Winzer rechnen mit „halbem Herbst“

Winzer rechnen mit „halbem Herbst“
(Isabella Finzi)

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Getrübte Stimmung an der Mosel: Der sich rasant ausbreitende Pilz mit dem Namen „falscher Mehltau“ bereitet den Winzern große Sorgen. Sie rechnen mit bis zu einem Drittel weniger Erträgen.

Beim sogenannten „falschen Mehltau“ handelt es sich um eine Pilzart, die im 19. Jh. nach Europa kam. „Die heimischen Rebsorten haben keinen Immunschutz dagegen“, erklärte Roby Ley, Leiter des „Institut viti-vinicole“ gestern in Remich. Beim Peronospora, wie der lateinische Name des „falschen Mehltau“ lautet, handelt es sich um eine Pilzart, welche zunächst die Unterseite der Blätter der Rebe befällt und später auf die Trauben übergeht. Erst ab Erbsengröße sind die sensiblen Früchte vor dem Pilz sicher. Für die Qualität der Trauben ist der Pilz nicht von Bedeutung.

Robert Mannes vom Weinbauinstitut sprach von einer „nicht befriedigenden“ Gesamtsituation. Viel zu viel Regen und warme Temperaturen haben äußerst günstige Bedingungen für die Verbreitung des „falschen Mehltaus“ (siehe Kasten) geschaffen. Erschwerend hinzu kommt, dass für den Peronospora zwischen sieben und neun Infektionszyklen pro Saison möglich sind. Ein Zyklus dauert zwischen zehn und zwölf Tagen, berichtet Mareike Schultz, Kollegin von Robert Mannes am Weinbauinstitut.

„Halber Herbst“

„Die Befallsituation reicht je nach Weinberg und Betrieb von nicht betroffen bis massiv geschädigt“, erklärte der für Landwirtschaft und Weinbau zuständige Minister Fernand Etgen (DP). Derzeit seien keine Pauschalaussagen über Ertragsausfälle möglich, so der Minister. Vorsichtige Schätzungen gehen von bis zu 30 Prozent weniger bei der Lese 2016. „Wir Winzer rechnen jetzt schon mit einem halben Herbst“, unterstrich Erny Schumacher, Präsident der Vereinigung der Privatwinzer in Luxemburg.

Nach der letzten Ausbreitung 2012 war der Pilzbefall noch nie so stark wie jetzt, waren sich alle Anwesenden einig. Für manche Winzer sei die Saison schon gelaufen, hieß es. Minister Etgen versprach volle Unterstützung für die Betroffenen. Neben dem Pilzbefall machte der Frost zum Saisonbeginn den Winzern zu schaffen. Diese Produktionsausfälle sind durch eine spezielle Versicherung gedeckt, wofür der Staat 65 Prozent der Versicherungsprämie trägt.

Pilzwiderstandsfähige Rebsorten

Dank gezielter Informationen über aktuelle Infektionsrisiken durch Pilzkrankheiten kann der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln im Weinberg auf das Nötigste reduziert werden. Dafür liefern sechs Wetterstationen entlang der Mosel Daten für das Prognosemodell VitiMeteo. Die Experten des Weinbauinstituts geben diese Daten zusammen mit Empfehlungen für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln per Newsletter an die Winzer weiter.

Eine Alternative zu den herkömmlichen Pflanzen bieten pilzwiderstandsfähige Rebsorten, kurz Piwis. Sie sind in Luxemburg seit kurzem zum Anbau zugelassen. Erste Versuchsreihen sind vielversprechend, trotz hohem Infektionsrisiko können diese Pflanzen den aggressiven Schädlingen standhalten. Ob der Verbraucher die neuen Sorten annimmt, muss sich noch zeigen.