. Dadurch lassen sich mögliche Sehstörungen feststellen. Das Screening der Sehfunktionen wird schließlich vom CDV durchgeführt. Das genannte Verfahren, das ihm vorausgeht und zusammen mit dem Luxembourg Centre for Educational Testing (Lucet) der Universität Luxemburg entwickelt wurde, liefert Hinweise auf mögliche Störungen im Bereich des Sehvermögens. Schüler, die in bestimmten Aufgaben der standardisierten 15-minütigen Tests atypische Ergebnisse aufweisen, werden dann von Teams des CDV getestet. Im Schuljahr 2023/2024 wiesen etwa 29 Prozent der Schüler atypische Ergebnisse auf und wurden vom CDV getestet. Etwa 16 Prozent dieser Schüler wiesen Auffälligkeiten im Bereich der primären visuellen Funktionen auf, sieben Prozent zeigten Auffälligkeiten im Bereich der Verarbeitung visueller Informationen.
Spezifische Lernstörungen

Was die Diagnostik spezifischer Lernstörungen angeht, etwa Legasthenie, Dysorthographie oder Dyskalkulie, hat das „Centre pour le développement des apprentissages Grande-Duchesse Maria Teresa“ (CDA) bisher mit Tests gearbeitet, die nicht an den sprachlichen Kontext des Landes angepasst waren und die für Kinder mit Deutsch oder Französisch als Muttersprache entwickelt wurden. Die Durchführung dieser Tests konnte daher zu Fehldiagnosen bei den Kindern führen. Durch die Zusammenarbeit mit dem Lucet seien nun speziell dafür neue Testinstrumente entwickelt worden. Sie sollen eine genauere Diagnostik erlauben, je nach sprachlichem Profil des Kindes. Zwei standardisierte Tests, die speziell auf den mehrsprachigen Kontext in Luxemburg zugeschnitten sind, der „LuxLeseTest“ und der „LuxMatheTest“, sind sogenannte Testbatterien mit kurzen und einfachen Anweisungen, deren Unterrichtssprache leicht angepasst werden kann, wodurch eine zuverlässigere Beurteilung von Kindern ermöglicht wird, die zu Hause Luxemburgisch oder eine andere Sprache sprechen.
Die Diagnose einer spezifischen Störung erfordert das Eingreifen verschiedener Akteure, eine interdisziplinäre Zusammenarbeit, Gespräche mit dem schulischen und familiären Umfeld der Schüler sowie Beurteilungen auf verschiedenen Ebenen. Die ersten Signale werden häufig vom Klassenlehrer, dem pädagogischen Team und dem auf die Beschulung von Schülern mit besonderen Bildungsbedürfnissen spezialisierten Lehrer (I-EBS) erkannt, die den Fall gegebenenfalls an die regionale Ebene weiterleiten. Die eigentlichen Tests können entweder von den Teams zur Förderung von Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf (ESEB) oder von den Teams des CDA oder eines anderen Kompetenzzentrums durchgeführt werden. Wenn anhaltende Lernschwierigkeiten festgestellt werden, kann eine spezialisierte Diagnose durch das CDA in Zusammenarbeit mit dem schulischen und familiären Umfeld durchgeführt werden. Die Ergebnisse werden den Eltern und Lehrern mitgeteilt. Auf der Grundlage der Ergebnisse können schließlich spezifische und personalisierte Fördermaßnahmen eingeleitet werden.
		    		
                    De Maart
                
                              
                          
                          
                          
                          
                          
                          
                          
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