Doping-Whistleblowerin Stepanowa erhält Startrecht

Doping-Whistleblowerin Stepanowa erhält Startrecht
(DPA/Paul Zinken)

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Die Doping-Whistleblowerin Julia Stepanowa ist ab sofort wieder startberechtigt und gibt bei der EM in Amsterdam ihr Comeback. Auch eine Olympia-Teilnahme rückt näher.

Der Leichtathletik-Weltverband IAAF hat den Weg zum historischen Comeback von Doping-Whistleblowerin Julia Stepanowa frei gemacht. Um 9.01 Uhr am Freitag ließ IAAF-Boss Sebastian Coe mitteilen: Die Russin ist wegen ihrer Verdienste im Zuge der Aufdeckung des massiven Doping-Skandals in ihrer Heimat ab sofort wieder startberechtigt. Damit könnte die 29-Jährige, die in Russland als Staatsfeindin gilt, schon bei der kommenden EM in Amsterdam (6. bis 10. Juli) eine mit Spannung erwartete Rückkehr auf die Laufbahn feiern. Auch ein Start bei den Olympischen Spielen in Rio rückt näher.

Die IAAF hatte am 17. Juni den Bann für Russlands Leichtathleten verlängert und damit auch ihr Olympia-Aus beschlossen, gleichzeitig für einzelne Athleten aber auch eine Hintertür geöffnet – und sich dabei ausdrücklich auf Kronzeugin Stepanowa bezogen. Nun begründete die zuständige Doping-Prüfungs-Kommission der IAAF ihre Entscheidung auf Grundlage der Regel 22.1A(c) mit Stepanowas „außergewöhnlichem Beitrag zum Schutz und zur Förderung sauberer Athleten“. Zudem teilte der Verband mit, dass mehr als 80 russische Athleten – darunter auch Stabhochsprungstar Jelena Issinbajewa – Anträge für Ausnahmeregelungen gestellt hätten. Diese würden geprüft.

Verlässlich getestet

Neben Doping-Gegnern wie Stepanowa kommen dafür aber nur russische Athleten, die im Ausland leben und verlässlich getestet werden, als Einzelstarter infrage. Russlands Leichtathleten hatten zudem angekündigt, in der nächsten Woche vor den Internationalen Sportgerichtshof CAS ziehen zu wollen, um ein Olympia-Startrecht einzuklagen.

Für Stepanowa, die wegen Dopings ab März 2011 rückwirkend für zwei Jahre gesperrt wurde, ist dagegen der Weg zurück auf die große Bühne seit Freitag frei. Am Mittwoch, drei Tage nach ihrem 30. Geburtstag, werden die Augen der Leichtathletik-Welt beim Start der Vorläufe über 800 m in Amsterdam (18.25 Uhr) dann auf der jungen Mutter liegen.

Angst um ihr Leben

Stepanowa und ihr Mann Witali, ehemaliger Mitarbeiter der russischen Anti-Doping-Agentur RUSADA, hatten 2014 den Skandal um systematisches Doping in der russischen Leichtathletik mit ihren Aussagen in der ARD-Dokumentation „Geheimsache Doping“ ins Rollen gebracht. Danach verließen die Stepanows aus Angst um ihr Leben Russland und setzten sich an einen geheimen Ort in den USA ab.

Die IAAF und Coe setzten mit ihrer Entscheidung für ein Startrecht von Stepanowa zudem IOC-Boss Thomas Bach unter Druck. Der Deutsche hatte in dem Fall bisher auf Zeit gespielt. Am Freitag hieß es in einer Mitteilung: „Wie bereits mitgeteilt, wird das IOC den Fall von Frau Stepanowa sorgfältig prüfen, sobald sämtliche Informationen vorliegen, die von der IAAF angefordert wurden.“ Bisher schloss Bach einen Start Stepanowas unter neutraler Flagge in Rio aus, doch das russische Olympische Komitee dürfte die „Verräterin“ kaum für Brasilien nominieren.