„Vive la fermeture!“

„Vive la fermeture!“
(Claudia Kornmeier)

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Atomkraftwerke treiben in vielen Ländern die Menschen auf die Barrikaden. In Frankreich ist das anders – ein Pannen-AKW in Fessenheim läuft und läuft. Wie lange noch?

Es ist die perfekte Gelegenheit. Die Überwachungskommission für Frankreichs ältestes Atomkraftwerk trifft sich vor Ort in Fessenheim. Außerdem ist zum ersten Mal die Bevölkerung eingeladen. Jeder kann in den dorfeigenen Festsaal kommen und die Vertreter von Politik, Atomaufsicht und Betreiber mit Fragen zu Störfällen und der geplanten Schließung konfrontieren. Voilà, die perfekte Bühne für eine Aktion von Atomkraftgegnern.

Statt „Atomkraft – ein, danke“ steht hier aber „Nein zur Schließung“ auf einem Transparent. Ein paar Dutzend Demonstranten tragen es zum Festsaal. Eine richtige Demo ist das nicht. Da macht der spätere Autokorso nach dem Fußballspiel Italien gegen Spanien mehr her. Die Gendarmerie vor dem Gebäude und die Taschenkontrolle beim Einlass hätte es nicht gebraucht. Viel los ist nicht. Gekommen sind vielleicht 200 Menschen.

Erdbeben, Hochwasser, Terroristen

Unter den Atomkraft-Gegnern hört man kritische Stimmen. Ihre Ängste: ein Erdbeben, Hochwasser, Terroristen. Man denke nur an die unbekannten Drohnen, die 2014 über das Atomkraftwerk flogen. Ein Alptraum. Den Franzosen geht es um ihren Arbeitsplatz: „Ich bin eine der 2.200 geopferten Stellen“, steht auf manchen T-Shirts.

In Fessenheim, dem Dorf, sieht man von Fessenheim, dem Atomkraftwerk, nichts. Die störanfälligen Reaktoren liegen vor den Toren der Stadt am Rhein. Seit 1977. Mittlerweile hat auch der französische Präsident, François Hollande, die Schließung versprochen. Geworden ist daraus bisher nichts.

Der Ruf einer Frau vor dem Festsaal bleibt am Montagabend ein einsamer: „Vive la fermeture!“ – es lebe die Schließung.