„Hier wurde falsch gehandelt“

„Hier wurde falsch gehandelt“
(Thomas Füssle)

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In Saarbrücken legt ein Flugzeug der Luxair nach einem Notfall eine Bruchlandung hin. Ein ehemaliger Pilot wundert sich über den Ablauf der Notlandung. Haben die Piloten einen Fehler gemacht?

„Die hatten unglaubliches Glück. Hier hätte es Tote geben können,“ sagt ein ehemaliger Pilot der Luxair, der nicht namentlich genannt werden möchte, gegenüber Tageblatt.lu. Warum die Maschine den Startvorgang plötzlich abbrach, möchte der Rentner nicht kommentieren. „Das müssen die Flugunfallexperten herausfinden,“ betont er.

Wie der Startvorgang abgebrochen wurde, darüber will sich der Pilot aber äußern. „Wenn ich mir die zahlreichen Bilder anschaue und was ich von den Kollegen gehört habe, ist hier viel schiefgegangen. Natürlich ist es aus der Distanz immer einfach darüber zu spekulieren,“ unterstreicht er und sagt weiter: „Trotz bereits eingefahrenem Fahrwerk hatte man sich im Cockpit entschieden, die Maschine auf die Piste zu setzen“. Aber für einen Notfall bei einem Startvorgang gibt es internationale Regeln.

Falsch gehandelt“

Der ehemalige Luxair-Pilot findet das Vorgehen in Saarbrücken mehr als ungewöhnlich. Er spricht von verschiedenen Phasen bei einem Start eines Flugzeugs (V1, V2 sowie Rotationsgeschwindigkeit). Mit V1 ist „Decision Speed“ (Entscheidungs-Geschwindigkeit) gemeint. Vor diesem Punkt kann der Pilot ohne Probleme einen Startabbruch einleiten, da das Fahrwerk ausgefahren und verriegelt ist.

„Die Maschine muss sich aber über diesem Punkt befunden haben, da das Fahrwerk einfuhr. Normalerweise wird der Start fortgesetzt, ein Notsignal gefunkt, eine Schleife geflogen und wieder gelandet,“ so der Pilot. Es stellen sich jetzt mehrere Fragen. Eine lautet, hatte man im Cockpit zu früh das Fahrwerk eingefahren und damit gegen jede Regel verstoßen? „Hier wurde meiner Meinung nach falsch gehandelt“, betont der ehemalige Flugkapitän.

Interessante Aussage

Er spricht von Glück bei der Aktion:“ Die Maschine hatte keine vollen Tanks mehr und wenig Passagiere an Bord. Sie war also leicht. Die ‚Bruchlandung‘ (er nennt es ein unschönes Wort) verlief den Umständen entsprechend. Der Bremsweg über die Piste war kurz“. 400 Meter weiter und die Bombardier Q400 wäre im Feld gelandet.“

Auf der Pressekonferenz am Mittwochnachmittag verwies Luxair-Chef Adrien Ney gleich mehrmals auf die „langjährige Erfahrung“ der Crew. In diese Aussage kann man jetzt viel reininterpretieren. Der pensionierte Pilot findet diese Aussage gegenüber Tageblatt.lu allerdings interessant ohne weitere Angaben zu machen.

Tausende Flugstunden

Der Kapitän der notgelandeten Luxair-Maschine ist 45 Jahre alt und arbeitet seit Februar 1996 bei der Fluggesellschaft. Er hat bereits über 10.000 Flugstunden absolviert, davon 3.600 auf einer Bombardier Q400, die er am Juni 2007 zum ersten Mal geflogen hat. Laut Luxair hatte er vor dem Flug eine Ruhezeit von 15 Stunden.

Beim Kopiloten handelt es sich um einen 27-jährigen Mann, der seit dem 3. Januar 2011 bei Luxair im Dienst ist. Er hat über 3.000 Flugstunden hinter sich gebracht, davon 1.500 auf der Bombardier Q400 (seit 2013). Der Flug am Mittwoch sein erster nach über zwei Wochen Urlaub. Wer von beiden das Flugzeug zum Zeitpunkt des Absturzes flog, wollte Luxair nicht sagen.

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