Vorsicht, Blitzer: Trier testet Elektroschocker

Vorsicht, Blitzer: Trier testet Elektroschocker

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Die Trierer Polizisten machen den Test. Ab 1. März wollen sie herausfinden, ob Elektroschockpistolen im Streifendienst Sinn machen.

Ab 1. März sollen rund 85 Polizisten der Polizeiinspektion Trier ein Jahr lang Erfahrungen beim Einsatz mit sogenannten Tasern machen. „Ich glaube, dass wir nach dem Test sagen können: Das ist ein gutes Einsatzmittel für Rheinland-Pfalz“, sagte der Leiter der Trierer Polizeiinspektion, Ralf Krämer.

A und O sei eine gute Aus- und Fortbildung der Beamten, damit sie wüssten, welches Mittel sie in welcher Situation am besten einsetzten. Bereits jetzt hätten sie den Gürtelhalter voll Einsatzmittel: Handschellen, Leuchtmittel, Pfefferspray, Schlagstock, Schusswaffe mit Reservemagazin. Dann komme das Elektroimpulsgerät dazu. „Ein Mehr an Einsatzmitteln führt nicht zwingend zu mehr Handlungssicherheit“, sagte Krämer, der seit Sommer eine Landesarbeitsgruppe zum „Distanz-Elektroimpulsgerät“ leitet.

„Taktisch sinnvoll und zielführend“

Die 15-köpfige Expertengruppe hat jetzt einen ersten Bericht vorgelegt. Darin kommt sie zum Schluss, dass der Einsatz von Tasern im Streifendienst „taktisch sinnvoll und zielführend“ sein kann. Zum Beispiel, wenn ein Täter körperlich deutlich überlegen oder besonders aggressiv sei: „Da bietet das Gerät dem Polizisten die Möglichkeit, ihn festzunehmen, ohne ihn erheblich zu verletzen und ohne selbst verletzt zu werden“, sagte Krämer, der von 2011 bis 2016 das Spezialeinsatzkommando (SEK) Rheinland-Pfalz geleitet hat.

Mit einer Elektroschockpistole werde ein Täter fünf Sekunden lang handlungsunfähig gemacht. Dies könne reichen, um ihn festzusetzen, sagte Krämer. In der Regel werde aus einer Distanz von einem bis vier Metern geschossen: Zwei mit Drähten verbundene Pfeile werden in den Brustbereich gezielt – über die Drähte werden dann elektrische Impulse auf den Körper übertragen.

Statt Pfefferspray oder Schlagstock

Nach derzeitigem Wissensstand von medizinischen Experten sei ein Einsatz der Waffe „grundsätzlich ungefährlich“. Beim SEK werden Elektroschockwaffen schon länger eingesetzt. „Das Mittel hat sich dort eindeutig bewährt“, sagte der 49-Jährige.

Taser könnten statt Pfefferspray oder Schlagstock eingesetzt werden. Entscheidend sei, welches Einsatzmittel im Einzelfall „das geeignetste und mildeste Mittel zugleich“ sei, sagte Krämer. Ein Ersatz für eine Schusswaffe sei das Gerät aber nicht. „In akuten lebensbedrohlichen Situationen muss die Schusswaffe gezogen werden“, sagte Krämer. „Ich muss nicht zwingend schießen, aber ich muss sie ziehen. In dynamischen Situationen habe ich vielleicht keine Zeit, erst das eine und dann das andere ziehen.“

Universität Trier begleitet alles wissenschaftlich

Neben Rheinland-Pfalz denken derzeit noch andere Bundesländer über die Einführung von Elektroschockwaffen für Schutzpolizisten nach. Die rheinland-pfälzische Landesregierung macht die Einführung von den Ergebnissen des Pilottests abhängig. Taser ist der Name der Herstellerfirma. Im Januar wird laut Krämer nun das Konzept für Aus- und Fortbildungen geschrieben – und im Februar sollen die Trierer Polizisten geschult werden. „Das Elektroimpulsgerät muss jetzt immer eine Variante sein, um eine Lage zu lösen. Das müssen wir verinnerlichen“, sagte Krämer.

Bei dem Trierer Test sollten in der Regel immer zwei Beamte mit einem Taser unterwegs sein, sieben oder acht Exemplare würden angeschafft. Diese Waffen müssten gelb oder orange sein, um sie von Schusswaffen klar zu unterscheiden. Das Pilotprojekt soll von der Universität Trier wissenschaftlich begleitet werden.