Europa und Russland zittern um Erfolg von Marslandung

Europa und Russland zittern um Erfolg von Marslandung
(uwe Anspach/dpa)

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Haben Europa und Russland ihre erste gemeinsame Landung auf dem Mars geschafft? Im Kontrollzentrum der Esa wechselt die Stimmung zwischen Hoffnung und Bangen. Doch ob die historische Mission gelungen ist, müssen die Experten noch analysieren.

Raumfahrt-Krimi auf dem Mars: Für eine mit Spannung erwartete erfolgreiche Landung einer Sonde auf dem Roten Planeten haben Europa und Russland zunächst keine Bestätigung erhalten. „Wir haben noch Hoffnung und bekommen hoffentlich klarere Ergebnisse in der Nacht“, sagte Esa-Chef Jan Wörner am Mittwochabend im Kontrollzentrum in Darmstadt. Bis zum späteren Abend lagen demnach noch keine exakten Daten des Testlandemoduls „Schiaparelli“ vor, aus denen die Wissenschaftler auf einen Erfolg der historischen Mission schließen konnten. Details wollte die Raumfahrtagentur bei einer Pressekonferenz an diesem Donnerstag um 10.00 Uhr MESZ präsentieren.

Die Landung galt als eine zentrale Etappe des Milliarden-Projekts ExoMars. Mit der europäisch-russischen Kooperation wollen Forscher von Esa und ihrem Partner Roskosmos gemeinsam nach Spuren von Leben auf dem sagenumwobenen Nachbarplaneten der Erde.

Einiges noch unklar

„Wir wissen nicht alle Details, aber das ist typisch für einen Test“, sagte Wörner. „Die Daten, die wir heute Nacht empfangen und auswerten, können wir verwenden, um unserer Technik in Zukunft weiter zu verbessern.“ Das Projekt soll Erkenntnisse für eine weitere Landung auf dem Mars liefern.

Zunächst hatten die Experten am Mittwochabend noch Daten von der Sonde registriert. Esa-Experte Paolo Ferri sagte: „Das Signal stoppte an einem bestimmten Punkt, von dem wir glauben, dass er vor der Landung war.“ Bereits 2003 hatte die Raumfahrbehörde die Sonde „Beagle 2“ auf die Marsoberfläche geschickt, doch diese sendete nie Signale.

Funksignale sind entscheidend

Zwar galt grundsätzlich als möglich, dass das Modul „Schiaparelli“ wohlbehalten auf dem Mars aufgesetzt ist. Entscheidend war aber, ob es Signale funkt, die auf der Erde gemessen werden. „Schiaparelli“ sollte gegen 16.45 Uhr MESZ mit einem Tempo von sechs Kilometer pro Sekunde in die Atmosphäre eintreten. Die Flugleitzentrale hatte bereits zuvor mitgeteilt, dass eine präzise Vorhersage der Uhrzeiten für eine Lande-Bestätigung aus technischen Gründen nicht möglich sei.

schwierige Flugmanöver

„Schiaparelli“ und der Satellit „Trace Gas Orbiters“ (TGO) waren vor sieben Monaten vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan gestartet. Sie gehören zum ExoMars-Programm der Raumfahrtbehörden Esa und Roskosmos.

Der Satellit TGO schwenkte am Abend nach schwierigen technischen Flugmanövern auf die vorgesehene Umlaufbahn um den Mars ein. „Es ist wirklich ein großer Moment, dass dieser TGO, mit dem wir Methan in der Atmosphäre untersuchen wollen, schon jetzt ein Erfolg ist“, sagte Wörner. Spuren des Gases könnten auf biologische Aktivität hinweisen.

Auf der Suche nach Leben

„Schiaparelli“, benannt nach dem italienischen Astronomen Giovanni Schiaparelli (1835-1910), soll Esa und Roskosmos mit der Landung helfen, den zweiten Teil von ExoMars vorzubereiten. Für 2020 ist der Start eines Rovers zum Roten Planeten geplant. Dieser soll mit einem Bohrer in die Tiefen des Marsgesteins eindringen, um nach Spuren von organischem Leben zu suchen.

Unklar war zunächst, welche Auswirkungen ein möglicher Fehlschlag auf die weitere Umsetzung des ExoMars-Projekts haben wird. Esa und Roskosmos sehen das Projekt auch als Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen Westen und Ost in politisch heikler Zeit.