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UNESCO-WeltkulturerbeWarum die Schueberfouer immer noch nicht auf der Unesco-Liste steht

UNESCO-Weltkulturerbe / Warum die Schueberfouer immer noch nicht auf der Unesco-Liste steht
Bislang stehen Schueberfouer und Hämmelsmarsch noch nicht auf der Unesco-Liste des immateriellen Kulturerbes Foto: Editpress/Julien Garroy

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Die Unesco-Liste des Weltkulturerbes ist lang. Seit vergangener Woche gehört auch die Kunst des Trockenmauerbaus dazu. Damit ist auch in Luxemburg diese spezielle Art des Mauerbaus von der Unesco anerkannt und geschützt. Auf die Einschreibung des „Hämmelsmarsch“ und der „Schueberfouer“ als Weltkulturerbe wartet das Land noch. Es scheint kompliziert.

Ach, wie schön ist Paraguay! Denkt die Lobby des Trockenmauerbaus. Im südamerikanischen Land wurde letzte Woche nämlich entschieden, die Technik oder vielmehr die Kunst des Mauerbaus ohne Mörtel in die Unesco-Liste des immateriellen Weltkulturerbes aufzunehmen (siehe Kasten). Diese Entscheidung freut Luxemburgs Kulturminister Eric Thill. Nun ist auch das „Dréschemauerbauen“ in Luxemburg von der Unesco (Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur) anerkannt und geschützt.

Wertschätzung gab es bei der Versammlung des Unesco-Komitees in Paraguay dann auch für die Kirmeskultur. Allerdings nur für die „culture foraine“ in Belgien und Frankreich. Ob dieser Entscheidung gibt es in Luxemburg etwas Unverständnis. Warum unsere Kirmessen und vor allem die Schueberfouer nicht auch mit auf die Liste kamen?

„Luxemburg darf nicht fehlen“

Dass sich Luxemburg dem Antrag nicht angeschlossen hat, bedauert Fouerexperte Steve Kayser: „Luxemburg mit seiner ausgeprägten Schaustellerkultur kann da doch nicht fehlen! Schon allein wegen der internationalen, transkulturellen Ausstrahlung und Charakters seiner Jahrmarkt- und Kirmesveranstaltungen, allen voran die Schueberfouer.“ 

Verstehen tut er die Inaktivität auch nicht. Vor allem nicht, weil sich seit vielen Jahren von verschiedenen Leuten dafür eingesetzt wird. Auch er habe als Historiker sein Fachwissen in vielen Gremien eingebracht: „Ich versuchte Luxemburg, mit seiner Jahrhunderte alten Schausteller- und Volksfesttradition, mit ins Boot zu bekommen. Die Luxemburger Schausteller zeigten Interesse und wollten mit auf diesen Weg gehen. Die hiesigen Verantwortlichen der Unesco allerdings nicht. Man hatte sich – ziemlich überraschend – für einen mononationalen Antrag für die Anerkennung der Schueberfouer  entschieden. Ich riet zu einem multinationalen Vorgehen mit einer Vision, welche die kulturelle Vielfalt der Schaustellerei zu erfassen und zu valorisieren sucht. So wären der Schausteller mit seiner Lebensweise, seinem Wesen und, damit verbunden, sämtliche Austragungsformen, sprich Veranstaltungen mit Festcharakter (von der Escher Osterkirmes, dem Start der Luxemburger Schaustellertournee, den Dorfkirmessen bis hin zur emblematischen Schueberfouer) mit eingebunden gewesen.“

Warum Luxemburg nicht dabei sei, wollte diese Woche auch der Abgeordnete Mars di Bartolomeo in der Fragestunde im Parlament wissen. In seiner Antwort hat Kulturminister Eric Thill  vor allem auf das Element des Nomadenlebens der Schausteller hingewiesen. Dieses wird in der Anfrage von Belgien und Frankreich besonders hervorgehoben. Unsere Schausteller seien aber keine Nomaden mehr, so Eric Thill. Die belgisch-französische Herangehensweise beruhe auf einer anderen Wirklichkeit als der luxemburgischen und sei anders motiviert.

„Arbeit hat sich gelohnt“

Für Steve Kayser entspricht diese Einschätzung nicht der soziokulturellen Geschichte des Schaustellermilieus in Luxemburg: „Denn es gibt auch bei uns noch waschechte Schausteller in der 4. und 5. Generation. Da ändert die Tatsache, dass man nicht mehr ganzjährig im Wohnwagen lebt, nichts am Vorhandensein einer nomadischen Tradition. Noch immer ziehen die Luxemburger Schausteller mit ihren Geschäften von Stadt zu Stadt, um an Kirmessen oder anderen Volksfesten und Events mit ihrem Können und Wissen teilzunehmen. Dazu gesellen sich in Luxemburg auch stets ausländische Kollegen und Kolleginnen mit ihren Wohnwagen. Konkret gesprochen: Auch Luxemburg kennt das Leben im Wohnwagen und bietet lokal gesehen angepasste Stellplätze mit den nötigen Infrastrukturen. Die Schaustellerkultur gibt es demnach auch hier!“

Luxemburg würde sich weiter dafür einsetzen, dass Schueberfouer und Hämmelsmarsch auf die Unesco-Liste des immateriellen Kulturerbes eingeschrieben würden, sagte Eric Thill im Parlament. Was das bedeute, weiß Steve Kayser nicht. Für ihn gibt es im Prinzip nur den Weg, sich dem belgisch-französischen Antrag anzuschließen: „Ich empfehle den Antrag zu lesen: Sie werden nicht enttäuscht sein und feststellen, dass Luxemburg bei sämtlichen angeführten Punkten etwas zu bieten hat.“

Steve Kayser bleibt optimistisch. Jahrelange Arbeit, auch wenn sie oft belächelt worden sei, habe sich gelohnt: „Artikel, Interviews, Bücher, Ausstellungen, Reportagen zur Geschichte der Schaustellerei, Filmdokumentationen zur Schaustellerkultur im Ausland und insbesondere der Schueberfouer, bis hin zu historischen Jahrmärkten haben bewirkt, dass ein wahres Interesse am Topos Schaustellerkultur entstanden ist. Sogar die Uni widmet sich seit einiger Zeit endlich dieser Thematik, so wie es Institute und Hochschulen im Ausland schon länger tun. In dem Sinne ist jede Initiative auch im Hinblick auf die Schueberfouer wichtig.“ 

Luxemburgs Trockenmauern

Wenn’s auch mit der Schueberfouer noch nicht geklappt hat, so darf Luxemburg sich trotzdem über eine neue Anerkennung seines kulturellen Erbes freuen: Während der letzten Sitzung des Unesco-Komitees in Paraguay ist nämlich die Kunst des Trockenmauerbaus offiziell in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen worden.
Dieses traditionelle Bauhandwerk reiht sich nun in die bestehenden fünf luxemburgischen Eintragungen ein, darunter die Springprozession von Echternach, die musikalische Kunst der Hornbläser sowie die Weiden- und Viehwirtschaft, die Wiesenbewässerung oder die Hebammenkunst.
Seit 2018 ist der Trockenmauerbau bereits im nationalen Inventar des Kulturerbes Luxemburgs verzeichnet. Mit der Unesco-Anerkennung würde das jahrhundertealte Wissen über diese Technik jetzt nicht nur global gewürdigt, sondern auch für kommende Generationen gesichert, heißt es in einer Mitteilung vom Kulturministerium. Ebenfalls würde die Rolle der Trockenmauern beim Erhalt ländlicher Landschaften, der Ressourcennutzung und der Förderung der Biodiversität hervorgehoben. 
Die Kunst des Trockenmauerbaus beruht auf einer präzisen und sorgfältigen Technik, bei der verschiedene Steinarten so zusammengefügt werden, dass eine stabile und robuste Struktur allein durch das Gewicht und die Kontaktpunkte der Steine entsteht. Ein Trockenmauerwerk besteht ausschließlich aus Steinen, ohne die Verwendung von Bindemitteln.
An verschiedenen Orten im Großherzogtum wurden Trockenmauern mit sehr unterschiedlichen Funktionen erfasst. Dazu gehören traditionelle Weinbergsmauern entlang der Mosel, Wanderwege durch die Kleine Luxemburger Schweiz, Böschungsbefestigungen im Ösling, Be- und Entwässerungssysteme in den Talsohlen, und so weiter. Vor allem der konsequente Trockensteinausbau der Pfade durch die Felsen des Müllerthals scheint in seiner Art sehr selten zu sein. In dem Sinne wird Luxemburg vom Kulturministerium als Hochburg des Trockensteinbau-Know-hows in der Großregion bezeichnet.

14. Dezember 2024 - 14.41

@Luxmann
Lieber Herr oder liebe Frau Luxmann/frau,
die Pizza aus Neapel ist auch kommerziell, trotzdem ist sie Kulturerbe der UNESCO.
Es geht um die Tradition und die geht im Falle der Schouberfouer und der Hammel immerhin auf Johann den Blinden von Luxemburg zurück.
mago

Pani
13. Dezember 2024 - 11.01

Wat hu mir ower Problemer. Déi lästegFouer dat muss ee sech emol virstellen, virwât net d'Eecherplatz déi ass vun Zéit zu Zéit iwerschwëmmt an gët et se nëmmen eng Kéier op der Erd.

Leila
13. Dezember 2024 - 9.40

Der Hämmelsmarsch ist noch ok, ein Ohrwurm - aber die armen Hammeln dafür mitzuschleifen? Fragwürdig! Die halten sich lieber auf der Wiese als auf Asphalt auf. Früher gab's keine Manegen und da mussten eben Tiere zur Bespaßung herhalten. Heute wahrhaft keine Notwendigkeit mehr!

"Aber wir haben ja den Willi aus Echternach und die Springprozession und...wir sind einziges Großherzogtum der ganzen Universums."

Ganz genau!

Luxmann
13. Dezember 2024 - 8.26

Was eine kommerziell ausgerichtete grosskirmes auf einer unesco weltkulturerbeliste zu suchen hat ist allerdings raetselhaft...dann koennte man auch all die aehnlich orientierten christmaerkte oder neuerdings winterlights dort eintragen...und warum nicht noch den blackfriday rummel.

Freitag 13.
13. Dezember 2024 - 8.20

Die Pyramiden ,Tempel und Häuser der Ägypter,Maya oder Inka stehen auch solide ohne Mörtel.
Das sind Leistungen die Anerkennung verdienen.Aber ein paar Schafe über den Kirmesplatz treiben und die "Kanner lossen hire Kaffi stoen" ? Ich weiß nicht recht. Aber wir haben ja den Willi aus Echternach und die Springprozession und...wir sind einziges Großherzogtum der ganzen Universums.